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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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dem man in Ruhe nachdenken konnte. Aus den Augenwinkeln fielen ihm Shamgood und Norrfoss auf. Sie starrten zu ihnen hinüber. Er bemühte sich, sie zu ignorieren, und sah Kateri dabei zu, wie sie ihre Suppe löffelte. Hungrig, aber mit einem Ausdruck von Eleganz.
    „Erzählen Sie mir mehr von sich?“, fragte sie, als sie aufgegessen hatte.
    „Was denn?“
    „Zum Beispiel, was dieser Schlüsselanhänger zu bedeuten hat.“ Sie zeigte auf seinen Talisman, der auf dem Tisch lag. Er hatte seinen Zimmerschlüssel daran gehängt, als Platzhalter für den Autoschlüssel.
    Etwas verschämt legte er seine Hand über das emaillierte Bärchen auf dessen Bauch I love Berlin stand. „Unpassend, nicht wahr? Tja, … aber dazu gibt es eine Geschichte.“ Und die müsste eher heißen: I hate Berlin !
    „Ist die geheim, oder dürfen Sie mir was davon erzählen?“ Miss Wolfe lächelte offen. Zum ersten Mal.
    „Geheim ist sie nicht gerade … aber …“ Aber sie offenbarte das ständige Risiko, mit dem er lebte. Ondragon beschloss, Kateri eine Light -Version zu erzählen. „Nun gut, es ist eigentlich ganz einfach. Dieser dämliche Schlüsselanhänger hat mir einmal das Leben gerettet, und deshalb trage ich ihn stets bei mir. Dass es so ein kitschiges Teil ist, ist reiner Zufall. Es geschah vor vier Jahren, ich habe damals Station in Berlin gemacht, um meine Eltern zu besuchen.“ Einer von mehreren missglückten Versuchen, seinen Eltern zu begegnen nach alldem, was passiert war. Doch unverrichteter Dinge war er binnen kürzester Zeit wieder abgereist. Er konnte es nicht. Er konnte seinen Eltern einfach nicht gegenübertreten. „Ich ging in einen Laden am Bahnhof Zoo, um meiner Patentochter - Sie müssen wissen, ich habe einen guten Freund in L.A., dessen Tochter mein Patenkind ist, Sally heißt sie, und sie ist acht - ich wollte ihr also ein schönes Andenken aus Berlin mitbringen - der Stadt der Bären. Sie war ganz versessen darauf und dachte tatsächlich, dass in Berlin Bären wohnen.“ Er lachte leise bei der Erinnerung an diese Episode, die sich zum Teil genauso zugetragen hatte, sich aber kurz darauf leider in etwas sehr Bedrohliches verwandelt hatte. „Dabei fielen mir diese Schlüsselanhänger auf, die an der Kasse auf einem Ständer hingen. Ich wollte einen davon in die Hand nehmen, doch er rutschte mir aus den Fingern und fiel zu Boden. Genau in dem Moment, als ich mich danach bückte, zersplitterte die Fensterscheibe des Ladens, und da, wo ich zuvor noch gestanden hatte, schlug eine Kugel in die Zeitungsauslagen!“
    Kateris Mund öffnete sich ungläubig. „Ein Überfall? Oder warum hat jemand auf den Laden geschossen?“
    Na, weil ich da drinnen war! Ondragon blickte sie an. Das konnte er ihr beim besten Willen nicht erzählen, auch wenn er es gerne getan hätte. Denn tief in seinem verwaisten Innern sehnte er sich danach, jemandem sein Herz auszuschütten. Stattdessen zuckte er mit den Achseln und sagte: „Keine Ahnung. Aber der Bahnhof Zoo ist ein Umschlagplatz für Drogen. Vielleicht gab es Streit zwischen zwei Dealern.“ Tatsächlich hatte es mit einem Job zu tun gehabt, den er kurz zuvor in Indien erledigt hatte. Dort war er einem korrupten Unternehmer wohl zu nahe gekommen. Dessen Witwe hatte gleich darauf einen Auftragskiller angeheuert, um ihn auszuschalten. Eine etwas übertriebene Reaktion, wie er fand. Schließlich wurde nicht jeden Tag auf ihn geschossen, aber zumindest musste er stets damit rechnen.
    „Hat man den Kerl geschnappt, der geschossen hat?“, wollte Kateri wissen.
    „Nein, die Polizei hat zwar nach ihm gefahndet, aber ohne Erfolg. Zum Glück ist ja auch nicht viel passiert, bloß eine kaputte Schaufensterscheibe.“ In Wahrheit war er kurz nach dem Attentatsversuch aus dem Laden geflüchtet, um einer Befragung durch die Polizei entgehen. Nichts gegen die Polizei, aber die Jungs waren nicht immer eine gute Adresse, wenn es um Dinge ging, die eng mit der Unterwelt verknüpft waren. Dass er zwei Wochen nach dem Berlin-Zwischenfall den indischen Auftragskiller in der Nähe von Malibu auf einen Parkplatz des Topanga State Parks gelockt und dort umgelegt hatte, war natürlich auch nichts, womit man einer Dame imponieren sollte.
    „Ich wusste gar nicht, dass Ihr Job als Consultant so gefährlich ist“, sagte Kateri scherzhaft.
    Ondragon hob die Brauen. „Eigentlich ist er sogar recht langweilig. Papierkram und tonnenweise Akten. Wenn ich von Unternehmen oder auch Privatleuten engagiert

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