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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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werde, um ihre Probleme zu lösen, geht es hauptsächlich um Zahlen und Bilanzen. Die Leute wollen ihr Business optimiert und so kostenneutral wie möglich umstrukturiert haben, und ich helfe ihnen dabei, eine adäquate Lösung zu finden. So simpel ist das.“ Simpel war es auf der einen Seite wirklich: Die Menschen hatten Probleme, und er löste sie. Nur, der Weg dahin war nicht immer schön gerade und auch beileibe nicht kostenneutral. Im Gegenteil, sein Eingreifen war entsprechend teuer. Dafür trug er auch den Großteil des Risikos. Und mit Akten hatte er schon mal gar nichts zu tun.
    „Wenn Sie so viel in Firmen unterwegs sind, dann verfügen Sie doch bestimmt über das ein oder andere Insiderwissen.“ Interessiert lehnte sich Kateri vor. „Sind Sie noch nie in Versuchung gekommen, daraus Profit zu schlagen, Paul?“
    Bevor Ondragon darauf antworten konnte, hob Kateri plötzlich eine Hand.
    „Sagen Sie nichts, dann muss ich hinterher nicht lügen, falls mich jemand danach fragt. Das ist allein Ihre Sache.“ Sie lächelte verschwörerisch. „Sagen Sie mir lieber, was wir mit diesem verregneten Tag anstellen sollen?“
    „Ich muss leider gleich zu Dr. Arthurs Tafelrunde.“
    Kateri lachte vergnügt auf. „Dann viel Vergnügen. Ich hoffe, die Therapie hilft Ihnen. Für mich ist Dr. Arthur jedenfalls ein Segen. Er war sehr gut mit meinen Eltern befreundet und kümmert sich jetzt um mich. Er ist ein großartiger Mensch, er hilft mir sehr. Ohne ihn wüsste ich nicht, was ich machen sollte.“
    Ondragon nahm seinen Talisman vom Tisch und steckte ihn in seine Hosentasche. Die Blicke von Shamgood und Norrfoss brannten förmlich in seinem Nacken. „Nun, ich hoffe, dass er auch mir helfen kann.“ Er stand auf.
    Kateri sah ihn an. „Sie haben vor irgendetwas Angst, nicht wahr?“
    Ondragon verharrte unschlüssig neben ihr am Tisch.
    „Es ist etwas, das tief in Ihnen steckt.“ Es klang mitfühlend, tröstlich. Zu schön, um war zu sein. Kateri lächelte milde, als verstünde sie genau, warum er zögerte.
    Warum er schließlich nachgab, wusste er selbst nicht. Vielleicht wegen des ersehnten Gefühls der Vertrautheit, welches ihm diese Frau vermittelte.
    „Sie haben Recht, Kateri, ich habe tatsächlich Angst.“
    „Verraten Sie mir auch, was für eine Angst das ist?“, fragte sie mit gesenkter Stimme.
    „Die Angst vor Büchern.“

16. Kapitel

    1835, Kabetogama, im Wald 40 Meilen südöstlich von Fort Frances

    Vincent Lacroix erwachte mit einem Ruck aus seinem unruhigen Schlaf. Es war stockdunkel und eisig kalt. Das Feuer, das die Soldaten für das Nachtlager entzündet hatten, war ausgegangen. Wahrscheinlich schlummerte der wachhabende Soldat tief und fest und hatte es nicht bemerkt.
    Aber das war nicht seine Aufgabe, dachte Lacroix und versuchte sich umständlich wieder in seine dicke Wolldecke zu wickeln. Die Tannenzweige, die ihm als Schlaflager dienten, knirschten leise unter ihm. Nasse Kälte zog vom Boden hoch bis in seine Knochen.
    Merde , wir sollten nicht hier draußen sein!, fluchte er stumm in sich hinein. Ein verdammter Scheißdreck war das! Mitten im Wald zu übernachten, bei klirrender Kälte. Hoffentlich würde Two-Elk ihren Hinweis in der Hütte bald finden und etwas unternehmen, um sie aus der Gewalt der Soldaten zu befreien. Und hoffentlich hatte er bei seinen Stammesbrüdern etwas gegen den Biss der Bestie bekommen, die Parker mit ihrem unheilvollen Fluch infiziert hatte. Lacroix machte sich Sorgen um seinen alten Freund. Er rollte sich auf seinem Lager herum, um zu sehen, wie es ihm ging. Der Trapper lag auf der Seite und starrte zurück. Das Weiße in seinen Augen leuchtete unheimlich in der Dunkelheit.
    Erschrocken stieß Lacroix Luft aus.
    „Eh, mon ami , wie geht es dir?“, fragte er schließlich.
    Parker antwortete nicht gleich, und Lacroix fürchtete schon, sein Freund wäre in die ewigen Jagdgründe eingegangen, da hörte er einen lallenden Laut.
    „Alan? Was ist, kannst du nicht sprechen?“
    Wieder ein Lallen, so als sei der andere besoffen.
    Lacroix stützte sich auf einen Ellenbogen und stieß Parker sanft an. Das Lallen wurde zu einem Zischen und dann hört er ein Wort.
    „Wendigo.“
    Lacroix gerann das Blut in den Adern.
    „Wo, Alan, wo ist er? Ist er hier?“ Angsterfüllt sah er sich um und tastete mit seiner linken Hand nach dem Messer in seinem Stiefel. Ohne seine Pistolen fühlte er sich nackt und schutzlos. Wenn der Wendigo jetzt kam, dann würden sie alle

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