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Omka: Roman (German Edition)

Omka: Roman (German Edition)

Titel: Omka: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Aschenwald
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Besonderes war, fasste sie einen stillen Entschluss.
     
    »Mein Gedächtnis kommt zurück«, sagte sie am Abend zu ihm, »langsam, aber es wird immer mehr.«
    Er sah sie an und wusste nicht, ob er sich freuen sollte oder nicht.
    »Weißt du, wie du heißt?«, fragte er.
    Sie nickte. »Omka Rampelhoff«, sagte sie dann.
    »Das passt ja gar nicht zusammen«, sagte er und nahm einen Schluck Wein.
    »Natürlich nicht. Denkst du, wenn ich mit Nachnamen Enduni oder so was Exotisches hieße, dass ich dann einen so ausgefallenen Vornamen brauchen würde?«
    Er lachte.
    »Und jetzt – muss man das nicht der Polizei sagen?«
    »Doch«, sagte sie »morgen.« Sie schaute auf das Gemüse auf ihrem Teller.
    »Ist etwas?«, fragte er.
    Sie sagte eine Weile nichts. Dann flüsterte sie: »Ich … was ist, wenn ich einen Mann habe?«
    Ihm fiel ein Bild ein. Ein weiß blühender Kirschbaum mitten in der stockdunklen Nacht. Etwas Weißeres kann es wohl nicht geben, dachte er sich, und ihm wurde unbehaglich.
    »Ich meine … nur weil ich keine Kinder habe …«, sagte sie.
    »Du brauchst dich nicht zu sorgen«, sagte er. »Wenn du keinen Mann hättest«, sagte er fröhlich, »dann würde ich dich wahrscheinlich auch nicht mehr mögen. Es gibt einen französischen Philosophen, der sagt, Liebe besteht hauptsächlich aus Neid. Einen, den keiner will, will auch keine haben.« Er stockte, sprach immer langsamer und sagte dann: »Ich wollte jetzt eigentlich … ich meine …«
    Da stand sie auf und schlug ihn. Sie schlug ihm ins Gesicht und setzte sich wieder hin. Er war fassungslos.
    »Was …«, sagte er, und als er sah, dass sie nicht reagierte, sagte er plötzlich aufspringend: »Sag mal, was soll denn das? Omka! Bist du nicht mehr bei Trost?«
    Sie sah ihn an. »Was ist denn?«, fragte sie ruhig.
    »Ich … ich meine, du … du hast mich eben geschlagen, mitten ins Gesicht und … und fragst mich, jetzt fragst du mich, was los ist?«
    Ihre Augen wurden leer. »Du hast mich auch nicht gefragt, ob du so kalte Sachen sagen darfst, du sagst sie einfach.« Sie drehte eine Strähne ihres Haares zwischen den Fingern und sah ihn schief von der Seite mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Was?«, fragte er ungläubig, »deshalb hast du mich geschlagen?«
    Sie zog die Augenbrauen hoch und sagte mit demselben leeren Blick: »Ja.«
    »Und was daran kränkt dich so, dass du mich schlagen musst?«, fragte er und hielt sich die Hand immer noch an die Wange, obwohl sie nicht mehr wehtat.
    »Ich will nicht reden«, sagte sie, »sonst hätte ich dich nicht geschlagen.« Er schüttelte den Kopf, drehte sich um und wollte gehen, als sie ihn hastig fragte: »Bist du mir jetzt böse?«
    Er drehte sich um und sah sie erstaunt an. »Meinst du das ernst?«, fragte er.
    »Ja«, sagte sie, und ihr Blick war klar und ohne Ironie.
    Er merkte, dass die Narbe an seiner Brust zu jucken begann und dachte, das sei ein gutes Zeichen, dass die Hautränder wieder zusammenwuchsen.
    »Ich … ja, ich bin dir böse!«, sagte er zögerlich.
    Ihr leerer Blick machte ihm ein banges Gefühl und forderte ihn gleichzeitig zu etwas heraus, aber er wusste nicht genau, zu was. Sie stand auf und trat einen Schritt auf ihn zu. Draußen war es schon lange dunkel. Ihre Augen ruhten auf ihm.
    »Wie böse denn?«, fragte sie, und ihr leerer Blick verschwand.
    »Ich … was soll die Frage«, sagte er. »Das ist doch absolut unwichtig. Ich verstehe nur nicht, warum du mich ins Gesicht geschlagen hast. Du hättest immerhin etwas sagen können, und wir hätten uns aussprechen können, wir hätten ein Glas Wein trinken können, und ich hätte dir erklären können, was ich gemeint habe und dass ich es wahrscheinlich einfach zum genau falschen Zeitpunkt gesagt habe. Dann wäre das alles nicht …«
    Er hörte auf zu sprechen, weil sie noch einen Schritt auf ihn zumachte. Sie stand ganz nah. Ihre Augen waren jetzt wach.
    »Dann wehr dich doch«, sagte sie leise, »oder hast du Angst, weil ich eine Frau bin?«
    Sein Blick fiel auf das Muttermal an ihrem Hals, und in dem Moment dachte er, es passe nicht zu ihr. »Sie ist verrückt«, dachte er kurz, und ihm fiel ihr Schwimmunfall ein und das Trauma und der Gedächtnisverlust und die Psychiatrie.
    »Omka«, sagte er leise, »was ist denn mit dir?«
    »Wieso fragst du, was mit mir ist? Wieso tust du so, als wüsste ich nicht, was ich tue? Ich bin doch nicht unzurechnungsfähig!«
    Sie sah ihn wütend an. Seine plötzliche Milde und sein

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