Ondragon - Menschenhunger
schüttelte den Kopf.
„Will ich nicht.“ Warum spreche ich wie ein kleines Kind? „Was Frisches. Gibt es frisches Fleisch?“ Hunger! Ich habe solchen Hunger!
Two-Elk schüttelte den Kopf, und Parker sah genau den kurzen Blick, den er Lacroix zuwarf. Sein Unbehagen erwachte von Neuem und wuchs mit jedem schmerzhaften Pochen in seiner Schulter und seinen Füßen. Verdammt, wenn es doch bloß nicht so heiß wäre, dann könnte er sich besser konzentrieren!
„Was war letzte Nacht?“
Lacroix legte sein Messer hin und strich sich über den Bart.
„Er war da“, sagte Two-Elk nüchtern. „Ich habe seine Fährte verwischt. Bis weit in den Wald hinein.“
„Er kommt wegen mir“, flüstere Parker schließlich und sah Lacroix an, der seinem Blick auswich. Trotz seines schmerzumwölkten Geistes konnte er spüren, dass seinen Freunden unbehaglich zumute war. „Ihr müsst fort! Lasst mich hier und geht nach Fort Frances. Am besten gleich heute noch! Ich bin eine Gefahr für euch und wenn ihr bei mir bleibt, dann setzt ihr euch unnötigem Risiko aus. Er will nur mich. Nicht euch. Lasst mich hier. Ich bin ohnehin verloren.“
„ Merde! So ein Unsinn. Wir lassen dich nicht im Stich!“ Lacroix funkelte ihn an. „Was denkst du von uns? Selbstverständlich werden wir dir helfen.“
„Und verflucht noch mal wie, wenn ich fragen darf?“ Die Hitze und der Hunger machten Parker fast wahnsinnig.
„Two-Elk wird Hilfe holen.“ Lacroix blieb ruhig. „Er hat seine Sachen schon gepackt. Er reitet los und sucht die Leute seines Stammes. Dort wird es jemanden geben, der weiß, was zu tun ist.“
„Ach ja? Wenn ihr glaubt, dass Zauberei mich rettet, dann …“
„Bleibe stark, mein Bruder, kämpfe gegen das Eis in deinem Herzen, bis ich zurück bin. Ich werde Hilfe finden. Wendigo ist zwar mächtig, aber nicht unbesiegbar.“ Two-Elk legte sich kurz eine Hand auf die Brust und wandte sich um. Nachdem er seine Satteltaschen geschultert und seine Waffen an sich genommen hatte, verabschiedete er sich stumm und verließ das Blockhaus. In der Tür warf er noch einen kurzen Blick auf das Büschel weißer Daunen, das er an den Türrahmen geklebt hatte, und trat dann ganz hinaus in die winterliche Kälte.
Als sich die Tür hinter ihm schloss, stöhnte Parker auf. Der Schmerz drohte ihn erneut zu überwältigen.
„Bekomme ich jetzt was zu essen?“, fragte er mit dünner Stimme.
Draußen hörten sie Two-Elks Pferd davontraben.
Nachdem er etwas Pemmikan heruntergewürgt hatte, das seltsamerweise auch nach staubigem Moos schmeckte, lehnte Parker sich zurück und schloss die brennenden Augen, während Lacroix sich daran machte, ihn aus den Decken zu schälen, um den Verband zu wechseln.
Doch unvermittelt hielt der Frankokanadier inne und sog scharf die Luft ein. Parker hob die schweren Lider.
„Was ist los?“ Er folgte Lacroix‘ Blick, der auf seine Füße gerichtet war und …
Oh, Gott!
Das konnte nicht sein!
9. Kapitel
2009, Moose Lake, Cedar Creek Lodge
Noch vor dem Frühstück setzte Ondragon die Zentrifuge wieder in Gang, zückte sein iPhone, öffnete die Bilder von letzter Nacht und trug die Namen sämtlicher Gäste und alle weiteren Informationen nach Zimmernummern geordnet in sein Notizbuch ein. Dabei stellte er zufrieden fest, dass alle seine Einschätzungen sich als richtig erwiesen.
Der schleimige Maklertyp war wirklich Immobilienmakler für Luxus-Appartements. Harvey Lyme, 44, aus NYC. Er bewohnte das Zimmer 18.
Der ältere republikanische Herr war nicht nur Politiker, sondern hatte sogar eine Amtszeit als Gouverneur von Oregon vorzuweisen; Wilbur Crane, 75, lebte in Portland und war in Zimmer 3 abgestiegen.
Die dicke Filmdiva hieß Lydia Burlwood, 65, und sie hatte noch immer eine Adresse in Beverly Hills. Sie residierte in Zimmer 11, eine der vier Suiten, die die CC Lodge zu bieten hatte.
Der Name des Latinos war Enrique Souza, und endlich fiel bei Ondragon der Groschen. Das war doch dieser Schnulzensänger aus L.A., der in den vergangenen Jahren mit einigen Hits die Charts gestürmt hat. Der feuchte Traum eines jeden Teeniegirls. Er wohnte in Zimmer Nr. 13.
Der Mann mit den roten Händen stellte sich tatsächlich als Chirurg heraus. Michail Petrowsk, 51, Russe, arbeitete aber im Saint Francis Memorial Hospital in Downtown San Francisco, Zimmer 8. Ihm gehörte einer der Geländewagen, deren Schlüssel Ondragon im Tresor gefunden hatte.
Als er weiterlas, kam er kurz ins Stocken. Mr. Terry M.
Weitere Kostenlose Bücher