Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
Vom Netzwerk:
musste wissen, was es mit diesem Röhnfeldt-Experiment auf sich hatte, und hoffte auf eine baldige Antwort.
    Um nicht zu spät im Labor zu erscheinen, fuhr Philemon mit der Kutsche bis zum Stadtrand, wo er ausstieg und den Zettel zerriss. Die Schnipsel warf er hinaus in die Prärie. Danach spannte er seinen Schirm auf und ging zu Fuß weiter. Feiner Sprühregen benetzte seine Schuhe, während er den größeren Pfützen auswich. Dünne Regenfahnen strichen in der Ferne über die Ebene.
    Als er das Labor erreichte, schlüpfte er schnell ins Innere. Die gespeicherte Wärme vom Vortag empfing ihn, und dankbar über die wohlige Atmosphäre im Labor legte Philemon sein Jackett ab. Er hatte sich gerade die antistatische Schürze umgebunden, da traten Czito und Löwenstein aus Teslas kleinem Studienzimmer. Natürlich waren sie schon wieder vor ihm hier. Philemon fragte sich, auf welches unsichtbare Signal hin Sie jeden Morgen beim Doktor antraten. Die beiden Assistenten kamen auf ihn zu und grüßten ihn mit heiteren Mienen.
    „Guten Morgen, Phil“, sagte Löwenstein. „Nicht das beste Wetter draußen, was? Aber für uns ist es umso besser. Der Doktor will heute den letzten großen Versuch wiederholen. Er möchte sehen, wie sich das Terminal bei feuchter Luft verhält und vielleicht gesellt sich ja noch ein kleines Gewitter hinzu. Wir haben nämlich trotz des fallenden Luftdrucks einen Anstieg an statischer Energie in der Atmosphäre gemessen. Das wäre fantastisch!“ Erwartungsfroh rieb sich der Deutsche die Hände.
    „Wirklich?“, fragte Philemon und sah den Doktor ebenfalls aus seiner Kammer kommen. „Ich steige gerne wieder ins Terminal, wenn Sie das wünschen, Dr. Tesla.“
    „Oh, vielen Dank für Ihr Angebot, Mr. Ailey. Aber ich denke, Sie sollten sich noch von den Strapazen des letzten Experiments erholen. Auch wenn Sie vermutlich nichts spüren, Ihr Körper erinnert sich gewiss noch an die kürzlich stattgefundene Alternation und muss sich erst wieder einpendeln. Sie wissen ja, dass jeder Körper, jede Materie, ob fest, flüssig oder gasförmig, in einer ganz eigenen Frequenz schwingt. In dem Versuch waren Sie Schwingungen ausgesetzt, die Ihren Metabolismus aus dem Rhythmus gebracht haben. Und ich denke, es ist nicht ratsam, diese Prozedur allzu oft und in zu kurzer Folge zu wiederholen. Deshalb werden wir eine Art Rotation einführen, an der wir alle teilnehmen. So wird immer jemand anderes ins Terminal gehen. Für heute wird das Fritz übernehmen.“ Er wies auf den deutschen Ingenieur, dessen Augen vor Aufregung glommen. Jetzt wusste Philemon, warum Löwenstein so aufgekratzt war.
    „In Ordnung“, stimmte er ein wenig ernüchtert zu. Dann würde er wohl noch etwas länger warten müssen, bis er wieder das Vergnügen hätte, in die Röhre zu steigen und seine Pikes-Peak-Theorie überprüfen zu können. Er ließ die Schultern hängen und machte sich an die ihm zugewiesene Arbeit.
    Eine Stunde später hatten sie das Terminal draußen aufgebaut. Mittlerweile war es noch finsterer geworden und eine schwarze Schlechtwetterfront drohte mit heftigen Regenfällen. Philemon sah einige Blitze aus den Wolken zu Boden zucken.
    Na, das konnte ja heiter werden, dachte er und war insgeheim froh darüber, heute nicht in die Röhre zu müssen. Das war bei diesem Wetter glatter Selbstmord. Egal ob das Terminal ein Faradayscher Käfig war oder nicht. Es musste nur ein Blitz in die Röhre schlagen und die Hitze im Innern würde Löwenstein grillen!
    Mit weichen Knien half er kurz darauf dem Deutschen beim Einsteigen ins Terminal. Wusste Löwenstein, worauf er sich einließ? Er sah den Ingenieur an, der scheinbar unbekümmert lächelte. Dann schloss er die Tür.
    „Alles klar dort drinnen?“ Philemon klopfte gegen das Metall. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er nicht versucht hatte, Löwenstein davon abzuhalten.
    Es klopfte von innen zurück. „Ja!“
    „Sind Sie auch sicher, dass Sie das tun wollen?“, schrie Philemon gegen den unvermittelt auffrischenden Wind an.
    „Jawohl! Frisch, fromm, fröhlich, frei! Wohlan!“, erklang Löwensteins Stimme gedämpft.
    Philemon schüttelte den Kopf. Dieser lebensmüde Waghals!
    Rasch lief er zurück zum Labor und schüttelte dort wie ein nasser Hund die Regentropfen von seiner Kleidung. Als er innehielt, sah er die Pfütze, in der er stand. Damit hatte sich das mit den isolierenden Schuhsohlen wohl erledigt. Hoffentlich bekamen sie bei diesem Regen nicht alle einen Schlag

Weitere Kostenlose Bücher