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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Ozeans, während all diese schrecklichen Dinge geschahen. Sie versuchte sich mit dem Gedanken zu trösten, dass sie jenseits des Sonnenaufgangs segeln könnten und außerhalb der Reichweite dieses Dings waren, das aus der Nacht über den Intigo kam.
    Sie hielt sich in der Villa ihres Bruders auf, am südlichen Stadtrand in der Nähe des Klaktik- Parks.Als sie gemeinsam zu Abend aßen, klopfte der Nachbar an die Tür. »Am Himmel ist irgendwas«, brüllte er. Und dann rannte er davon und ließ sie mit offenen Mündern stehen.
    Sie öffneten die Fensterläden und blickten hinaus in den Sturm, der sich während des Tages nur in Form grauen Regens gezeigt hatte. Nun aber goss es richtig, und Blitze beherrschten den Abendhimmel. »Ich sehe nichts«, sagte ihr Bruder.
    Aber Macao hatte eine Ahnung, und sie erinnerte sich an Digger Dunn, würde Digger Dunn niemals vergessen. Sie ging hinaus und blickte nach oben. Und in dem flackernden Licht sah sie es: ein gewaltiger Vogel, aber doch kein Vogel, ein Etwas, das sich irgendwie unabhängig vom Wind bewegte und seine Schwingen nicht zu benutzen schien. Sie sah zu, wie es in einer Wolke verschwand.
    Dann kehrte sie ins Haus zurück und erzählte ihrem Bruder, was sie gesehen hatte. »In dem Sturm ist kaum etwas zu erkennen«, gab er zurück. »Vielleicht war es etwas ganz anderes.«
    Aber das war etwas, was nicht von dieser Welt war. Sie wusste es so sicher, wie sie wusste, dass die Kinder im Bett waren.
     
    Nach etwa einer Stunde ließ der Regen nach, und der Donner verstummte. Macao fragte sich immer noch, ob sie vorschlagen sollte, mit den Kindern hinaus in den Sturm zu gehen. Das Fiasko der vorangegangenen Nacht zu wiederholen.
    War es möglich, dass der Ozean über die Ufer stieg? Konnte so etwas überhaupt geschehen?
    Noch während sie darüber nachdachte, fing auf der Straße der nächste Tumult an. Stimmen. Geschrei. Hastige Schritte.
    Rasch eilten sie hinaus in den Hof.
    Leute rannten vorbei. Rannten in Richtung Klaktik- Park.»Ein Wunder!«, rief einer. Und ein anderer: »Steh uns bei.«
    Klaktik war ein großer Park mit Geschäften, einem Badesee für Kinder und einem Versammlungshaus.
    Die Straße hallte von dem Geschrei der Leute wider. »Ich weiß nicht, aber das ist sie.«
    »Was ist denn los?«
    »Die Göttin.«
    »Lykonda.«
    »Das schlimmste Wetter, das ich je erlebt habe.«
    Der Tumult legte sich, als sie sich dem Park näherten. Dort standen vielleicht hundert Leute im Regen. Mehr als hundert. Und weitere kamen aus allen Richtungen herbei.
    Macao stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte zu erkennen, was dort vorging. Da war ein Lichtschimmer in den Baumkronen. Die Leute drängelten sich um den Badesee. Um das Licht.
    Sie konnte nicht erkennen, woher es stammte, aber um sie herum wurde es stiller, alles schien irgendwie langsamer zu laufen, die Leute um sie herum, der Regen, der Wind. Sogar die Kinder.
    In dem Licht stand eine Frau. Unfassbar. Ihre Füße berührten den Boden nicht, hingen einfach so in der Luft.
    Macao wagte kaum zu atmen.
    Die Frau betrachtete die Menge. Sie machte einen heiteren, gelassenen Eindruck, schien manchmal stabil und greifbar, manchmal so substanzlos wie die Wolken zu sein.
    Gekleidet war sie für einen Ausflug in den Wald, grüne Hose, eine weite gelbe Bluse. Und sie trug eine lodernde Fackel in der Hand.
    Die Leute vor Macao nahmen ihre Kopfbedeckungen ab und fielen wimmernd auf die Knie.
    Dies war die schönste Frau, die Macao je gesehen hatte. Und etwas an ihr schien auf unheimliche Art vertraut.
    Die Energie, die die Nacht erfüllte und den Himmel erhellte, drang in Macaos Geist, und plötzlich wusste sie, wer die Frau war.
    Lykonda.
    Die Göttin der Jagd. Schutzherrin der Künste. Beschützerin von Brackel.
    Noch so ein Wesen, das gar nicht existieren dürfte.
    Aber in diesem Moment der Finsternis, der Verwirrung und der Furcht, hieß Macao sie in ihrem Herzen willkommen.
     
    Die Göttin schien kein Teil der physischen Welt zu sein. Der Wind zerrte an den Bäumen, hatte aber keinen Einfluss auf ihre Kleider. Regentropfen funkelten, wenn sie ihre Aura berührten, aber keiner schien sie je zu treffen.
    Und nicht einer in der Menge der Umstehenden sagte einen Ton.
    Macao hörte das ferne Donnern der Brandung und ein kurzes Geschnatter eines Oona irgendwo hinter ihr. Und sie erkannte, dass dies der entscheidende Augenblick in ihrem Leben war. Zum ersten Mal konnte sie sich mit dem Glauben auf dem Intigo anfreunden und

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