Ondragon - Menschenhunger
Wendigo ihn einfach gebissen und mit sich gezerrt. Er wollte, dass Momo sein Kind wird und ihm Gesellschaft leistet, weil er da draußen in den Wäldern so einsam war. Gemeinsam sie durch die Umgebung gestreift, auf der Jagd nach etwas zu essen, denn das Waldmonster war immer hungrig. Momo sagt, er hat ihm nur gehorcht, weil er so schreckliche Angst hatte.“
Wieder nickte der Ballonkopf. „Wir haben Hirsche und aaanderes Wild gegessen, roh! Bäää. Das war eeeekelig. Der Wendigo hat die liiiieeben Tiere alle getötet, und ich sollte sie essen. Zuerst wollte ich niiicht.“ Momo streckte angeekelt die Zunge raus. „Aber dann hatte ich auf einmal auch so ein riiiesen Hunger.“
„Was er sagt, stimmt, denn seine Kleidung war voller Blutflecken, als er Zuhause ankam“, erklärte Pete.
„Aber dann bin ich abgehauen“, grinste Momo.
„Und wie ist dir das gelungen?“, fragte Ondragon.
„Weiß nich‘.“
„Du bist einfach weggelaufen, und der Wendigo hat dich nicht verfolgt?“
„Weiß nich‘.“ Momo sah Pete hilfesuchend an.
„Er kann sich nicht erinnern“, entschuldigte dieser sich für seinen Bruder.
„Aber er redet immer noch mit mir!“ Momo hob stolz den Kopf, als hätte er etwas ganz Wichtiges gesagt.
„Wer? Pete?“
Beide Brüder schüttelten den Kopf.
„Nein … er !“, sagte Pete bedeutungsvoll und nickte in Richtung Fenster.
„Der Wendigo!“, plapperte Momo unbedarft drauf los. „Er ist in meinem Ohr. Redet ständig, ich sei sein Kind und soll was für ihn machen.“
„Was denn?“, erkundigte sich Ondragon, doch Pete kam Momo zuvor.
„Er verlangt schlimme Dinge von ihm“, flüsterte er mit verhängnisvoll verschleiertem Blick, und seine Stimme versagte beinahe, als er wiederholte: „Schlimme … Dinge.“ Dann holte er tief Luft und fuhr schnell mit seiner Erzählung fort: „Momo hat diese Dinge nicht tun wollen, die der Wendigo ihm befahl. Er hat sich gewehrt, doch der Wendigo hat ihn daraufhin mit einer Krankheit bestraft. Ein böses Fieber hat ihn befallen. Ein Fieber mit Wahnvorstellungen und schrecklichen Krämpfen. Momo schwitzte so stark, dass seine Laken binnen kürzester Zeit klitschnass waren, und er kratzte sich ununterbrochen, weil ihm so unerträglich heiß war. Ich war ständig damit beschäftigt, ihn davon abzuhalten, sich die Fingernägel ins eigene Fleisch zu graben. Unsere Eltern konnten keinen Arzt holen, wir hatten kein Geld. Dann eines Tages bin ich von der Schule nach Hause gekommen … und habe die Tür zu unserem Haus geöffnet. Drinnen …“, Pete schluckte, „drinnen lagen unsere Eltern. Sie waren zerstückelt. Momo saß da mit blutverschmiertem Gesicht und dem Arm unserer Mutter in den Händen.“ Er machte erneut eine Pause, um sich zu fangen, dann sah er Ondragon direkt in die Augen. „Was ich Ihnen jetzt erzähle, weiß die Polizei nicht und das FBI auch nicht!“
Mit einer schlichten Geste signalisierte Ondragon, dass Pete ihm vertrauen konnte, woraufhin der Hillbilly sichtlich mitgenommen um Fassung rang. Sein Gesicht war durchschnitten von tiefen Falten, und er wirkte mindestens so alt wie sein Onkel Joel. Und die Worte, die er daraufhin sprach, schienen nicht aus seinem Munde zu kommen, so ernst und traurig klangen sie. „Momo hielt den Arm unserer Mutter in der Hand. Doch nicht, weil er um sie weinte. Momos Augen waren rot und völlig weggetreten … und er gab grunzende Laute von sich wie … wie ein Wildschwein beim Fressen.“ Pete wischte sich unter der Nase entlang. „Der Arm unserer Mutter war aus dem Gelenk gerissen, und Momo … war dabei … die Haut vom Muskel zu fressen.“ Jetzt flossen die ersten Tränen über seine Wangen, heiß und unendlich gequält - vielleicht wegen der Tatsache, dass er das Schweigen nun endlich gebrochen hatte, vielleicht aber auch wegen der Grausamkeit, die er hatte mit ansehen müssen. Trotz allem beschrieb Pete mit erstaunlicher Sachlichkeit weiterhin den grauenvollen Anblick: wie Momo mit unmenschlichem Appetit schmatzend den Bizeps seiner Mutter verschlang, und wie Pete selbst von seinem Bruder zurückgetaumelt war, weil in jenem furchtbaren Moment seine kleine Welt zerbrochen war. Der Wendigo hatte einen Fluch auf die Familie Parker gelegt, und sie würden ihm niemals wieder entkommen können! Pete sah Ondragon an. „Niemals, verstehen Sie? Außer wenn Sie uns helfen, Mr. On Drägn . Momo ist das Einzige, was ich noch habe. Auch wenn er diese schreckliche Tat begangen hat, ist er noch
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