Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
übernommen.«
»Das ist gut.« Immerhin wusste Heinrich genau, was zu tun war.
»Wegen der anderen Sache …«
»… reden wir ein anderes Mal«, beendete ich seinen Satz.
»Natürlich. Wie geht es Seiner Majestät?«
»Nicht gut.«
Elias schluchzte zur Bestätigung. Heinrich schwieg am anderen Ende der Leitung.
»Vielleicht ist es ganz gut, dass Merkutio im Moment bei Euch wohnt.«
»Ja«, stimmte ich zu. »Wer weiß, wozu es gut ist.« Ich wischte mir eine Träne von der Wange. »Wir sehen uns, Heinrich.«
»Richtet Seiner Majestät bitte aus, dass er sich alle Zeit der Welt nehmen kann. Ich werde mein Bestes geben, ihm den Rücken freizuhalten.«
»Danke«, sagte Elias heiser. Ich war mir sicher, dass Heinrich es gehört hatte.
»Mach‘s gut, Heinrich.«
»Auf Wiederhören, Eure Majestät.«
Ich legte auf und küsste Elias‘ Stirn.
»Jetzt haben wir beide den halben Tag verpennt, also heißt es heute Abend wohl wieder: RUF MICH AN!«, versuchte ich unter Tränen zu scherzen. Elias sah mich fragend an.
»Möchtest du eine Telefonnummer haben, wo du mit - ich zitiere geilen Schlampen mit mega Möpsen sprechen kannst? Falls ja, ich kann sie dir geben! Ach, und in den nächsten Tage kommt ein Paket mit Pickelcreme für mich.«
Ein tapferer Mundwinkel schaffte es für wenige Sekunden, sich zu heben. Zur Belohnung küsste ich ihn.
»Darf ich mir auch so einen Obstschneider kaufen? Der zerfetzt sogar Leder!«
Elias nickte und schien verstanden zu haben, dass ich von nächtlichen Dauerwerbesendungen sprach.
Nachdem Elias sich genährt hatte, waren wir gemeinsam baden gegangen. Roman hatte natürlich das Trinken verweigert, also hatten seine Kinder jeder noch eine halbe Portion extra bekommen.
»Er macht sich Vorwürfe, dass er den Attentäter nicht hat kommen sehen«, sagte Elias, nachdem er seit Romans Verweigerung kein Wort mehr gesprochen hatte.
»Dann weiß ich ja, woher du das hast.«
»Es muss grauenhaft für ihn sein.«
Ich zog seinen im Badewasser lauwarmen Körper näher zu mir heran. Die Idee, baden zu gehen, war von mir gekommen. Ich wusste, dass Elias es liebte und ich würde alles tun, um ihm auch nur eine kleine Freude zu machen.
»Möchtest du mir nicht ein paar Vorwürfe wegen meines grauenhaften Verhaltens machen?«, flehte ich ihn an. So musste sich Heinrich gerade fühlen, er wollte auch bestraft werden. Statt zu antworten, begann er zu weinen. Die Wunden, die ich ihm zugefügt hatte, waren noch zu groß. Er brauchte mich, meine Wärme und Liebe, um sie verheilen zu lassen. Vielleicht konnte er ja danach mit mir schi… autsch … was war das? Verdammte SCHEIßE, das tat WEH!
»Was ist los?«, fragte Elias, plötzlich ganz gefasst.
»Ich glaube, dein Sohn will jetzt endlich die Lage von außen checken.«
KAPITEL 16
Wenn Schmerzen eine Farbe hätten, dann wären sie sicher blutrot – oder quietschgelb. Es war fünf Uhr morgens und die Wehen kamen immer noch mit fünfzehn Minuten Abstand. Viel zu lang dafür, dass es endlich losgehen sollte. Elias hatte mich in das eigens für die Geburt eingerichtete Zimmer oben in der Villa gebracht, wo Dr. Bruhns mich mit einem Wehenschreiber vernetzt hatte. Da ich einen kleinen Vampir erwartete, konnten wir uns das Gerät für die Herztöne sparen. Sie waren eh nicht zu hören, für niemanden, nicht mal für einen Vampir. Meine Frauenärztin war in einem Stuhl am Bettende eingenickt. Ich wollte auch schlafen, schaffte es gelegentlich auch kurz, zwischen den Wehen ein wenig zu dösen, aber das war nicht wirklich erholsam. Elias hielt sich tapfer neben mir. Mit der Ruhe und der Geduld eines Engels bewachte er mich und ertrug mein Jammern und Klagen.
»Wenn ich irgendwann anfange dich zu beschimpfen«, flüsterte ich kurz nach einer Wehe, »dann nimm das bitte nicht ernst.«
Elias streichelte mir mit seiner kühlen Hand über den Kopf.
»Versuch ein bisschen zu schlafen«, hauchte er beinahe tonlos und küsste meine verschwitzten Lippen. Ich schloss meine Augen und inhalierte seinen wunderbaren Vampirduft. Es half irgendwie, also zog ich ihn näher an mich heran. Die Welt um mich herum verschwamm für einen Moment, dann sah ich plötzlich in Emilias Gesicht. Ihre Augen musterten mich verwundert, doch irgendetwas an ihr war seltsam. Die Form ihrer Wangen, es war, als hätte man Emilias Gesicht über meine Kopfform gelegt. Sie lachte und schüttelte ihren Kopf. Selbst das wirkte irgendwie fremd. Dann tauchte mein Vater neben ihr auf und
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