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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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Ich-trete-dir-die-Scheiße-aus-dem-Hintern-Oberboss der Unterwelt von Brasilien war, erst recht nicht! Fuck! Ondragon wurde heiß vor Unbehagen. Er hasste es, hinters Licht geführt zu werden. Und dann noch von Menschen, denen er vertraute. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass Charlize ein Geheimnis umgab, und er hatte ihr versprochen, nicht daran zu rühren. Aber dass es so gewaltig sein würde, überraschte und kränkte ihn auf gleiche Weise. Mit einem Mal fühlte er sich von Charlize ausgenutzt. Er hatte das Gefühl, als triebe sie hinter seinem Rücken ein doppeltes Spiel. Warum tat sie so, als sei sie seine fleißige Mitarbeiterin, wenn sie die zukünftige Königin eines Unterwelt-Imperiums war? Warum war sie bei ihm in Amerika? Spionierte sie ihn aus? Sieben verdammte Jahre lang? Er musste das klären, bevor er ihr wieder vertrauen konnte. Er musste wissen, auf welcher Seite sie stand. Angeschossen hin oder her, er würde sie zur Rede stellen!
    Ohne ein weiteres Wort verließ er das Hauptquartier des Comando Azul und stapfte wütend durch die Gassen der Favela zur Hauptstraße. Dort hielt er ein Taxi an und ließ sich zum Krankenhaus bringen.
    Ohne in die Überwachungskameras zu blicken, betrat er wenig später das Hospital und fuhr mit dem Fahrstuhl in die Etage, auf der sich die Intensivstation befand. Am Eingangstresen meldete er sich als Besucher an und nahm auf den Stühlen im Wartebereich Platz. Als man ihn aufrief, erhob er sich und bekam von einer Schwester Schutzkleidung ausgehändigt. Er zog alles an und wollte sich gerade den Mundschutz vor das Gesicht streifen, da öffneten sich die automatischen Schwingtüren zur Intensivstation und ein Mann in Begleitung zweier weiterer kam strammen Schrittes herausmarschiert. Sie trugen alle Mundschutz und Kittel über ihrer Straßenkleidung. Offensichtlich waren es ebenfalls Besucher. Ondragon schenkte ihnen keine weitere Beachtung, spürte dann aber, dass der Mann in der Mitte ihn anstarrte. Er schaute zurück, doch der Typ hatte sich wieder umgedreht und ging flankiert von den beiden anderen davon. Nachdenklich sah Ondragon ihnen nach. Etwas an ihnen war merkwürdig. Er beobachtete, wie die drei Männer, den Rücken zu ihm gewandt, ihre Kittel und Hauben ablegten und in einen Wäschecontainer warfen. Ohne sich noch einmal umzublicken, verließen sie die Station. Als die Flügeltür sich hinter ihnen schloss, band Ondragon sich schnell den Mundschutz um und folgte der Schwester, die ihn durch die Station führte. Ein mulmiges Gefühl begleitete ihn, denn auch wenn er die drei Männer nur von hinten gesehen hatte, waren es doch eindeutig Japaner gewesen!
    Mit den schlimmsten Erwartungen betrat er Charlizes Zimmer. Es war spartanisch eingerichtet. Ein Schrank, ein Tisch, ein Stuhl, ein Bett, sonst nichts. Rund um das Bett war eine Armada aus medizinischen Apparaten aufgebaut worden, die aussahen wie Teile der Brücke von Raumschiff Enterprise. Die Vorhänge am Fenster waren zugezogen und die Lichter an den Apparaten blinkten in allen Farben. Auf einem kleinen Monitor lief eine gleichmäßige Sinuskurve durch. Charlizes Herzschlag.
    Seine Assistentin lag auf dem Rücken, und im Licht der Neonlampe über ihrem Kopf wirkte ihr Gesicht beinahe grünlich. Sie hatte das Laken bis zum Kinn hochgezogen und hielt ihre Augen geschlossen. Ondragon konnte sehen, dass ihre langen schwarzen Wimpern leicht zitterten.
    „Aber nur kurz“, mahnte die Schwester und ließ ihn dann mit seiner Assistentin alleine.
    Ob die drei Japaner zuvor hier gewesen waren? Oder hatten sie jemand anderen besucht? Natürlich waren sie hier gewesen, dachte Ondragon mit einiger Gewissheit, wo sonst!? Er zog einen Stuhl heran und setzte sich neben das Bett. Mit gemischten Emotionen blickte er auf Charlize. Dann streckte er eine Hand aus und strich ihr sanft über den Handrücken, aus dem ein Infusionsschlauch ragte.
    Augenblicklich flogen Charlizes Lider in die Höhe. Sie fuhr vom Bett hoch und funkelte ihn erschrocken an. Ihre Reflexe funktionierten also noch. Doch dann schien der Schmerz sie zu übermannen und sie sackte zurück auf das Kissen.
    „Ach, du bist es“, seufzte sie leise und hob eine Hand an ihre Stirn. Ein dünner Schweißfilm glänzte darauf.
    Wer sollte es denn sonst sein?, dachte Ondragon. O sombra ? Er legte seine Hand in den Schoß und fragte: „Wie fühlst du dich?“
    Charlize stöhnte. „Wie man sich mit einem Loch im Bauch so fühlt: Irgendwie undicht.“ Sie grinste.

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