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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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Hass
    3) Spiritueller und ritueller Kannibalismus: wird z. B. in Sektenkreisen und satanischen Kulten praktiziert
    4) Geschmacks- und Ernährungs-Kannibalismus: Menschenfleisch wird aufgrund des Geschmacks oder Nährwertes gegessen

    Was es nicht alles gab! Der Mensch war ein wahres Wunder an „Vielseitigkeit“.
    Welche Erlebnisse und Faktoren diese schwere psychische Störung bei einem Menschen allerdings auslösten, war in Fachkreisen noch nicht geklärt. Einige vermuteten, dass Kannibalismus ein Symptom der Schizophrenie sei, also womöglich genetisch vererbbar, denn bei vielen Tätern wurde gleichzeitig eine solche Geisteskrankheit festgestellt. Andere behaupteten wiederum, Kannibalismus sei ein Aspekt von sexueller Perversion, die jeder Mensch entwickeln konnte, wenn er bestimmten Einflüssen ausgesetzt sei. Die meisten Wissenschaftler waren sich jedoch in dem Punkt einig, dass der Grundstein für Kannibalismus in der Kindheit bzw. Jugend eines Menschen gelegt wurde, zum Beispiel durch erlebte Gewalt in der Familie, asoziale Verhältnisse, zu enge Bindung an die Mutter oder ein anders geartetes Trauma.
    Harter Tobak! Ondragon griff sich an die Stirn. Wie konnte man sich bloß freiwillig in diesen stinkenden Sumpf der Menschheit begeben? Ein absolutes Rätsel. Ondragon wusste nicht, ob er Dr. Arthur für dessen Arbeit bewundern oder bemitleiden sollte. Aber immerhin hatte sich der Arzt diese Aufgabe wirklich freiwillig gewählt. Dr. Arthur selbst nannte in einem seiner Artikel sein Ziel: Der therapeutische Sieg über das unerklärliche Phänomen des Kannibalismus (worin er der erste wäre, dem dies gelänge) und die Erstellung des weltweilt umfassendsten Verzeichnisses über Menschen mit kannibalistischen Neigungen, als ein Grundlagenwerk für künftige Heilverfahren.
    Soviel zur aktuellen Forschung.
    Eines jedoch ließ Ondragon an der ganzen Sache rund um den Kannibalismus nicht los. Und das waren nicht etwa die tiefen psychischen Abgründe, in denen sich die Betroffenen befanden, oder die abstoßenden Bluttaten, sondern, wie die Justiz einen solchen Fall behandelte. In sämtlichen Industrieländern gab es nämlich keinerlei Gesetze dafür, wie ein Straftäter rechtlich zu belangen sei, der eine menschenkonsumierende Handlung begangen hatte. In Deutschland, wo die aktuellsten Fälle nur ein paar Jahre zurücklagen, fehlte bis heute ein Strafgesetz gegen Kannibalismus. Bisher hat man die Täter nur unter Zuhilfenahme anderer Paragraphen wie z.B. Mord, Verstoß gegen das Bestattungsgesetz, Nekrophilie oder Leichenschändung verurteilen können. In den USA und Großbritannien verhielt es sich sogar noch perfider. Hier galt Kannibalismus nicht einmal als Bestand einer Straftat, sondern war lediglich eine gesellschaftlich geächtete Handlung, ein ultimatives Tabu - und trotzdem geschah es immer wieder. Unweigerlich hatte Ondragon das Bild einer verfallenen Hütte tief im Wald vor Augen, darin ein debiler Hillbilly, der statt Hirsche, Menschen - vornehmlich Jugendliche auf Zelttour - schoss und verzehrte. Der Stoff für diverse Hollywood-Gruselstreifen.
    Plötzlich klopfte es, und das Bild von der Hütte verschwand. Ondragon stand auf und öffnete die Tür.
    „Morgen“, grüßte Deputy Hase mit rekordverdächtig gerötetem Gesicht, seine Laune schien seit dem Telefonat nicht besser geworden zu sein. Bei ihm war Dr. Schuyler, der wahrscheinlich die traurigen Überreste Rumsfelds für die forensische Untersuchung einsammeln sollte.
    „Wo ist der Kopf?“, fragte dieser sogleich und sah sich neugierig im Zimmer um.
    Ondragon führte die beiden Männer auf den Balkon. Im warmen Sonnenlicht wirkte die Szene noch bedrohlicher als in der Nacht. Der Kopf lag auf der Seite, das struppige Fell war blutverkrustet.
    Zuerst machte Dr. Schuyler Fotos, dann streifte er sich ein Paar Latexhandschuhe über und hob den Kopf hoch. Er gab ein ekelerregendes Schmatzen von sich, als sich das Fell von der angetrockneten Blutlache löste. Schuyler betrachtete den durchtrennten Hals. Die knorpelige weißlich rosa Luftröhre und Muskelfetzen hingen herunter.
    „Hmm, Genaues kann ich noch nicht sagen, aber es war kein scharfes Messer, mit dem das gemacht worden ist.“ Mit ungerührter Miene stopfte er den Kopf des Hundes in einen Plastikbeutel.
    „Könnte es auch ein Bär gewesen sein?“, fragte Ondragon.
    Schuyler sah ihn nachdenklich an. „Meinen Sie etwa, das hier hängt mit der Leiche im Wald zusammen?“
    „Wieso nicht? Ich

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