Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
treffen?“
„Wo?“
Sie wollte also. Ondragon hatte es gehofft, war sich aber nicht sicher gewesen, ob das Ganze vielleicht doch nur ein One-Night-Stand bleiben würde. „Ich hole dich um 18 Uhr ab. Zieh dir was Hübsches an.“
„Fein, dann gehen wir aus?“
„Ja, lass dich überraschen, Malin.“
„Gut, dann bis nachher. Ich freue mich, Paul.“ Sie verabschiedete sich und hörte sich dabei so an, als ob sie sich tatsächlich freue. Na ja, dachte Ondragon, nun würde womöglich doch noch ein Two-Night-Stand daraus werden. Zu viele Erwartungen legte er allerdings nicht in seine Begegnungen mit Frauen, denn etwas Längerfristiges würde dabei sowieso nie herauskommen. Schon wegen seines Jobs nicht. Das war einfach zu riskant für alle Beteiligten. Er musste unabhängig und unerpressbar bleiben, das zeigte allein schon die Sache mit Charlize. Aber gegen eine erfrischende amour fou war nichts einzuwenden.
Er wählte Achilles Nummer.
„Nichts Neues, Chef. Immer noch Stillstand auf dem Amt“, antwortete dieser ohne Umschweife.
„Halt dich ran. Erhöhe zur Not das Bakschisch.“
„Ja, hab ich schon im Blick.“ Achille klang leicht gereizt. Kein Wunder bei der Starrköpfigkeit der marokkanischen Behörden.
„Ach, und kennst du zufällig ein romantisches Restaurant hier in Casablanca?“
„Meinst du mit romantisch teuer und beeindruckend?“, hakte Achille nach.
„Exakt. Aber nicht zu aufdringlich.“
„Hast du etwa eine kleine aventure galante vor?“
Ondragon konnte Achilles förmlich durch den Hörer grinsen hören. „Geht dich gar nichts an!“
„Schon klar. Du stehst nicht auf Rüschen, aber auf romantisch. Aus dir soll mal einer schlau werden. Aber ich gönn es dir. Geh mit deinem Date ins ‚Ocean View Cabestan‘, das hat einen tollen Blick auf den Leuchtturm, da kommst du auf deine Kosten. Die haben dort auch eine sehr schicke Bar für hinterher. Soll ich dir einen Tisch für zwei reservieren?“
„Das wäre wirklich reizend von dir, Achille.“
„ De rien , Chef. Et grand bien te fasse! “
Nachdem er das Gespräch beendet hatte, stand Ondragon vom Bett auf und überprüfte die Ausrüstung, die er mittlerweile in unauffälligen Duffelbags verstaut hatte. Alles stand bereit, er brauchte nur noch den Startschuss – in welcher Form auch immer. Danach ging er ins Bad, um sich für das Rendezvous frischzumachen.
Malin staunte nicht schlecht, als sie das Restaurant betraten. Ondragon vermutete, dass ihr Expeditions-Budget kaum für eine solch exklusive Location ausgereicht hätte, und freute sich, dass es ihr gefiel. Sie wurden an einen Tisch mit Blick auf den felsigen Strand gebracht und bestellten eine Flasche Weißwein, während draußen über dem Meer die Möwen in den pastellfarbenen Abend flogen.
„Das nenne ich mal feudal!“, sagte Malin beeindruckt. „Du weißt wirklich, wie man Frauen um den Finger wickelt. Man könnte fast meinen, du hättest darin reichlich Erfahrung.“
Ondragon lächelte geschmeichelt, sagte dazu aber nichts.
„Darf ich dir vorweg eine Frage stellen?“
Er nickte.
„Hast du zu Hause eine Mrs. Ondragon sitzen, die auf dich wartet? Ich meine, ich sehe keinen Ehering an deiner Hand.“
Ondragon hatte diese Frage erwartet, wenn auch nicht so früh. Malin schien sehr direkt zu sein. Er legte den Kopf schief und fragte provokant zurück: „Würde es dir etwas ausmachen?“
„Nein.“
„Mir auch nicht. Aber falls es dich beruhigt, ich bin Single. Mein Job ist der Beziehungskiller schlechthin.“
Die Bedienung kam mit dem Wein und schenkte ihnen ein. Ondragon probierte und nickte dem Kellner zu. Sie bestellten ihr Essen und der Kellner ließ sie daraufhin wieder allein. Ondragon wusste, dass diese Art von Treffen mit einer Frau in einem Restaurant jede Menge Platz für Gespräche bot. Gespräche, in denen er gezwungen sein würde zu lügen. Besser waren eigentlich Orte, an denen man nicht so viel reden konnte, wie Discotheken oder Bars, in denen eine Band spielte. Das lenkte ab. Doch heute hatte er die Situation absichtlich so gewählt. Er wollte mehr über Malin erfahren und hoffte, die Konversation so weit lenken zu können, wie es ihm passte.
„Ich bin ständig auf Reisen und mehr außer Landes als zu Hause. Das macht kaum eine Frau mit“, sagte er leichthin.
„Wo warst du denn schon überall?“
„Ach, überall.“ Er winkte ab. „Aber mit exotischen Orten, wie du sie bestimmt schon gesehen hast, kann ich nicht
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