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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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Versuchsausrüstung zum Terminal, das noch immer unverändert hinter dem Zaun aus Stacheldraht stand.
    Mit dem Gewicht des Grammophons auf seinen Armen geriet Philemon schnell außer Atem. Die dünne Luft machte ihm immer noch zu schaffen und er hoffte, dass sich die Kopfschmerzen heute etwas zurückhalten würden. Am Terminal angekommen luden sie die Ausrüstung ab und verschnauften kurz. Czito sah auf seine Taschenuhr.
    „Noch eine halbe Stunde bis zum Beginn des Experiments. Wir sollten zusehen, dass wir alles aufgebaut bekommen. Viel ist es ja zum Glück nicht.“ Der Serbe machte sich daran, den Kasten mit der Kathodenstrahlröhre mehrere Schritte vom Terminal entfernt auf einem Stein zu positionieren. Danach holte er eine Rolle mit Kabeln aus seinem Rucksack und sie mit dem Kasten.
    „So, und nun stellen wir das Grammophon auf. Am besten hier.“ Czito wies auf ein flaches Stück Magerwiese, nicht weit von dem Stein entfernt. „Die Kabel dürften lang genug sein. Und achte darauf, dass der Plattenteller waagerecht ist.“
    „Jawohl!“, entgegnete Philemon und glich mit einem kleinen Stein, den er unter die vordere Kante des Grammophons klemmte, die Schräge des Hanges aus. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Czito unter seinem schwarzen Schnurrbart breit zu lächeln begann.
    „Heute wird es sich zeigen, Phil“, sagte der Serbe. „So Gott es will, werden wir Zeuge von etwas ganz Großartigem sein.“
    Philemon nickte, beseelt vom Eifer und von der Vorfreude. Wieder sah Czito auf die Uhr.
    „Noch fünfzehn Minuten!“ Er bückte sich ächzend und hob die beiden Kabelenden auf. Danach steckte er sie an der Rückseite des Grammophongehäuses in zwei provisorische Buchsen, die der Doktor dort statt der üblichen Kurbel für die Antriebsfeder montiert hatte. Nun waren beide Geräte miteinander verbunden, die Kathodenstrahlröhre und das Grammophon. Dr. Tesla hatte sich diese Konstruktion ersonnen und sie eigenhändig zusammengebaut. Der Kasten mit der Röhre war Empfangsstation und Transformator zugleich. Er würde die Energie empfangen, die der Doktor und Löwenstein vom Labor unten in der Prärie zu ihnen hinaufschickten, und in elektrischen Strom umwandeln, der dann über die Kabel zum umgebauten Grammophon geleitet werden und das Gerät in Gang setzen sollte.
    „Rasch, Phil“, rief Czito und winkte ihm mit der Hand, „wo ist die Platte?“
    Philemon zog die Schellackscheibe aus der Schutzhülle und legte sie andachtsvoll auf den Plattenteller. Seine Eltern besaßen zu Hause auch ein Grammophon und deshalb wusste er, wie man das Gerät bediente. Nur dass dieses hier nicht über eine Feder im Inneren angetrieben wurde, sondern mit drahtlos empfangenem Strom. So hofften sie alle zumindest. Sachte schwenkte Philemon den gebogenen Arm mit der Nadel und senkte ihn auf die Platte. Noch stand der Teller still und das Grammophon blieb stumm.
    Nervös wischte er seine schweißnassen Finger an der Hose ab. Nun war alles bereit. Das Experiment konnte beginnen. Er sah zu Czito hinüber, der auf die Uhr in seinen Händen starrte. Philemon trat neben ihn und beobachtete ebenfalls gebannt das kleine Ziffernblatt. Es war fast windstill auf dem Gipfel, und man konnte das Ticken der kleinen Zahnrädchen im Uhrwerk hören. Unermüdlich zog der Zeiger seine Runden.
    Noch zwei Minuten bis Zwölf.
    Philemon biss sich vor Anspannung auf die Lippen. Würde das Experiment gelingen? Würde das, was Dr. Tesla angekündigt hatte, funktionieren?
    Noch eine Minute.
    Er ließ die Augen nicht vom Zeiger, der die letzten Sekunden runterzählte.
    Noch fünfzehn.
    Zehn.
    Fünf.
    Ohne es zu merken, zählte Philemon leise mit … bis beide Zeiger der Uhr sich auf der Zwölf trafen. Unmittelbar schwebten zauberhafte Klänge durch die kristallklare Bergluft. Eine Melodie so schön und erhaben, dass Philemon augenblicklich die Tränen kamen.
    „Freude schöner Götterfunken Tochter aus Elysium, wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligthum …“
    Die Ode an die Freude aus Beethovens Neunter Symphonie klang wie eine lebensfrohe Verheißung, und auf unsichtbaren Schwingen erhoben sich die Stimmen des Chors in den Himmel. Sie flogen hinaus über die im fernen Sonnenlicht liegende Landschaft, hinaus zu den Menschen, die dort ihr Tagwerk verrichteten.
    „… deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt. Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt …“
    Philemon wandte seinen Blick von der atemberaubenden

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