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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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bevorstehende Katastrophe regelrecht freuten. Charlie Harding, ein Statistiker, erzählte unbekümmert, wie interessant es sei, die Reaktionen einer primitiven Kultur auf ein Ereignis zu beobachten, das den Einheimischen gewiss »göttlich« erscheinen müsse.
    »Der interessanteste Aspekt«, so sagte er, »wird sich erst hinterher einstellen. Wir werden zusehen können, wenn sie versuchen, das Geschehen zu rationalisieren, um es sich selbst zu erklären.«
    »Wäre das eine menschliche Kultur«, kommentierte Elizabeth Madden, die ihr Leben damit verbracht hatte, Bücher über das Stammesleben in Mikronesien zu schreiben, »würden sie sich fragen, was sie falsch gemacht haben könnten, dass sie sich den Zorn Gottes zugezogen haben.«
    Und so weiter.
    Es wäre unfair zu behaupten, sie wären alle so. Andere begrüßten das Bestreben, die Einheimischen aus den Städten fortzubringen und aus dem Zentrum der Katastrophe zu evakuieren. Aber jeder, der die Bilder von Moonlight und Delta 4418 kannte (wo die erste Omega zugeschlagen hatte), wusste, dass nach einem direkten Aufprall einer Wolke all ihre Bemühungen, die Bevölkerung außer Gefahr zu bringen, vergeblich gewesen sein könnten.
    In den meisten Nächten schickte er vor dem Zubettgehen zornige Botschaften an Hutch, in denen er die Wolken und ihre Schöpfer verdammte.
    Sie gab sich seltsam teilnahmslos. Ja, es stand eine Katastrophe bevor. Ja, es wäre hilfreich, wenn wir etwas tun könnten. Ja, sie aus den Städten herauszuholen, könnte unzureichend sein. Sie wusste all das, lebte jeden Tag mit diesem Wissen, aber sie sprach nie davon, die Akademie in den Hintern treten zu wollen, um etwas in Gang zu bringen.
     
    Von einigen Städten auf dem Isthmus, geordnet nach dem jeweiligen Breitengrad, besaßen sie gute Bilder. Die Namen der Städte waren in den Augen der Linguisten derzeit nicht sonderlich wichtig, doch da sie das Ereignis vermutlich nicht überdauern würden, schien es angemessen, ihnen mehr als nur eine Nummer zu verpassen. Collingdale fragte sich, welche der Städte Mandigol war.
    Die Städte waren schön. Sie waren weiträumig und symmetrisch, die Straßen in einem Muster angelegt, das ein gewisses Maß Planung erahnen ließ, das sich mit den üblichen chaotischen Strukturen gewachsener Ansiedlungen vermischte, die einst als Marktplatz angefangen und sich bald willkürlich in alle Richtungen ausgebreitet hatten. Unglücklicherweise entsprach die Anlage der Goompahstädte exakt dem Muster, das die Wolken anzog.
    Markovers Leute hatten von einem Stil berichtet, der der altgriechischen Bauweise ähnelte. Und sie hatten Recht. Was immer man über die Tölpelhaftigkeit dieser Kreaturen auch denken mochte, sie wussten, wie man eine Stadt anlegt und Gebäude errichtet.
    Das Zentrum der Städte lag gewöhnlich in der Nähe der Küste. Aber er sah Parks und breite Straßen und ganze Gruppen beeindruckender Gebäude im ganzen Stadtgebiet. Brücken kreuzten Bäche und Wasserrinnen und an manchen Stellen sogar breite Flüsse. Straßen und Gehwege besaßen ein hohes Maß geometrischer Präzision.
    Gebäude, bei denen es sich um private Behausungen handeln musste, breiteten sich landeinwärts aus, wo sich die Bebauung lichtete, bis schließlich Wälder das Panorama beherrschten. Er verbrachte Stunden damit, die Bilder zu studieren, die sie von der Jenkins erhielten. Dieser Ort war nicht Moonlight, aber er war es wert, gerettet zu werden.

 
BIBLIOTHEKSEINTRAG
     
    Die Behauptung, einer primitiven Rasse oder Spezies sei am besten dadurch gedient, dass wir uns fern halten, ist absurd. Weigern wir uns etwa, vereinzelten Stämmen in abgelegenen Gebieten von Südamerika, Afrika oder Zentralasien zu helfen, wenn sie in Not geraten? Argumentieren wir dann auch, es wäre das Beste für sie, sie würden an der eigenen Not verhungern, obwohl wir Getreide und Gemüse erübrigen könnten? Zu Zehntausenden an Seuchen zugrunde zu gehen, die wir bereits heilen können?
    Sehen wir uns unsere eigene enttäuschende Geschichte an. Wie viel Elend hätte verhindert werden können, hätte es einen Wohltäter gegeben, der, sagen wir, den Zusammenbruch des hellenischen Staatsgefüges verhindert hätte? Der uns agrartechnisch beraten hätte? Der die Machtergreifung Caligulas verhindert hätte? Der uns erklärt hätte, dass die Kreuzzüge keine gute Idee wären und uns gezeigt hätte, wie wir ein wenig Licht in das dunkle Zeitalter hätten bringen können? Vielleicht hätten wir auf die

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