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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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Minnesota

    „Wow, Kateri, was für ein Meisterschuss!“, rief er gedämpft in die Nacht und zuckte zusammen, weil jeder Atemzug ihn schmerzte. Er hörte es leise rascheln, und dann wurde das Licht einer Taschenlampe angeknipst. Schützend hob er eine Hand vor die Augen. Kateri stand vor ihm mit schussbereitem Bogen in den Händen. Ein weißbefiederter Sportpfeil lag auf der Sehne. Die kleine Taschenlampe hielt die Jägerin zwischen den Zähnen.
    „Du hast ihn in die Schulter getroffen! Großartig! Aber warum kommst du erst jetzt?“ Unter Schmerzen stand er auf. „Ich irre hier schon seit Stunden durch die Gegend wie Freiwild, und keiner von euch lässt sich blicken! Der Killer hat Lyme erwischt, ich habe ihn gefunden und …“ Er hielt inne, weil Kateri in einer unheimlichen Geste einen Finger an ihre Lippen legte. Beide lauschten gebannt in die Dunkelheit, doch alles blieb ruhig.
    Kateri nahm die Taschenlampe aus dem Mund und fragte leise: „Hat er dich erwischt?“
    Ondragon befühlte sich selbst. „Ich habe eine geprellte Rippe und abartige Kopfschmerzen, aber sonst geht es mir geradezu blendend.“ Er wollte nicht ironisch klingen, aber der Tag war wirklich beschissen gewesen.
    „Das habe ich nicht gemeint. Ich wollte wissen, ob er dich gebissen hat oder so was“, hakte sie mit ernster Miene nach.
    „Nein. Wieso?“ Argwöhnisch sah er Kateri an.
    „Wenn er dich verletzt, dann bekommst du Fieber und wirst wie er! Und nun lass uns hier verschwinden. Schnell!“
    Nichts lieber als das, dachte Ondragon und suchte seine Pistole. Sie lag keine drei Schritt von ihm entfernt im Laub. Er steckte sie vorne in den Hosenbund, und beide Waldläufer setzten sich in Bewegung.
    „Was zur Hölle war das eigentlich?“, wollte er während ihres eiligen Marsches von Kateri wissen.
    „Nicht jetzt!“, wandte sie außer Atem ein und drängte ihn weiterzugehen.
    „Das war bestimmt kein Mensch, was mich da angefallen hat! Also, was war es dann? Ein Bär?“
    „Ich sagte doch, nicht jetzt! Er ist hier noch irgendwo in der Nähe und kann uns jederzeit anfallen. Halt lieber mit Ausschau!“ Sie drückte ihm eine Hand in den Rücken und schob ihn mit Gewalt voran.
    „Ha! Jetzt hab ich es!“ Entgegen ihres Drängens blieb er stehen. Ein hysterisches Lachen stieg in seiner Kehle auf. Es schmerzte, wegen der geprellten Rippe, aber er konnte sich nicht helfen, es wollte mit aller Macht an die Luft. Leise drang das Kichern aus ihm heraus wie aus einem Loch in einem Luftballon. Er hielt sich die Hand vor den Mund, um die unpassende Gemütsregung zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht. Sie waren hier zusammen mit einem verrückten Killer im Wald, und die unvergleichliche Miss Kateri Wolfe glaubte tatsächlich an ihre Indianerlegenden! Vor Schmerzen traten Ondragon die Tränen in die Augen, und er sagte: „Du glaubst, dass es der Wendigo war, nicht wahr?“
    Er hörte Kateri fluchen.
    „Du glaubst es wirklich! Ich … sorry, dass ich lache, aber das ist absurd. Der Wendigo ist reiner Aberglauben, ein Märchenwesen. Zugegeben, ich hätte es fast auch geglaubt, bis ich Lyme gesehen habe. Aber der arme Kerl war leider ganz real und schlimm zugerichtet - von einem Killer, einem Menschen, der krank im Kopf ist! Verstehst du? Der Wendigo gehört allein der Sagenwelt an. Das hier aber war ein beschissener Freak !“
    Kateri sah ihn missbilligend an. „Du solltest nicht so über ihn reden. Er hört es nicht gern, wenn man sich über ihn lustig macht, das fordert ihn heraus. Ich kann es spüren, er ist hier und beobachtet uns. Und er greift uns nur nicht an, weil ich das hier habe.“ Statt Ondragon den Bogen zu präsentieren, holte sie einen dieser Federanhänger aus ihrer Hemdtasche.
    Er gab ein amüsiertes Schnaufen von sich. Das wurde ja immer besser!
    „Und es wäre wesentlich einfacher gewesen, wenn du deinen auch bei dir gehabt hättest!“, schloss sie vorwurfsvoll.
    Also doch, dachte Ondragon. „ Du hast das Ding auf mein Kopfkissen gelegt?“
    Sie zögerte, dann nickte sie. „Ich bin über den Balkon in dein Zimmer geklettert. Ich wollte nicht, dass du denkst, er kommt von mir. Leider bist du wach geworden, und ich musste abhauen. Ich hatte dich nicht wecken wollen.“
    „Und der Drohbrief, ist der auch von dir?“
    „Welcher Drohbrief?“ Ondragon konnte erkennen, wie sie die Stirn runzelte.
    „Na, der Brief, auf dem stand: Ich weiß, dass du hier herumschn üffelst! Hör auf damit! Sonst ergeht es dir wie dem

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