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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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wurde es wieder wärmer und der Druck auf seinen Ohren ließ nach. Die Lampe über seinem Kopf erlosch, und durch den Schlitz konnte er das trockene Gras der Prärie erkennen wie auch die Schuhe von Dr. Tesla! Ruckartig wurde die Tür geöffnet und frische Luft schwappte zu ihm herein.
    „Mr. Ailey? Sind Sie da? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ Lag da etwa eine leichte Besorgnis in der Stimme des Doktors?
    Philemon war es einerlei. Er wollte nur noch raus aus der engen Röhre. Auf wackeligen Beinen kroch er ins Freie, zerrte sich die Gummihaube von Kopf und atmete mehrmals tief durch. Als er die nachmittägliche Sonne auf seinem Scheitel und den Wind in seinem Gesicht spürte, beruhigte er sich allmählich und lächelte den Doktor zaghaft an. Scheinbar wissend blickte Tesla zurück.

    Am Abend spazierte Philemon zufrieden zurück in die Stadt, wieder einmal allein. Aber das war ihm diesmal egal. Er war erfüllt von Stolz, dass er die Herausforderung des heutigen Tages angenommen und mit Bravour gemeistert hatte, und freute sich jetzt auf ein ausgiebiges Abendessen. Heute wollte er sich zur Belohnung für seinen Mut etwas gönnen. Vielleicht ein schönes Steak. Ja, das war gut, ein saftiges Stück Fleisch würde ihn wieder zu Kräften bringen. Denn auch wenn er bester Laune war, merkte er doch, welchen Strapazen sein Körper bei diesem Experiment ausgesetzt gewesen war. Noch immer meinte er, die Schwäche spüren zu können, die seinen ganzen Körper in der Röhre überfallen hatte, und die seltsame Kälte. Aber er erinnerte sich auch an das begeisterte Schulterklopfen von Czito und Löwenstein, als er zurück ins Labor gekommen war und von einem Ohr zum anderen gegrinst hatte. Die Brüderlichkeit der beiden Assistenten und der anerkennende Blick Teslas hatten ihn die Schrecken der Röhre sofort vergessen lassen.
    Philemon trat einen Kieselstein vom Weg und schlenderte mit den Händen in der Tasche durch die Straßen von Colorado Springs. Aufmerksam beobachtete er die Menschen bei ihrem abendlichen Treiben vor den Restaurants und anderen Lokalitäten. Sie schienen ihn überhaupt nicht wahrzunehmen. Umso mehr fühlte er sich wie ein stiller Beobachter. Wenn die Menschen wüssten, was sie draußen in der Prärie trieben! Wenn sie wüssten, dass sie dort gerade die Zukunft schrieben. Aber das taten sie nicht! Zum Glück, denn vielleicht würde ihnen dabei angst und bange werden, so wie ihm heute in der Röhre. Mit einem wohligen Schaudern ging Philemon weiter und erreichte wenig später das Hotel. Im Speisesalon bestellte er sich das kolossalste Steak, das die Hotelküche zu bieten hatte, und verschlang es mit großem Appetit.
    Eine Stunde später lag er erschöpft auf seinem Bett und blickte, noch immer ganz beseelt von den Ereignissen des Tages, an die Zimmerdecke. Schließlich nahm er die Taschenuhr seines Vaters vom Nachttisch und wollte sie für den nächsten Tag neu aufziehen, da bemerkte er das Datum. Seltsam, heute war doch erst der neunzehnte August und nicht schon der zwanzigste. Er schüttelte die Uhr und hielt sie an sein Ohr. Sie tickte leise, aber gleichmäßig. Musste wohl ein Defekt an der Datumsanzeige sein. Philemon stellte das Datum zurück auf den Neunzehnten und zog die Uhr auf. Mal sehen, ob sie morgen wieder falsch ging. Er legte sie zurück auf den Nachttisch und bettete seinen Kopf auf das Kissen. Mit auf dem Bauch gefalteten Händen sann er noch einmal über das nach, was er während des Experiments durch den Schlitz der Tür gesehen hatte. Es musste Einbildung gewesen sein oder die Auswirkung von zu hohen Stromfrequenzen auf Körper und Geist. Denn anders konnte er sich nicht erklären, dass er geglaubt hatte, mit der Röhre auf dem zugigen Gipfel des Pikes Peak zu stehen …

29. Kapitel

    24. Mai 2011 Fortaleza, Brasilien 9.17 Uhr

    „Hallo, Professor Krupa? Hier ist Paul Ondragon. Ich habe Ihre Nummer von Professor Ludewig aus Hamburg. Er sagte, Sie könnten mir vielleicht helfen.“
    „Ah, Herr On Drrrrágon ! Schönen guten Tag.“
    Ondragon hatte einen schweren osteuropäischen Akzent erwartet, aber der Professor beherrschte ein lupenreines Hochdeutsch. Wahrscheinlich war er deutschstämmig oder hatte in Deutschland studiert. Nur seinen Namen sprach er falsch aus, mit Betonung auf dem A und einem übertrieben rollenden R, was den drakonischen Teil des Namens unangenehm hervorhob. Egal, er hatte im Moment besseres zu tun, als dies zu korrigieren. Er erläuterte sein Anliegen und

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