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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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groß zu überlegen? Da draußen liegt, oder besser hängt, die Leiche von einem Ihrer Patienten, Dr. Arthur! Und es war ganz sicher kein Unfall! Ganz zu schweigen davon, dass man auch mich angegriffen hat. Miss Wolfe konnte gerade noch rechtzeitig Schlimmeres verhindern. Rufen Sie also bitte sofort den Deputy an, sonst tue ich es!“
    Doch Dr. Arthur machte keine Anstalten, zum Telefon zu greifen. Stattdessen warf er einen kurzen Blick auf Kateri und fragte dann mit ruhiger Stimme: „Wer hat Sie angegriffen?“
    Ondragon blickte gleichfalls auf Kateri, die still neben ihm saß. Warum sagte sie nichts? „Was weiß ich“, zuckte er schließlich mit den Schultern, „es war dunkel, und ich habe ihn nicht erkennen können.“
    „ Ihn ? War es ein Mensch? Oder könnte es auch ein Bär gewesen sein?“
    „Zum Teufel, da draußen rennt ein Killer rum! Tun Sie etwas! Wissen Sie, langsam glaube ich, es ist Ihre Schuld, dass Mr. Lyme tot ist. Sie haben das alles nicht ernst genommen.“
    „Jetzt beruhigen Sie sich, Paul.“ Dr. Arthur warf ihm mit seinen gelben Augen einen eindringlichen Blick zu. „Ich kann verstehen, dass Sie aufgeregt sind. Aber jetzt sortieren Sie erstmal ihre Gedanken und beschreiben mir genau, wo Sie Mr. Lyme gefunden haben.“
    Die Frage ist doch wohl eher, wie ! Ondragon atmete einmal tief durch, ignorierte die Erschöpfung, die an seinen Nerven zerrte, und begann Dr. Arthur zu schildern, was er erlebt hatte. Dass es keine appetitliche Darstellung der Geschehnisse werden würde, war ihm klar und er enthielt seinen Zuhörern auch keines der grausigen Details vor.
    Dr. Arthurs Augen weiteten sich unmerklich, während Kateri einfach nur dasaß und noch immer kein einziges Wort von sich gab, nicht einmal ein Nicken. Natürlich ließ Ondragon ihr intimes Intermezzo aus, aber als er bei der Beschreibung des Versuches war, aus Lyme herauszubekommen, wer ihn so zugerichtet hatte, begann sie unruhig auf ihrem Stuhl herumzurutschen. Vielleicht war nun endlich auch sie erschüttert über die Einzelheiten dieser abscheulichen Tat.
    „Wollte Lyme tatsächlich Wendigo sagen?“, warf Dr. Arthur in die Erzählung ein. Er wirkte als einziger im Raum skeptisch.
    Ondragon nickte. „Möglich - die Laute, die Lyme stammelte, klangen jedenfalls so.“
    Dr. Arthur lehnte sich zurück, dann sah es für einen Moment so aus, als müsse er sich ein Grinsen verkneifen. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er seiner Erzählung nicht glaubte. „Ich befürchte, wir sitzen hier alle einem Märchen auf und den Wahnvorstellungen eines verwirrten Mannes. Ich hatte Mr. Lyme in Behandlung, ich weiß, wovon ich spreche. Er war besessen von der Vorstellung, einem menschenfressenden Monster zu begegnen. Es war seine Sehnsucht, einfach spurlos zu verschwinden.“
    „Kann schon sein“, hielt Ondragon dagegen, „Tatsache ist aber doch, dass Lyme tot ist, oder? Und darüber gibt es nichts, aber auch nicht das Geringste zu lachen!“ Er sah Dr. Arthur scharf an. „Der Mann - psychisch instabil oder nicht - hängt da draußen an einem Baum und wurde kaltblütig abgeschlachtet. Jemand hat von seiner Leber abgebissen.“ - Jemand von Ihren Kannibalen-Patienten , hätte er beinahe noch hinzugefügt, sich aber im letzten Moment noch gebremst. „Und das gefällt mir ganz und gar nicht!“
    Dr. Arthur nickte beschwichtigend. „Entschuldigen Sie, Paul. Bitte fahren Sie mit Ihrem Bericht fort. Ich glaube Ihnen ja.“
    Fein, dachte Ondragon, dann weißt du ja genau, wovon ich spreche!
    Er starrte den Psychotherapeuten herausfordernd an. Dr. Arthur aber hielt seinem Blick mühelos stand und mimte das reine Gewissen.
    Mit versteinerter Miene erzählte Ondragon daraufhin von seinem Versuch, zurück zur Lodge zu finden, dem Angriff der Bestie und Kateris beherztem Eingreifen. „Es ist eigentlich ganz einfach“, schloss er mit absichtlich ironischem Tonfall, „egal, ob es nun ein Bär, ein Mensch oder sonstwas war, Miss Wolfe hat ihn für uns markiert. Er ist an der rechten Schulter verletzt. Finden Sie das Tier oder die Person, die eine solche Verletzung aufweist, und Sie haben den Täter. Waidmannsheil!“ Er klatschte in die Hände. „So, und falls Sie nichts dagegen haben, gehe ich jetzt auf mein Zimmer, dusche und ruhe mich von der ganzen Scheiße aus.“ Er erhob sich, bevor Dr. Arthur etwas einwenden konnte. „Geben Sie mir Bescheid, Doktor, wenn Deputy Hase eingetroffen ist, dann werde ich ihm gerne alles noch einmal erzählen und

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