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Omertà - Die ganze Geschichte der Mafia: Camorra, Cosa Nostra und ´Ndrangheta (German Edition)

Omertà - Die ganze Geschichte der Mafia: Camorra, Cosa Nostra und ´Ndrangheta (German Edition)

Titel: Omertà - Die ganze Geschichte der Mafia: Camorra, Cosa Nostra und ´Ndrangheta (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickie
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war Salvatore Lo Piccolo, der in dieselbe Partanna-Mondello-
cosca
der Cosa Nostra eingeführt worden war wie »Mister Champagne« Gaspare Mutolo und über enge Verbindungen zur Gambino-Familie in den USA verfügte.
    Lo Piccolos Plan traf auf den Widerstand Antonino Rotolos, der aus der älteren Generation jener Bosse stammte, die der »Traktor« als Teil der Strategie des Untertauchens mit Führungsrollen betraut hatte. Rotolo betrachtete die Rückkehr der Exilanten mit unverhohlener Sorge: Als loyaler Anhänger Totò Riinas hatte er sich persönlich an ihrer Auslöschung beteiligt und wusste, dass sein Leben verwirkt wäre, wenn man sie zurückkehren ließe. 2006 hatte Rotolo eine lebenslange Haftstrafe abzusitzen. Zumindest theoretisch: Nachdem er eine Herzschwäche vorgetäuscht hatte, durfte er seine Strafe in der etwas komfortableren Umgebung seines Eigenheims in Villagrazia verbüßen. Wann immer er seine Männer treffen wollte, bestellte er sie in eine bescheidene Garage, die direkt hinter seiner Gartenmauer stand. Dieses Gebäude war jedoch von Polizeibeamten mit Wanzen versehen worden, und so hörten sie, wie Rotolo die Absicht äußerte, Lo Piccolo zu töten. Er wurde verhaftet, bevor er den Plan in die Tat umsetzen konnte.
    Lo Piccolo wurde zum mächtigsten Boss in der Provinz, blieb es aber nicht lange. Im November 2007 wurde auch er verhaftet. In der Ledertasche, die er bei sich trug, fanden Ermittler eine Fülle an Beweismitteln. Darunter war ein Verzeichnis von Unternehmen, die Schutzgelder bezahlten: Die monatlich erpressten Beträge reichten von 500  Euro für einen Laden bis hin zu 10 000  Euro für eine Baufirma. Außerdem fand man Notizen, die Morde und politische Freundschaften diskutierten. Es gab eine aktuelle Landkarte der Mafiafamilien in der Gegend von Palermo. Und es gab ein Heiligenbildchen, auf dem der Schwur stand, den Rekruten bei ihrer Aufnahme in die Organisation leisten: »Ich schwöre der Cosa Nostra Treue. Sollte ich sie jemals verraten, möge mein Fleisch brennen wie dieses Bild.«
    Zu guter Letzt fand man bei Lo Piccolo ein fehlerhaft getipptes Blatt Papier mit dem Titel »Rechte und Pflichten«, so etwas wie die »Zehn Gebote« der Cosa Nostra. Regel eins zum Beispiel untersagte es einem Mafioso, sich als solcher zu erkennen zu geben, nicht einmal einem Freund, »es sei denn, ein Dritter [ein Ehrenmann, den beide kennen] ist anwesend und stellt ihn vor«. Mehrere Regeln wenden sich gegen »unmoralisches« Verhalten: Kein Mafioso sollte nach den Frauen »unserer Freunde« schielen oder seine eigene Frau respektlos behandeln; und ein Mann, in dessen Familie ein »Treuebruch« vorgefallen war, konnte nicht in die Cosa Nostra aufgenommen werden. Die sizilianische Mafia sorgte wie immer dafür, dass sich Herzensangelegenheiten nicht mit Angelegenheiten der Flinte überkreuzten. Obwohl wir ziemlich sicher sind, dass ähnliche Regeln von Anfang an die sizilianische Mafia bestimmten, sind sie meines Wissens noch nie zuvor in schriftlicher Form gefunden worden. Wieder ein Symptom, so schien es, für den beispiellosen Schlamassel, in den die Cosa Nostra geraten war.
    Der Schlamassel wurde noch größer, als im Februar 2008 ein gemeinsamer Einsatz des FBI und der italienischen Polizei zur Verhaftung von 90  Mafiosi zu beiden Seiten des Atlantiks führte. Viele davon waren Mitglieder der Clans, die in den 1980 er Jahren ins Exil geflüchtet waren und die Salvatore Lo Piccolo nach Sizilien zurückgeholt hatte. Die Operation mit dem Decknamen »Old Bridge« verhinderte, dass die amerikanische Cosa Nostra den Ozean überquerte, um ihre sizilianische Schwester zu retten, wie so oft in der Vergangenheit. Sogar mit ihrem Namen zeigte die Operation, dass man aus der Geschichte gelernt hatte: Eine enge transatlantische Zusammenarbeit im Kampf gegen das organisierte Verbrechen zahlte sich aus.
    Mittlerweile wurde die Cosa Nostra schonungslos gejagt. Im Frühjahr 2008 hatten sich Carabinieri dem Mafiaboss Giuseppe Scaduto an die Fersen geheftet und sahen ihn in eine Garage im Stadtzentrum gehen, zu einem Gangstertreffen. Da sie ihre Überwachungstechniken mittlerweile perfektioniert hatten, konnten die Beamten Abhörgeräte und sogar Kameras in der Garage platzieren, um zwischen dem 6 . Mai und dem 27 . Juni live mitzuerleben, wie die Bosse der Cosa Nostra einen Plan ausheckten. Da Provenzano im Gefängnis saß, war es für die Bosse, die noch auf freiem Fuß waren, an der Zeit, sich neu zu

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