Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
kannst.«
Ilian sah betreten zu Boden. Seine Familie war unter den abtrünnigen Vampiren.
»Es tut mir leid, dich in eine so unangenehme Situation zu bringen, aber bitte versteh, dass deine Eltern und die anderen eine Gefahr für uns darstellen.«
»Wir … wir sind nie lange an ein und demselben Ort geblieben. Krischan ist mit uns durch die Welt gezogen.«
»Mist«, seufzte Elias und fuhr sich durch die Haare. Ilian musste die Wahrheit gesagt haben, denn mit Sicherheit hatte Elias ihn mental überprüft.
»Kannst du mir denn sagen, mit wie vielen Anhängern wir rechnen müssen?«
»Zwischen achtzig und hundert.«
Elias und mir fiel synchron die Kinnlade herunter und ich griff instinktiv nach meinem Bauch, als wolle ich den Kleinen darin vor bösen Nachrichten beschützen. Doch Baby-David war tapfer und übte Karate in meiner Gebärmutter.
»Entschuldige, dass ich dich so anstarre«, sagte Elias zu Ilian und schüttelte seinen Kopf, »aber wir hatten mit bedeutend weniger gerechnet.«
»Krischan hatte viele Anhänger und wir waren auch nicht immer alle am selben Fleck.«
Wieso hatte ich plötzlich das Gefühl, dass Melissa hier sein sollte?
»Es regnet Attentäter vom Himmel«, jammerte Elias und sank in seinem Stuhl zusammen.
»Wenn die so tief fliegen, gibt’s Regen«, versuchte ich zu scherzen. Zumindest Ilian fand es lustig. Elias hingegen lehnte seinen Kopf nach hinten auf die Stuhllehne und starrte die Decke an.
»Ich wünschte, ich könnte irgendwie helfen«, sagte Ilian und sah erst mich und dann Elias entschuldigend an.
»Denkst du, dass ihre Treue so weit geht, dass sie mich ermorden würden?«, fragte Elias mit einem Mal und mir drehte sich der Magen um.
»Ja, definitiv. Es tut mir leid. Es sind sehr alte, teilweise sehr brutale Vampire. Meine eigenen Eltern hätten mich von Krischan töten lassen, wenn er es verlangt hätte.«
»Autsch«, staunte ich.
»Merkutio sollte besser in Eurem Schutz leben, bis die Sache vorbei ist«, riet uns Ilian. »Wenn ich mich nicht irre, war es seine Klinge, die Krischan tötete?«
Elias nickte und atmete tief durch. Dann sah er mich ernst an.
»Das schaffen wir nicht alleine. Ich werde die Ältesten einberufen.« Diesen Schritt tat Elias sicher nicht gerne.
»Okay«, flüsterte ich mit belegter Stimme. Mann, dieses Parfum von dem Wachmann war ja grauenhaft. Mir wurde richtig schlecht davon.
»Kayleigh wird ihren Spaß haben«, sagte Ilian kleinlaut, in der Hoffnung, damit nichts Falsches gesagt zu haben. Dabei war es jedem Vampir bekannt, dass die Gute alles, was mit Mord und Todschlag zu tun hatte, toll fand. Sie würde mit Freude auf die Suche nach Krischans Anhängern gehen.
»Unser Spähtrupp hat bisher versagt, aber ich glaube, dass die Ältesten haben besser Chancen«, grübelte Elias laut. »Besonders wenn sie hören, dass einer der ihren in Gefahr ist.«
Es herrschte eine Zeit lang Stille.
»Ich hoffe nur, dass sie nicht allzu sehr in der Welt verstreut sind«, setzte Elias wieder an. Ilian schien der Geruch nun auch an seine Grenzen zu bringen und er drehte sich zu dem Wachmann um.
»Kenne ich Euch?«, fragte er. Der andere Vampir schüttelte seinen Kopf. Ich weiß nicht warum, aber die Situation machte mir irgendwie Angst.
Ana? Ana? Ana? Ana? dachte ich immer weiter, in der Hoffnung, sie würde kurz bei mir hereinschauen.
Was ist mit ihr? fragte mich Elias, während unser Gast und der Wachmann sich noch immer anstarrten.
Sag bitte deiner Schwester, dass sie Melissa herschicken soll.
Wieso?
Tu es einfach, bitte!
Okay. Ich vernahm ein mentales Schulterzucken. Erledigt.
Danke. Ich entspannte mich wieder ein wenig.
»Euer Geruch, irgendwo unter dem ganzen Parfum, kommt Ihr mir so vertraut vor«, grübelte Ilian und nun schien auch Elias irgendwie alarmiert. Der Wachmann schüttelte wieder nur seinen Kopf und das war das Letzte, was meine menschlichen Augen erfassen konnten. Eine Sekunde später schoss etwas durch das Fenster und ließ es zersplittern. Ich zuckte zusammen und schrie. Eine kalte Hand hielt mir die Augen zu.
»Danke, Eure Majestät«, hörte ich Ilians verängstigte Stimme ganz nah bei mir. Hielt er mir die Augen zu?
»Was ist passiert?«, wollte ich wissen.
»Komm, mein Engel«, flüsterte Elias und half mir auf die Beine. »Ich werde dir alles erzählen, aber du sollst das hier nicht sehen.«
Gestützt von ihm ging ich ein paar Schritte. Es war Elias‘ Hand, die mich blind machte.
»Danke, Melissa«, sagte
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