Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
»Magst du dich wieder umdrehen, damit ich noch etwas mit dir kuscheln kann?«
Er errötete und sein eben noch ernstes Gesicht sah nun peinlich berührt aus.
»Ähm ja … gib mir noch einen Moment, okay? Ich würde … ähm … noch gerne etwas auf dem Bauch liegenbleiben.«
Ich kuschelte mich an ihn heran und schlang einen Arm um ihn. Als sich unsere Nasenspitzen berührten, studierte ich seine funkelnden Augen.
»Schon okay«, flüsterte ich und strich über seinen Kopf. »Bleib liegen, mein Schatz.«
»Wenn du splitternackt neben mir liegst, ist das nicht gerade förderlich.«
»Wir müssen dich abhärten«, sinnierte ich. Aber wie? Sollte ich ständig nackt herumrennen, damit es ihm irgendwann langweilig wurde?
»Richtig«, sagte Elias, »in eindeutig zweideutiger Weise.«
Wir lachten beide und schließlich schlief ich noch einmal ein.
Ich wäre allerdings besser wach geblieben, denn ein Alptraum breitete sich in meinem Kopf aus. Es begann alles ganz harmlos und eigentlich sehr schön. Ich saß mit Calimero im Arm auf einer Couch im größten der zahlreichen Wohnzimmer der Villa. Mein Sohn sah so wunderschön aus. Pechschwarze Haare umspielten sein weißes Gesicht, aus dem mich ein Paar hellblaue Augen verspielt anfunkelten. Er drückte meinen Zeigefinger mit seiner kleinen Hand und sabberte vor Freude. Ich befreite meine Hand aus der Umklammerung und nahm eine Stoffwindel, um ihm das Gesicht trockenzureiben. Er quietschte fröhlich und griff nach dem Tuch. Mit einem Ruck hatte er es sich über den Kopf gezogen.
»Na, willst du mir helfen?«, fragte ich ihn. »Kannst du dich schon alleine saubermachen?«
»Bnäää«, war die Antwort unter dem Tuch. Ich hob es an, um ihn wieder zu sehen und wollte gerade etwas antworten, doch da war es mir, als würde das Zimmer plötzlich heller werden. Der Grund dafür lehnte im Türrahmen und grinste uns zu.
»Na, ihr zwei?« Elias hatte eine Mappe in der Hand und ließ sie kreisen.
»Na, du Einer? Was hast du da?« Ich sah auf seine Hand und sein Blick folgte mir.
»Eine dumme Sache, bei der ich nicht weiterweiß.« Er seufzte. »Ich wollte dich fragen, ob du es dir einmal durchlesen könntest und mir deine Meinung sagst.«
»Leg es mir dahin«, ich nickte mit dem Kopf auf einen Beistelltisch neben der Couch, »ich lese es mir später durch.«
Elias schlenderte zu mir und Calimero herüber und ließ sich neben uns nieder.
»Löööh!«, sagte der Kleine und streckte seine Ärmchen nach seinem Vater aus. Elias legte eine Hand auf seinen Bauch und streichelte mit dem Zeigefinger über das Kinn des Babys. Vor Freude begann Calimero wieder zu sabbern.
»Was ist los mit dir?«, fragte ich, als Elias keine Miene verzog. Mein Mann seufzte und hob kurz die Mappe an.
»Die Sache bereitet mir Kopfzerbrechen.« Zu meinem großen Entsetzen, interessierte mich das im Traum nicht die Bohne. Ich war viel zu sehr in jede Regung meines Babys vertieft und bekam nur am Rande mit, dass die Sache Elias wirklich wichtig und eilig war. Er hielt mir die Mappe hin.
»Könntest du es dir gleich durchlesen? Ich nehme solange den Kleinen.« Liebevoll lächelte er sein Baby an und im Traum wurde mir klar, dass er die Auszeit mit dem kleinen Glücksbündel gut gebrauchen konnte. Dennoch wollte ich sie ihm nicht gönnen, ich weiß wirklich nicht warum.
»Ich habe doch gesagt, dass ich es mir gleich durchlese«, keifte ich. »Leg es mir dahin, ich muss erst noch David stillen.«
Die Augen meines Babys lagen freudig auf seinem Vater, welcher mich verletzt und traurig ansah.
»Ok, entschuldige«, flüsterte Elias und legte die Mappe auf den Beistelltisch, »ich wollte dich nicht stören.« Damit stand er auf und verschwand. Die Frage, wohin und was er da wohl tat, lag mir noch im Kopf, als ich gelähmt vor Angst aufwachte. Wieso war ich so gemein gewesen? Würde mich nach Calimeros Geburt nichts anderes mehr interessieren?
»Oh, bitte nicht, lieber Gott«, flüsterte ich leise. War es nur die Angst, den Spagat zwischen, Mutter, Ehefrau, Königin und Studentin nicht zu schaffen? Ich sah zu meiner Seite. Elias lag nicht mehr da und als ich genau hinhorchte, hörte ich die Dusche. Ich schnappte mir die Decke und ging damit ins Wohnzimmer. Ich rollte mich so auf der Couch ein, dass ich die Tür zum Badezimmer im Auge hatte. Elias wusste längst, dass ich wach war und so war es auch kein Wunder, dass ich nicht lange auf ihn warten musste.
»Wieso bist du denn schon auf?«, fragte er und
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