Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
Vom Netzwerk:
fotografiert. Auch die Proben von den Außenseiten der Kiste wurden genommen. Wir können nun also mit dem Inhalt beginnen.“
    Charlize ließ ihren Kamerablick über die Mitarbeiter des Teams gleiten. Alle nickten. Aufgrund ihrer erwartungsvollen Gesichter schlussfolgerte Ondragon, dass sie das Innere der Kiste wohl noch nicht kannten. Wiederholt fragte er sich, was so brisant daran sein mochte? Gespannt blickte er auf das Bild der Kameraübertragung. Er sah, wie sich die Gruppe vor dem Tresor postierte. Charlize hielt sich etwas im Hintergrund und blickte den anderen über die Schulter. Dr. Lima zog sich ein Paar Latexhandschuhe an und begann, das Zahlenschloss am Tresor zu drehen.
    3-5-9-1-7
    Ondragon notierte sich die Kombination in der Hoffnung, dass sie nicht jeden Tag neu konfiguriert wurde. Die Tür des Tresors öffnete sich und zum Vorschein kam ein rechteckiger, in transparente Plastikfolie gewickelter Gegenstand.
    „Die Kiste hat über sechzig Jahre in der Dauertauchzone gelegen“, hörte er Dr. Lima auf Portugiesisch dozieren. „Sie besteht aus einer Aluminium-Magnesium-Legierung und ist über die lange Zeit wasserdicht geblieben, was erstaunlich ist. Die Crew des Bergungsschiffes hat sie gewaltsam geöffnet, um zu sehen, was drin ist, dabei wurde das Schloss zerstört. Laut Angaben des Kapitäns ist aber nichts von dem Inhalt der Kiste entwendet worden.“
    Schön und gut, dachte Ondragon ungeduldig. Aber jetzt mach das Ding endlich auf!
    Dr. Lima hob die Kiste aus dem Tresor und trug sie zu dem Metalltisch, der in der Mitte des Labors stand und eigentlich für die Untersuchung der Leichen gedacht war. Dort stellte er die Kiste ab und begann, sie aus der Folie zu wickeln.
    Sieht total unspektakulär aus, dachte Ondragon, eine verbeulte Alukiste mit zwei Henkeln zum Tragen an den Seiten. Weiter nichts. Durch das aggressive Meerwasser hatte das Leichtmetall eine mattweiße Kruste bekommen. Auf dem Deckel war die Korrosionsschicht entfernt worden. Wahrscheinlich, um die Gravur zu untersuchen, die sich darunter befand.
    „Näher heran“, sagte Ondragon ins Mikro und Charlize beugte sich vor. Die Gravur war kaum noch leserlich, aber Ondragon konnte die deutschen Wörter „Luftwaffe“ und „Reich“ entziffern.
    „Sind Sie bereit für den großen Moment?“, fragte Dr. Lima unterdessen.
    Mann, das sind doch nicht die Kronjuwelen!, dachte Ondragon und hörte, wie auch Agentin Ritter ungeduldig Luft ausstieß. Gebannt schaute er auf den Bildschirm. Dr. Limas Hände griffen nach dem Deckel und hoben ihn langsam an. Jemand rückte die Lampe über dem Labortisch zurecht und das Innere der Kiste wurde in grelles Licht getaucht.
    Unvermittelt schnürte sich Ondragons Kehle zu und sein Herzschlag begann zu rasen. Er hörte das ehrfurchtsvolle Raunen der Wissenschaftler und biss sich schmerzhaft auf die Zunge. Obwohl er sich mental auf den gefürchteten Gegenstand vorbereitet hatte, bekam er seine Reaktion nicht unter Kontrolle. Er merkte, dass er laut keuchte, und versuchte, wenigstens das zu unterbinden. Ritter und Steiner mussten ja nicht mitbekommen, wie der Rest seiner Körperfunktionen ausflippte.
    Zwei Gegenstände lagen in der Kiste. Eine Holzschatulle mit abgestoßenen Ecken und darunter ein schwarzer, beinahe fettig wirkender Ledereinband. Ein Buch; so groß und flach wie ein Fotoalbum. Das weiße Halogenlicht hob alle Einzelheiten hervor. Mit brennenden Augen starrte Ondragon auf das verhasste Objekt und spürte, wie der wohlbekannte Ekel sich in seinem Magen manifestierte. Er schluckte angestrengt, um ihn dort unten festzuhalten.
    Jemand machte Fotos mit Blitzlicht. Eine behandschuhte Hand holte die Holzschatulle heraus und legte sie auf den Tisch, desgleichen verfuhr sie mit dem Buch. Immer wieder verursachte das Zucken des Blitzlichtes unerwünschte Weißblenden in der Kameraübertragung. Doch dank ihnen gelang es Ondragon, sich aus seiner Starre zu lösen. Er rieb sich über die Kehle und schob die Übelkeit zurück in tiefere Gefilde. Das Einzige, was an sein Ohr drang, während er mit seiner Phobie kämpfte, war ouro und diário de bordo – die Worte „Gold“ und „Logbuch“. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er auf den Computerbildschirm. Charlize schien seine Qual instinktiv zu spüren, denn sie hielt ihren Blick hauptsächlich auf die Schatulle gerichtet. Eine Hand kam ins Bild und öffnete sie. Auf dem zerschlissenen Samtbett im Innern lag eine etwa handtellergroße Medaille aus

Weitere Kostenlose Bücher