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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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und fielen tot um! Kurz kam Philemon in den Sinn, dass der Doktor tatsächlich verrückt sein könnte. Was, wenn er wirklich nicht wusste, was er tat?
    Dann Gnade uns Gott! , sagte eine andere Stimme in seinem Kopf.
    Ohne, dass die anderen es mitbekamen, bekreuzigte Philemon sich und sandte ein Stoßgebet an den Heiligen Joseph gen Himmel, dem Schutzpatron aller Ingenieure. Dann nahm er seine Position ein, die beim letzten Experiment noch Mr. Czito innegehabt hatte, und wartete auf das Zeichen Teslas. Donner rollte über ihre Köpfe hinweg und der Sturm riss an den Holzwänden. War das eine Warnung vom Heiligen Joseph?
    Den Hebel des Hochspannungsschalters fest umklammert, stemmte er sich gegen die Windböen, die durch die geöffnete Tür hineinfegten. Er zuckte zusammen, als ein Blitz in die Prärie schlug und es laut krachte. Das Gewitter war jetzt direkt über ihnen. Worauf wartete der Doktor noch? Philemon spürte, wie sich die Haare in seinem Nacken aufrichteten. Das alles war kompletter Wahnsinn!
    Er wollte gerade den Schalter loslassen, um Dr. Tesla seine Bedenken mitzuteilen, da gab dieser das Zeichen. Philemon zögerte. Er spürte die Angst in der dunklen Höhle seines Brustkorbs pulsieren und begann zu zittern. Doch als Teslas gestrenger Blick ihn streifte, drückte er unverzüglich den Schalter herunter. Ein hohes Sirren und Knistern fuhr durch die große Spule in der Mitte des Labors und plasmaartige Fortsätze bläulichen Lichtes zuckten aus der Spitze. Es knallte rhythmisch, als würde jemand ausgepeitscht werden.
    Tesla hob die Hand, und Philemon unterbrach die Stromzufuhr. Das Knallen und Knistern verhallte, nicht aber das Donnern draußen über der Prärie.
    Was war mit Löwenstein?
    Jemand sollte rausgehen und nach ihm schauen, dachte Philemon. Doch Tesla ließ erneut die Hand sinken. Im schummrigen Licht des Labors sah er aus wie der Schattenriss eines Henkers, der sein Beil auf den Delinquenten niedersausen ließ. Philemon stöhnte auf und schloss den Schaltkreis. Wieder erwachte die Spule zum Leben und sprühte unheimliche Lichtfunken. Und wieder krachte und zischte es, als habe das letzte Stündlein geschlagen. Dann hob der Doktor seine Hand und Philemon riss den Schalter nach oben.
    Bitte, lass es das letztes Mal gewesen sein, flehte er im Stillen, sonst gehe ich selbst hinaus und befreie Löwenstein aus der Röhre! Das Getöse über ihren Köpfen ließ langsam nach, das Gewitter zog ab.
    Tesla nickte ihm zu, nahm den Regenschirm zur Hand und spannte ihn auf. Dann trat er hinaus in den Regen. Philemon beobachtete, wie er zum Terminal ging und die Tür öffnete. Doch von Löwenstein bekam er nichts zu sehen, stattdessen steckte der Doktor seinen Kopf in die Röhre, drehte ihn nach links und rechts und zog ihn schließlich wieder heraus. Danach kam er zurück zum Labor. Mit undurchdringlicher Miene stellte er den Schirm in die Ecke und sagte: „Wir müssen das Experiment noch einmal wiederholen.“
    Philemon schloss vor Anspannung die Augen und legte seinen Kopf in die Armbeuge. Seine Kleidung war noch immer feucht vom Regen. Bitte nicht, dachte er, bitte nicht! Aber der Doktor hob beharrlich einen Arm.
    Philemon umfasste den Hebel. Der Arm des Doktors fiel, und wie in Trance schloss er den Stromkreis. Ähnlich einer Medusa mit blauen Schlangen aus Licht auf dem Haupt erstrahlte die Spule unter dem düsteren Dach des Labors und streckte ihre elektrisierenden Finger in alle Richtungen aus. Philemon konnte das Kribbeln der hohen Spannung auf seiner Haut spüren, da bemerkte er das Zeichen von Tesla und öffnete rasch den Schalter. Angestrengt stieß er Luft aus. Er fühlte sich überhitzt und ausgelaugt wie nach einem Zehn-Kilometer-Dauerlauf. Erschöpft ließ er sich auf einen Stuhl sinken. Nur langsam trocknete der kalte Schweiß auf seiner Stirn, während sein Herz noch immer einen Salto Mortale nach dem anderen vollführte. Er sah, wie der Doktor erneut zum Terminal hinausmarschierte. Der Regen hatte aufgehört und erste Sonnenstrahlen brachen durch die Wolkendecke. Sie verwandelten die regenasse Prärie in ein Meer aus glitzernden Diamanten. Doch Philemon hatte keine Augen für die Schönheit, sein Blick klebte am Doktor, der gerade dabei war, die Tür zur Röhre zu öffnen. Zu Philemons großer Erleichterung entstieg Löwenstein dem Terminal wie ein Phönix aus der Asche. Er sah die beiden Männer miteinander reden, woraufhin Löwenstein den Kopf schüttelte. Teslas Rücken neigte sich nur

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