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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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Internetrecherche wusste er bereit einiges über Hatchet. Er kam aus Detroit, Sohn einer kinderreichen Arbeiterfamilie, hatte in seiner Jugend mit Kumpels eine Garagen-Band gegründet. Das Übliche. 2002waren sie mit einem Song über den 11. September in der Deathmetal-Szene entdeckt worden und bekamen ihren ersten Plattenvertrag. 2003 tröpfelte die erste Million ins Haus. Hatchet war der Leadsänger des Rudels ungewaschener Männer. Er spielte E-Gitarre, grunzte seine unverständlichen Texte ins Mikro und machte die Faxen auf der Bühne, wie etwa mit Kunstblut herumspritzen, sich ins Publikum stürzen, und so weiter. Vor einem Jahr hatte er sich dabei jedoch böse verletzt. Kieferbruch. Seitdem hatte er kein Konzert mehr gegeben. Gesundheitliche Probleme hieß es auf der offiziellen Webseite der Band.
    „Auch Showbiz?“, fragte Hatchet zwischen zwei Happen.
    „Unternehmensberatung.“
    Ein Grunzen als Antwort.
    Als der Teller leer war, holte Mr. Evil eine Dose Bier aus einer abgewetzten Tasche und lehnte sich zurück. Ondragon sah auf die Dose.
    „Ich weiß, darf man nicht, mach ich aber trotzdem. Pete, der kleine Rocker, bringt mir immer ein Sixpack aus dem Ort mit. Ich trinke es heimlich, scheiß auf die Golden Rules !“ Er setzte die Dose an und trank sie in einem Zug leer. „Ohne Bier hat man doch gar keinen Spaß! Ist total öde hier, Mann! Nicht mal ‘ne Glotze gibt’s. Außer Fressen, Schlafen und … naja, Ficken is‘ ja nicht erlaubt. Gibt eh nicht genug Tussis hier, denen man auf die Titten glotzen kann. Entweder haben sie keine, oder sie sind über sechzig.“ Er verzog den Mund zu einem Du-weißt-schon-Grinsen. Irgendwie erinnerte der Typ Ondragon an den Gitarristen von Faith No More in seinen jungen Jahren. Kaum hatte er das gedacht, sang Jim Martin in seinem Ohr auch schon: I’m easyyyy, I’m easy like a Sunday moooorning !
    „Und ich hab noch die gesamte Zeit vor mir. Das kann ja heiter werden“, winkte er schließlich resigniert ab. Die Vorstellung war wirklich nicht besonders prickelnd.
    „Tja, ich bin in ein bisschen mehr als einer Woche hier raus. Der Doc hat mich wieder hinbekommen.“ Hatchet grinste.
    „Glückwunsch!“
    „Hatte Angst vor Menschenmassen. Seit meinem Unfall hab ich mich kaum noch auf die Bühne getraut.“
    Ondragon war über die Offenheit des Musikers erstaunt und ließ ihn weiterreden.
    „Die Sache hat mich übel mitgenommen. Nicht nur die Schmerzen. Auch die Angst. Weißt du, Mann“, er hob beide Hände und verkrampfte sie zu Klauen, „diese Angst macht einen fertig. Konnte am Ende nicht mal mehr auf die Straße gehen.“
    „Verstehe. Das ist schlimm.“
    „Die CC Lodge war meine letzte Rettung.“
    Meine auch, dachte Ondragon und ihm wurde unwohl.
    „Aber Dr. Arthur ist cool. Der hat echt was drauf.“
    Ondragon gähnte übertrieben und streckte sich. „Nichts für ungut, Kumpel, aber ich glaub, ich geh wieder ins Bett. Ist nicht meine Zeit.“ Er stand auf, denn auf keinen Fall wollte er nach seinen Gebrechlichkeiten gefragt werden. Er bedankte sich für das Essen und verließ die Lounge. Wenig später lag er im Bett und schaltete die Zentrifuge ab.

8. Kapitel

    1835, Kabetogama, die einsame Blockhütte der Pelzjäger

    Als Parker wieder zu sich kam, blickte er in das Gesicht von Two-Elk. Der Indianer hatte eine Hand auf seine Stirn gelegt.
    „Kalt“, konstatierte er mit einem Blick, der nicht zu deuten war.
    Parker rollte seine schmerzenden Augen zum Fenster. Die Läden waren geöffnet, und Sonnenlicht fiel hinein. Hatte er so lange geschlafen? Auf jeden Fall hatte er einen merkwürdigen Traum gehabt. Er hatte in der Hütte der Walcotts inmitten ihrer zerfleischten Körper gestanden, doch komischerweise war ihm dabei nicht übel geworden. Im Gegenteil, sein Magen hatte verlangend geknurrt.
    „Ist das Fieber weg?“, hörte er Lacroix fragen. Seine Augen wanderten zu dem Frankokanadier. Er saß am Tisch und aß gemahlenes Dörrfleisch mit Fett und dazu Zwieback.
    „Ich will auch essen“, kam es einsilbig über Parkers Lippen.
    Two-Elk ging zum Tisch und kam mit einer Portion Pemmikan wieder.
    „Das Fieber ist noch in ihm. Es wird erst aufhören, wenn …“
    „Hunger!“ Parker zerrte ungehalten an seinen Decken. Ihm war noch immer fürchterlich heiß, so als säße er in der Hölle und tränke mit dem Teufel höchstpersönlich Tee, aber der Hunger war stärker als alles andere.
    Two-Elk reichte ihm das Pemmikan an den Mund, doch Parker

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