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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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    Soviel zu der Lodge an sich. Nun zum Personal. Ondragon hatte versucht, auch dieses einer gründlichen Durchleuchtung zu unterziehen. Leider war er dabei schnell auf steinigen Grund gestoßen. Tiefergehende Informationen zu den Angestellten hatte er nur noch über die beiden weiteren Psychotherapeuten, die Dr. Arthur in der Lodge beschäftigte, aus dem harten Fels der analogen und digitalen Datenbanken herausschürfen können. Beide besaßen natürlich einen ausgezeichneten Ruf. Dr. Pollux war eine Autorität im Bereich Depressionen und Todessehnsucht, und Dr. Zeo Expertin für Persönlichkeitsstörungen.
    Beide Assistenten lebten neben dem medizinischen Pflegepersonal, das zum größten Teil in dem großen Wohnhaus außer Sichtweite der Lodge wohnte, ganzjährig auf dem Gelände der Lodge. Doch während der Leiter der Klinik im „Turm“ des Hauptgebäudes seine Residenz bezog, bewohnte jeder der Assistenten eine eigene kleine Blockhütte, die linkerhand des Parkplatzes unter großen Weißkiefern lagen. Ondragon setzte den Kuli auf das Papier des Notizblockes und ergänzte mit penibler Handschrift: Dr. Pollux, Reto, 49, Schweizer Staatsbürger, und Dr. Zeo, Lucy-Ang, 46, Amerikanerin mit chinesischer Abstammung. Er schrieb in Deutsch, der Sprache seines Vaters.
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    Fehlten nur noch nähere Informationen über die Angestellten und die aktuellen „Insassen“. Doch Ondragon bezweifelte, dass er diese Auskünfte auf legalem Wege bekommen würde. Mit Sheila hatte er es sich dummerweise schon am ersten Tag verdorben. Sie würde ihm nicht einmal den Namen des Hundes von Frank, dem Gärtner, verraten.
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    Also musste er zu anderen Mitteln greifen. Das war an und für sich kein großes Problem. Klick.
    In das Büro an der Rezeption der Lodge einzubrechen, ohne dabei Spuren zu hinterlassen, stellte eine der leichteren Übungen dar. Wahrscheinlich würde es ihm sogar gelingen, den Tresor zu knacken, in dem die Autoschlüssel lagen. Er grinste.
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    Falls ihm danach war, stand einer Spritztour nach Orr mit dem Mustang nichts im Wege, auch wenn die Golden Rules der Lodge das ausdrücklich untersagten. Aber Ondragon hatte noch nie viel von Verboten gehalten.
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    Orr war der nächstgelegene Ort und 36 Meilen entfernt - mit einem geländetauglichen Auto in etwa einer Stunde zu erreichen. Das selbsternannte Angler- und Outdoorparadies am Pelican Lake war in Wirklichkeit ein kleines, heruntergekommenes Holzfällernest mit 250 Einwohnern, wohin sich höchstens im Sommer einige Wander- und Kanufreaks verirrten. Neben viel unberührter Natur gab es dort zwei Ferienlodges, zwei General Stores, eine SPUR-Tankstelle, eine Autowerkstatt, einen Bahnübergang und immerhin eine Grundschule. Wow!
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    Er klappte den Notizblock zu, der gerade mal so groß wie eine Kreditkarte war und einem Miniringblock mit flexiblen Plastikdeckeln ähnelte. Wenn er seinen Zweck erfüllt hatte, würde er ihn verbrennen. Ondragon erhob sich von seinem zerwühlten Bett und steckte sich den Block in die Tasche seiner grauen Anzughose. Dazu trug er ein maßgeschneidertes, roséfarbenes Hemd ohne Krawatte und schlichte, braune Lederschuhe. Seine Cowboystiefel blieben im Schrank, sie gehörten zum Mustang. Außerdem wollte er das Publikum dieser Einrichtung erst einer weiteren genauen Betrachtung unterziehen, bevor er sich für ein legereres Outfit entschied.
    Er ging zum Schrank holte das passende Jackett heraus und warf es sich über die Schulter. Nebenbei überprüfte er mit gewohnter Routine, ob der Tresor, in dem er alle persönlichen Gegenstände und seine Waffe deponierte, auch sicher verschlossen war. Das Zimmermädchen sollte schließlich nur das zu sehen bekommen, was er vorgab zu sein: Ein Geschäftsmann. Dass er Geld hatte, brauchte er nicht zu verbergen, das war ohnehin selbstverständlich. Unter einem Einkommen von einer Million Dollar im Jahr brauchte man es in der CC Lodge gar nicht erst zu versuchen.
    Ondragon warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, strich sich das Haar aus der Stirn und verließ sein Zimmer. Er drehte den Schlüssel zweimal im Schloss um und ließ ihn dann in der Hosentasche verschwinden, wo er sich klimpernd zu seinem Talisman gesellte.

    Das Frühstück wurde im Restaurant im Erdgeschoss serviert. Wie in einem guten Hotel konnte man vom Buffet wählen oder dem Kellner seine Wünsche mitteilen, die dann in der Küche frisch zubereitet wurden. Damit sich die Lodge gänzlich

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