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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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andere lebensfähige Kultur, die in den Jahrzehnten der Raumfahrt entdeckt worden war, war die auf Nok. Der Name passte gut zu dieser Welt. Die Bewohner lebten mitten in einem industriellen Zeitalter, hatten aber so viele Höhen und Tiefen durchgemacht, dass sie ihre natürlichen Ressourcen beinahe erschöpft hatten. Ständig bekriegten sie sich, und sie zeigten keinerlei Begabung für Kompromisse oder Toleranz.
    Die Forschungsteams vor Ort hatten in den ersten Jahren massive Schwierigkeiten gehabt, weil sich jeder, der wollte, einfach einen Lichtbeuger genommen hatte und auf die Oberfläche gegangen war. Ständig flogen die Landefähren hin und her und vergeudeten dabei Unmengen Treibstoff. Es kam zu Streitigkeiten um die E-Suits, über die Vorrangstellung der Linguisten und die Kontaktsperre-Richtlinie im Allgemeinen. Eine beachtliche Anzahl der Beteiligten hielt das Vorgehen der Akademie, die lediglich zusah, während die Idioten wieder einmal gegeneinander in den Krieg zogen und dabei unzählige Unbeteiligte töteten, für unmoralisch. So ging es ständig; die Kriege schienen erst zu enden, wenn alle erschöpft waren, und kaum waren sie wieder zu Atem gekommen, fingen sie von vorn an.
    Der Grad der Animositäten unter den Forschern nahm zu, bis allmählich deutlich wurde, dass sich die Menschen nicht gerade weit von dem Entwicklungsstand der Nok abhoben. Es war, als hätte das Protokoll in umgekehrter Weise arbeiten müssen, als müsste es die Menschen vor der weniger weit entwickelten Kultur schützen.
    Auf Lookout gab es keine Anzeichen für Konflikte, aber auch hier ging es um Fragen der Einmischung. Nur waren sie dieses Mal darauf vorbereitet, sich den Einheimischen zu zeigen, sollte es notwendig werden.
    Nicht jeder an Bord war mit dieser Taktik einverstanden. Jason Holder, der sich selbst als einzigen Exosoziologen der Erde bezeichnete, hatte keine Zeit vergeudet, sich Collingdale zu schnappen und ihn davor zu warnen, dass eine Kontaktaufnahme enorme Spätschäden zeitigen könne. Und dass die Goompahs weit besser dran wären, könnten sie das Ereignis ohne Einmischung von außen überstehen. »Wenn wir unsere Nasen da reinstecken«, so hatte er gesagt, »sind schwere Schäden so gut wie garantiert.«
    Als Collingdale gefragt hatte, warum das denn so sein sollte, breitete er die üblichen Erklärungen über den Zusammenprall der Zivilisationen aus, demzufolge die schwächere immer untergehen müsse. »Die Auswirkungen mögen nicht sofort sichtbar sein«, hatte er gesagt, »aber wenn sie einmal begriffen haben, dass es weiterentwickelte Kulturen gibt, werden sie den Mut verlieren. Sie werden sich einfach aufgeben und darauf warten, dass wir ihnen die Welt erklären, für ihre Ernährung sorgen und ihnen zeigen, wie man eine gewöhnliche Erkältung kuriert.«
    »Aber wir haben nicht die Absicht, sie von uns abhängig zu machen«, hatte Collingdale widersprochen. »Wir werden nach dem Ereignis nicht mehr dort sein.«
    »Dann wird es ohnehin zu spät sein. Dann wissen sie, dass wir existieren. Und das reicht.«
    Vielleicht hatte er sogar Recht. Wer konnte das schon mit Bestimmtheit sagen? Aber die Bewohner waren nicht menschlich, also mussten sie auch nicht wie Menschen reagieren. Und vielleicht wusste Holder auch ganz einfach nicht, wovon er sprach. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Koryphäe einen Fehler beging.
     
    Judy Sternberg hatte eine herrische Ader und führte ihr Team wie eine Lehnsherrin. Sie verteilte die Aufgaben des Tages mit allen Details, versah jedes Projekt mit einem Zeitrahmen und erwartete Ergebnisse. Vermutlich hätte sie Unwillen geerntet, hätte sie sich selbst nicht ebenso hart rangenommen.
    Ihre Spezialität war, wie sie erklärte, die Wechselbeziehung zwischen Sprache und Kultur. »Sagen Sie mir«, so pflegte sie zu sagen, »wie Leute Mutter sagen, und ich sage Ihnen, wie sie ticken.«
    Wie Hutch war sie eine kleine Frau und reichte Collingdale kaum bis zur Schulter. Aber sie hatte eine energische Ausstrahlung.
    Sie waren bereits über fünf Wochen unterwegs, als sie ihn fragte, ob er Zeit habe, für einen Moment nach Goompahland zu kommen, dem Teil des Schiffs, der die Linguisten samt ihrer Arbeitsräume und Wohnquartiere beherbergte. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen«, fügte sie hinzu.
    Sie schlenderten über das B-Deck und gingen einen Korridor hinunter, als sich eine Tür öffnete und ein Goompah herauswatschelte und hallo sagte. In der Sprache der Einheimischen. »Challa,

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