Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
Ordnung in das Chaos zu bringen, welches während seiner Abwesenheit entstanden war. Wenn man Elias mit Unordnung konfrontierte, konnte man ihm genau ansehen, wann sein Gehirn anfing zu überhitzen. Der genervte, verzweifelte Gesichtsausdruck ließ nicht lange auf sich warten. Ich streckte mich auf seinem schicken Sofa aus dem was-weiß-ich-wievielten Jahrhundert aus und versuchte es mir zwischen den goldenen Schnörkeln so bequem wie möglich zu machen. Elias sortierte inzwischen seine Unterlagen auf drei verschiedene Stapel und seufzte.
»Fühlst du dich fit genug?«, fragte er plötzlich.
»Ja, wofür?«
»Hauptsache erst einmal Ja gesagt«, sagte er lachend und schüttelte den Kopf.
»Ich fühle mich ja auch fit.«
»Fit genug für einen Marathon?«
»Unwahrscheinlich in meinem Zustand, also raus damit: Wie kann ich dir helfen?«
»Du könntest einen Teil der Anfragen durchlesen und sie beantworten.«
»Her damit!«, rief ich aus. Ich war richtig Neugierig, was unsere Untertanen so alles von uns wollten.
»Wenn Ilian weg ist«, vertröstete mich Elias und lächelte mir zu. »Dann hast du in deinem Babygefängnis etwas zu tun.« Er zwinkerte mir zu.
»Den Gedanken hast du mitgehört?« Ich wurde rot.
»Ja, aber ich verstehe dich.«
»Puuh!« Ich grübelte. »Und wie beantworte ich die Schreiben? Haben wir ein offizielles Briefpapier mit Stempel?« Ich meinte das eigentlich im Scherz, doch Elias nickte.
»Ja, ich bin allerdings noch nicht dazu gekommen mich mit dir wegen eines Siegels beziehungsweise eines Wappens zusammenzusetzen.« Er atmete tief durch. »Also nutzen wir zurzeit noch das der Ältesten.«
»Das ist aber kein Dauerzustand?«
»Nein.« Er lächelte seine fertig gestapelten Papiere an.
»Muss ich vorher mit dir Rücksprache halten oder darf ich frei entscheiden?«
Er sah mich etwas vorwurfsvoll an.
»Was?« Das war doch eine berechtigte Frage oder hatte ich etwas Blödes gesagt?
»Miriam, du bist die Königin, nicht meine Sekretärin. Du darfst deine eigenen Entscheidungen treffen! Dein Wort ist genauso viel Wert wie meines. Wir sind doch nicht im Mittelalter.«
»Sagte der Vampir.«
»Hey, ich bin nicht viel älter als du«, protestierte er.
»Oh doch?«, ärgerte ich ihn. »Du alter Sack!«
Er lachte und schüttelte den Kopf. »Ich habe dich wirklich vermisst, du bissiges Ding.«
»Sagte der Vampir.«
»Könntest du dieses sagte der Vampir sein lassen?«
»Ja, du Ding!«
Er biss sich auf die Unterlippe und versuchte nicht zu lachen.
»Ich würde dich jetzt gerne übers Knie legen und …«
Es klopfte an der Tür.
»Herein, wenn‘s kein Schneider ist«, rief ich und Elias erhob sich hinter seinem Schreibtisch. Die Tür ging auf und Ilian kam gefolgt von einem unserer Wachvampire herein. Irgendwas störte mich an letzterem. Er trug eine Sonnenbrille und eine tief ins Gesicht gezogene Kappe. Das war es aber noch nicht, was mich so störte. Erst als ich sah, wie Ilian und dann auch Elias die Nasen rümpften, wurde es mir klar. Dieser Vampir war eindeutig in einen Eimer Duftwasser gefallen. Jesus Christus, hatte er darin gebadet?
»Eure Majestäten«, begrüßte uns Ilian und verbeugte sich erst vor mir und dann vor Elias. Sein Blick glitt dennoch zurück zu mir. »Wie lange dauert es noch?« Er sah auf meinen Bauch, die roten Augen voller Vorfreude.
»Acht Wochen ungefähr«, gab ich stolz zurück.
»Ihr werdet sicherlich eine wunderbare Mutter werden.«
Ich lachte. »Meinst du?«
»Ihr habt Euch selbst um mich so liebevoll gekümmert, da wird es bei Eurem eigenen Kind nicht anders sein.«
Elias war vor den Schreibtisch getreten und neigte leicht seinen Kopf vor unserem Gast.
»Ihr seid sicher sehr Stolz, mein König?«
»Ja, Ilian. Das bin ich wirklich.« Elias wies ihm, sich zu setzen und nahm selber wieder Platz. »Bitte entschuldige die Unordnung, ich bin seit meiner Rückkehr noch nicht dazu gekommen, hier aufzuräumen.«
»Unordnung hat mich noch nie gestört.« Ilian grinste. Gesund und voller Kraft war er und, wie alle Blutsauger, ein richtiger Augenschmaus. Dunkle Haare, die er zu einem wuscheligen Irokesen geformt hatte und eine große, stattliche Erscheinung. Wie ein Fußballspieler … Ja, er hatte wirklich ein bisschen was von einem schwarzhaarigen David Beckham.
»Aber sagt mir, mein König, wie kann ich Euch helfen?«
»Wir erhoffen uns, dass du uns Hinweise zu einem oder mehreren möglichen Aufenthaltsorten von Krischans Anhängern geben
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