Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
anderes entdeckt. Ein Telegramm. Zumindest halte ich es für eins. Es ist ein fast unleserlich gewordenes Stück Papier. Als Empfänger steht oben General Kammler drauf und als Station, von der aus das Telegramm gesendet wurde, New Jersey. Der Absender ist leider nicht zu entziffern, dafür aber der Text. Er ist recht kurz: ‚Haben Pandora – morgen Kontakt mit U-Boot – Treffen in einer Woche in L – Heil Hitler‘.“
Pandora! , dachte Ondragon fassungslos. War das möglich? Konnte es einen solch verrückten Zufall geben? Oder kannte der BND dieses Dokument und hatte die laufende Operation als Parallele auch so genannt? Nachdenklich kratzte er sich am Kopf und fragte: „Also stammt das Telegramm von den Spionen?“
„Davon gehe ich aus“, entgegneten Krupa. „Mit Pandora war sicherlich das Notizbuch von Tesla gemeint, und das L steht für Ludwigsdorf. Ich sage Ihnen, das Buch war die Grundlage für das Glocken-Projekt!“
Daran schien es keine Zweifel zu geben, dachte Ondragon. Krupa hatte in dieser Sache tiefer gegraben, als irgendjemand zuvor. Es gab keinen Grund, ihm nicht zu glauben. Hastig notierte er sich die Informationen, während der Professor munter weiterplauderte.
„Vor einem Jahr habe ich meine Theorie von der Strahlenkanone in den einschlägigen Internet-Foren publik gemacht. Ich wollte mich mit anderen Mythenjägern darüber beraten, doch besonders militante Anhänger der Nazi-Ufo-Theorie haben mich dafür gnadenlos niedergemacht. Danach habe ich mich aus dem Netz zurückgezogen und nur noch im Privaten weitergeforscht.“
„Passierte das mit den Beschimpfungen zufällig bei alienbuster ?“
„Genau! Woher wissen Sie das?“
„Ich habe den Thread gelesen, der war noch nicht gelöscht worden.“ Das war eine glatte Lüge, aber Ondragon wollte den Polen unbedingt bei der Stange halten. Zumindest wusste er jetzt, dass er es gewesen war, den Truthfinder damit gemeint hatte, als er sagte, er müsse sich bei einigen Forumsmitgliedern entschuldigen.
„Eine Frage habe ich noch“, bat er schließlich. „Verraten Sie mir den Namen des Physikers, in dessen Unterlagen Sie das Aktenzeichen gefunden haben?“
„Natürlich. Aber er war eher unbekannt. Er hieß Schwarz. Dr. Albert Schwarz.“
Ondragon wäre beinahe der Stift aus der Hand gefallen. Dr. Schwarz? Das war doch einer der Passagiere der Junkers 390 gewesen. Einer von denen, die in der Wüste zurückgelassen worden waren. „Kennen Sie dann vielleicht auch die Namen Schuch, Kahn und Eschenberg?“
„Ja“, erwiderte Krupa, „die stehen auch auf der Liste.“
„Was für einer Liste?“
„Einem Verzeichnis, in dem sämtliche Wissenschaftler aufgeführt sind, die in der Forschungseinrichtung in Ludwigsdorf untergebracht waren. Ich habe die Liste in einem Archiv in Berlin aufgetan. Aber woher …?“
„Sie haben mir sehr geholfen, Professor Krupa, leider muss ich jetzt zu einem dringenden Termin. Haben Sie vielen Dank.“
„Gern geschehen“, sagte der Pole irritiert. „Aber …“
„Ich melde mich, wenn ich noch etwas zu diesem Fall wissen muss. Auf Wiederhören!“ Schnell legte Ondragon auf, bevor Krupa noch weitere heikle Fragen stellen konnte. Er sah auf seine Notizen. Puh, das war ungemein aufschlussreich gewesen! Die Hälfte seines Blocks war voll mit Krupas äußerst interessanten Informationen. Normalerweise vermied er es, die Hilfe anderer und womöglich noch fremder Menschen in Anspruch zu nehmen. Denn meistens forderten sie immer einen Gefallen zurück, und er hasste es, sich in Abhängigkeiten zu verstricken. Allein in diesem vermaledeiten Fall klebten nun schon so viele Gefälligkeiten an ihm wie die Fäden einer Spinne, in deren Netz er geraten war. Sie alle führten zu Namen, die mahnend durch das leere Kühlfach seines Gewissens hallten.
Charlize! Sem! Ludewig! Strangelove! Truthfinder! Krupa! Ja, sogar Kubicki!
All diese Menschen würden eines Tages irgendetwas für ihre Dienste zurückfordern. Klar, er konnte einige von ihnen mit Geld oder Gegeninformationen abspeisen. Aber was war mit seinen wenigen Freunden? Sie hegten Ansprüche an ihn. Ansprüche, die normal waren in einer freundschaftlichen Beziehung, die er aber niemals in der Lage sein würde zu erfüllen. Echte Freundschaften waren gefährlich. Gefährlich für ihn … und für seine Freunde. Ondragon spürte, wie dieser Gedanke ihn einzuengen drohte, und wehrte sich dagegen. Er musste in Zukunft noch strenger darauf achtgeben, nicht von
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