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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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angenehmen Tag noch.“ Damit verließ er den Tisch, und verwundert blickte Ondragon ihm nach. Was für ein Freak!
    „Was wollte denn der?“
    Ondragon drehte sich um und erhob sich überrascht. Kateri Wolfe stand neben ihm und verströmte den Duft nach frischer Luft und sonnengewärmter Haut, was ihn sofort an einen trägen Tag am See mit nichts als dieser Wahnsinnsfrau und einer Flasche Sonnenöl denken ließ. Derart erotisiert war eine spontane Antwort, ohne dabei debil zu lallen, nicht möglich. Stattdessen ließ er den Zeigefinger neben seiner Schläfe kreisen und pfiff leise.
    Kateri sah auf die Tür, durch die Lyme verschwunden war. „Der Mann tut mir irgendwie leid.“
    Mir nicht!
    „Wer war übrigens der nette Herr, mit dem Sie sich eben draußen unterhalten haben? Den kenne ich noch gar nicht. Ist das ein Gast?“, fragte Ondragon unauffällig.
    „Nein, das war Julian Jodie, er kümmert sich um die Pferde der Lodge.“
    Und wohl auch um die Damen!
    „Wir kennen uns schon lange. Julian ist von Beginn an dabei. Dr. Arthur hat ihn damals eingestellt, als die Lodge ihren Betrieb aufnahm.“
    Das war 2001, erinnerte sich Ondragon. Ob Kateri und dieser Julian mal was miteinander hatten? Wieder spürte er einen Anflug von Eifersucht.
    „Wie wäre es mit einem frühen Abendessen?“ Lächelnd hielt er Miss Wolfe einen Arm entgegen und hoffte, dass seine Gefühlsregung ihr verborgen geblieben war.
    „Gerne.“ Sie hakte sich bei ihm ein, und gemeinsam gingen sie hinüber ins Restaurant.

26. Kapitel

    1835, Fort Frances, britischer Stützpunkt und Handelsposten

    Als sie das Fort erreichten, war es bereits dunkel, und alle waren froh, endlich hinter den stabilen Holzpalisaden in Sicherheit zu sein. Das Fort war nicht groß, umfasste einen schlammigen Innenhof von hundertzwanzig Yards. An die Palisaden lehnten sich ein langgestreckter Pferdestall und weitere Blockhäuser, wovon das größte die Unterkunft der Offiziere war.
    Lacroix kannte das Fort, mehr aber noch den kleinen Ort, der sich rund um den britischen Handelsstützpunkt gebildet hatte. Kamen sie doch immer hierher, um ihre Felle und Häute zu verkaufen. Mindestens zwei Dutzend windschiefe Hütten und Häuser duckten sich gegen die arktische Kälte in die Schatten der Palisaden wie abgemagerte Straßenköter. Doch der erste heruntergekommene Eindruck von Fort Frances täuschte, hinter den Türen der Blockhütten herrschte pralles Leben. Hier gab es alles, wonach sich das Fallenstellerherz sehnte, wenn man nach einer langen Saison wieder unter Leute kam: Schnaps, Gin, Neuigkeiten und der warme Schoß einer Hure, bei der auch die Schminke nicht mehr verbergen konnte, dass ihre besten Zeiten vorbei waren. Egal, nach sechs Monaten Wildnis war die runzeligste Möse ein blühender Garten Eden.
    Lacroix sah, wie das Tor des Forts hinter ihnen geschlossen wurde und wie Stafford und seine Männer von ihren Pferden stiegen, während Sergeant Hancock irgendwelche Befehle brüllte. Ein eisiger Windhauch fegte am düsteren Himmel über sie hinweg. Der Gedanke, der Wendigo könnte ihnen bis hierher gefolgt sein, beunruhigte Lacroix. Er sah zu den Palisaden hinauf. Würden sie ein Hindernis für die Kreatur sein? Sein Blick wanderte zu seinem Freund. Alan Parker hing auf seinem Pferd wie ein nasser Sack Mehl. Lacroix ging zu ihm und half ihm, abzusteigen. Danach sah er sich fragend um.
    „Eh, Lieutenant!“, rief er Stafford schließlich zu, der gerade mit zwei Männern sprach, einem fetten und einem noch höher dekorierten. „Mein Freund braucht dringend Wärme und Ruhe. Wo soll ich ihn hinbringen?“
    Stafford und die beiden Männer kamen auf ihn zu. „Das ist Colonel Richards, der oberste Befehlshaber diese Forts. Und das Gouverneur Simpson, er ist sehr an der Aufklärung der Fälle interessiert“, stellte der Lieutenant den Dekorierten und den Fetten vor.
    „ Messieurs “, nickte Lacroix den kritisch dreinblickenden Männern entgegen. Er wusste, was sie von ihm hielten, und musste sich zusammenreißen, nicht vor ihnen in den Schlamm zu spucken. „Was ist nun mit meinem Freund?“
    „Bringen Sie ihn in die Offiziersbaracke. Dort ist ein kleiner Raum, wo Sie Ihr Lager aufschlagen können. Ich betone noch einmal, dass Sie keine Gefangenen sind, sondern lediglich Zeugen. Trotzdem ersuche ich Sie, das Fort nicht ohne meine Erlaubnis zu verlassen. Und ich untersage es Ihnen, mit meinen Soldaten über die Morde zu sprechen. Ich will hier keine Panik,

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