Ondragon - Menschenhunger
Gefallen tust.“ Er hatte keine Sorge, dass der Hillbilly mit dem Auto nicht sorgsam umgehen würde, so wie er es bewunderte. Wahrscheinlich kannte er die Schlaglöcher in der Schotterstraße sogar besser als er.
Pete grinste, doch dann trat ein alarmierter Ausdruck in sein Gesicht. „Was für einen Gefallen, Mr. On Drägn ?“ Offensichtlich war er doch gar nicht so dämlich.
„Du musst mir noch zwei Dinge erzählen.“
„Was für Dinge?“
„Zum Einen bin ich an der Geschichte über einen gewissen Mr. Bates und einen Mr. Oliver Orchid interessiert und zum Anderen würde ich wirklich gerne wissen, warum du dieses Netz von den Indianern am Tatort entfernt hast?“
Peter Parker warf einen verzweifelten Blick auf das mattschwarze Fahrzeug, das er so sehr begehrte, und Ondragon konnte förmlich sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete; wie das Für und Wieder darin herum rollten, als wären es Steinkugeln in einem hohlen Kürbis.
Später ging Ondragon zu Sheila an die Rezeption und wies sie an, Pete den Schlüssel für den Mustang zu geben, wenn er damit fahren wolle. Er hatte herausgefunden, was er wissen wollte. Sheila glotzte ihn verständnislos an, als hätte er Japanisch gesprochen, also wiederholte er seine Anweisung.
„Ist Ihr Auto“, sagte sie daraufhin schulterzuckend und machte sich eine Notiz.
Geht doch , dachte Ondragon und begab sich in die Lounge, wo er sich einen doppelten Espresso bestellte. Während er ihn an einem kleinen Tisch trank, von dem aus er auf die Terrasse schauen konnte, trug er die neu gewonnenen Informationen in seinen Notizblock ein. Dabei warf er immer wieder einen Blick auf Kateri Wolfe, die sich in einem Liegestuhl sonnte. Ihr offenes Haar glänzte dabei im Licht des Nachmittags wie schwarze Seide.
Petes Geschichte von Bates und Orchid ähnelte im Großen und Ganzen der von Vernon und Kateri. Nur, dass Pete derjenige gewesen war, der damals aktiv nach Orchid gesucht und auch die Reifenspuren von dessen Wagen gefunden hatte. Den Teil der Geschichte mit dem Arm im Schnee kannte er auch. Zudem hatte er Orchid etwas besser gekannt. Der kanadische Gast hatte ihm kurz vor seinem Verschwinden erzählt, dass er sehr krank sei und immer wieder von Dr. Arthur behandelt werden müsse. Er sei für Ärzte ohne Grenzen in Afrika tätig gewesen, könne diesen Job jetzt aber nicht mehr machen, weil er sich dort eine unheilbare Krankheit eingefangen habe. An was Orchid allerdings litt, wusste Pete nicht, nur dass Orchid ständig die Hände gezittert haben. Ondragon vermutete, dass das wahrscheinlich der Grund für die Aufgabe seines Berufes war, zumindest wenn der Mann als Chirurg gearbeitet hatte. Orchid sei zweimal im Jahr gekommen und jeweils für vier Wochen geblieben. Im März sei er das letzte Mal dagewesen, hätte die Therapie dann aber plötzlich abgebrochen.
Ondragon klappte den Notizblock zu. Soviel zu Orchid, der sich von einem Phantom zumindest schon einmal zu einem undeutlichen Schemen entwickelt hatte. Die zweite Sache war das Netz gewesen. Pete hatte sich gewunden wie ein Spion unter Folter, bevor er ihm endlich verraten hatte, warum er es entfernt hatte. Ondragon war zwar immer noch skeptisch, aber der Junge schien ein nicht allzu begabter Lügner zu sein. Und er vermutete zumindest einen Teil der Wahrheit in dessen Angabe, er hätte das Netz nur weggenommen, weil er und sein Bruder Angst davor hätten, denn sie fühlten sich von den Indianern bedroht. Auf die Frage hin, wie denn diese Bedrohung konkret aussah, hatte der Kofferjunge nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, die Indianer würden sich immer in der Nähe ihres Hauses herumtreiben und sie beobachten, manchmal auch nachts. Sie hängten überall diese Federdinger auf. Und Momo gruselte sich so sehr vor ihren Schatten, dass er sich unter der Bettdecke verkrieche und jaule wie ein Wolf mit Zahnschmerzen. Ondragon grinste. Petes naive Sprachbilder amüsierten ihn. Er lehnte sich zurück, blickte auf die Terrasse hinaus und stellte fest, dass ein junger blonder Sunnyboy neben Kateris Liegestuhl stand. Typ: sportlicher Naturbursche mit Dreitagebart. Lächelnd blickte der Kerl sie an. Ondragon lehnte sich vor. Wer war das? Er hatte ihn noch nie gesehen. Leichte Eifersucht regte sich in ihm. Jetzt lachte Kateri den Typen an. Die beiden schienen sehr vertraut miteinander.
Plötzlich spürte Ondragon eine zaghafte Berührung an seiner Schulter und drehte sich um. Überrascht weiteten sich seine Augen, als er erkannte,
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