Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
Moment fühlte. Ungläubig hob ich meine Hand und legte sie auf seine Brust. Tränen liefen meine Wangen hinunter und ich versuchte sie verzweifelt wegzublinzeln. Mein Mund muss offen gestanden haben, denn als ich ihn schloss, war er ganz trocken. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein. Elias‘ Duft strömte in meine Nase und brachte meine Knie zum Schmelzen. Kühle Hände legten sich über meine heiß geweinten Wangen.
»Kätzchen«, flüsterte er ganz nah an meinem Gesicht. Ich lächelte, der Klang seiner Stimme war noch schöner, als ich ihn in Erinnerung hatte. Kein Telefonat, nicht mal seine Kopfstimme, kam dem nah. Kühle Lippen legten sich auf meine. Sie waren so weich, so willkommen. Meine Beine konnten mich nicht mehr tragen, doch Elias fing mich auf. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und sah, dass auch er weinte.
»Lass uns nach Hause fahren«, schlug er heiser vor.
»Nichts lieber als das!«
»Du siehst unheimlich müde aus«, brachte ich im Auto heraus. Ich lag in seinen Armen und genoss, wie er mir über Kopf und Bauch streichelte. Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete ich Anastasija und Melissa, die über dem Schaltknüppel des Autos Händchen hielten und sich verliebte Blicke zuwarfen. Elias küsste meine Stirn.
»Wir sind alle geschafft«, flüsterte er in meine Haare. Melissa drehte uns ihren Kopf zu.
»Selbst Heinrich war stehend k.o.«, erzählte sie mir freudig.
»Es ist schön, dein Gesicht wiederzusehen, Melissa«, sagte ich und sie lächelte.
»Hat mein Vater sich benommen?«
»Ääh ja«, log ich und Ana brach in Gelächter aus. Ungläubig sah Melissa sie an.
»Miri lügt, ohne rot zu werden«, gluckste sie.
Elias müde Muskeln spannten sich an.
»Was hat er getan?«, wollte er wissen. Seine Augen forderten eine Antwort.
»Mit Miriams Tante geschlafen«, plapperte Ana. Elias sah zu Melissa, die anscheinend in eine Art Schockzustand verfallen war. Plötzlich schüttelte sie sich vor Lachen.
»Das wollte ich gar nicht wissen«, jammerte sie. Wer will so etwas auch schon von seinen Eltern hören? Ich musste über ihren Ton lachen, sie klang total angewidert, aber auch irgendwie belustigt. Sie sah wieder zu uns nach hinten und grinste. Mit ihrem Kinn deutete sie auf Elias neben mir. Er schlief! Leise lachend hob ich einen Finger an meinen Mund. Den Rest der Fahrt verbrachte ich damit, die sich streichelnden Hände von Ana und Melissa zu beobachten und Elias‘ Duft zu genießen.
»Hey!«, flüsterte ich und rüttelte an meinem Mann, als wir das Tor zur Villa passierten. Wie ein Toter! »Elias?«, sagte ich lauter und er schreckte auf. »Wir sind da.«
Wie in Trance taumelte er wenige Minuten später aus dem Auto und gemeinsam mit mir runter in unsere Wohnung. Nachdem ich hinter mir die Tür geschlossen hatte, schloss ich ab. Ich weiß nicht genau, wieso, aber ich tat es und fühlte mich gut dabei. Elias war ohne Umwege ins Schlafzimmer gewankt und als ich folgte, fand ich ihn quer über das Bett gelegt schlafend vor.
»Na, das ging ja schnell«, stellte ich lachend fest und krabbelte neben ihn. Vorsichtig machte ich mich an seiner Krawatte zu schaffen und lockerte den Knoten. Ich konnte sie ihm abstreifen, ohne dass er aufmuckte. Als nächstes nahm ich mir seinen Gürtel und dann die Schuhe vor. Ich schaffte es sogar, ihm die Hose auszuziehen, aber bei Sakko und Hemd blieb ich ratlos. Mit den Schultern zuckend machte ich mich auf ins Ankleidezimmer, um eine Wolldecke aus dem Schrank zu holen. Ich breitete sie über ihm aus und legte mich zu ihm. Es war viel zu früh zum Schlafen und ich war viel zu aufgekratzt, aber das war jetzt alles egal. Ich hatte meinen Mann endlich wieder und konnte mich, wenn nötig, Stunden lang damit beschäftigen, ihn einfach nur anzusehen. Endlich würden die Wohnung und das Bett wieder nach ihm riechen. Vor Freude strahlend hob ich eine Hand und strich ihm sanft über die Wange. Er öffnete gequält die Augen.
»Na, sag mal«, schimpfte ich ihn erstaunt, »ich kann an dir rupfen, um dir deine Klamotten auszuziehen, aber wenn ich dich streichle wachst du auf?«
Er hob einen Mundwinkel, um zu lachen. Für den anderen war er zu müde.
»Mir ist endlich wieder warm«, nuschelte er schlaftrunken. Ich gab ihm einen Kuss, was ihm die Kraft gab, auch den zweiten Mundwinkel hochzuziehen.
»Wir haben jetzt drei Tage für uns«, blubberte es weiter aus ihm heraus.
»Wirklich?«, fragte ich erstaunt. Er nickte und setzte sich beinahe in
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