Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
würde ihre Story später mit dem gegenchecken, was Charlize ihm an Informationen mitbrachte.
Er hörte seinen Magen knurren und aß einen Energieriegel. Danach nahm er ein paar Schlucke aus der Wasserflasche und suchte mit dem Fernglas die Umgebung ab. Charlize war wieder ins Labor zurückgekehrt, wo die mühselige Dokumentation der Fundstücke fortgesetzt wurde. Viel würde in den nächsten Stunden wohl nicht mehr passieren. Ondragon legte das Fernglas beiseite, schaltete die Funkübertragung etwas leiser und lehnte sich gemütlich mit dem Rücken an die Wand. Die ganz große Show würde sowieso erst in zwei Nächten stattfinden und bis dahin konnte er sich in seiner Beobachterrolle ein wenig entspannen.
Er schreckte auf, weil er ein Geräusch gehört hatte. Aber nicht über das Earpiece, es war von unten gekommen, aus dem Haus. Schnell klappte er das Netbook zu und sprach leise mit Ritter: „Hier ist was? Ich gehe es überprüfen!“ Dann stand er auf und pirschte mit gezückter Waffe zur halbeingestürzten Treppe. Dort spähte er nach unten auf die Schutthaufen. Staubkörnchen tanzten lautlos im Licht der Sonnenstrahlen, die durch die Fenster drangen, sonst war keine Bewegung auszumachen.
Wenn dort unten tatsächlich jemand umherschlich, so müsste der Schutt wie kleine Alarmanlagen unter seinen Sohlen knirschen. Es war jedoch nichts dergleichen zu hören. Ondragon wollte die Pistole in den Hosenbund stecken, da hört er es wieder. Ein verhaltenes Scharren. Es kam von der Tür zum Gebäude, die bloß noch an einer Angel in der Füllung hing.
Mit angehaltenem Atem bewegte er sich Schritt für Schritt die Treppe hinunter. Rasch sondierte er den Raum. Doch da war nichts. Langsam schlich er auf die Tür zu. Doch bei all dem Schrott, der hier unten herumlag, war es schwer, kein Geräusch von sich zu geben, und schließlich erklang ein Knirschen direkt unter seinem Fuß.
Mist!, dachte Ondragon, schnellte mit erhobener Waffe durch die Tür und zielte nach draußen. Doch seine abrupte Vorstoßtaktik schreckte keinen unerwünschten Besucher auf. Vermutlich war es nur eine streunende Katze gewesen, oder eine Möwe, von denen hier Hunderte herumflogen. Ondragon steckte die Waffe weg und kehrte nach oben zurück, wo er an Ritter meldete, dass alles in Ordnung war.
Da sich im Labor bei Charlize noch immer nichts Aufregendes ereignete, loggte er sich über das Netbook ins Internet ein und gab „Nikola Tesla“ in das Suchfenster bei Google ein. Mal sehen, was es über dieses angebliche Genie alles zu finden gab.
8. Kapitel
18. Juli 1899 Colorado Springs am Mittag
Dr. Tesla schloss die Tür hinter sich und nur langsam gewöhnten sich Philemons Augen an die Dunkelheit im Inneren des scheunenartigen Gebäudes. Nach und nach schälten sich Silhouetten aus der Schwärze. Das Laboratorium war überraschend spärlich eingerichtet. Entlang der Wände waren unterschiedliche Messinstrumente und Schaltrelais angebracht, von denen aus dicke, mit Baumwolltüchern und Gutta Percha isolierte Leitungen in alle Richtungen liefen. Eine Reihe von länglichen Akkumulatoren-Kästen stand auf dem Boden, und genau gegenüber der Tür waren mehrere eckige Zinkbehälter aufgebaut, aus deren Deckeln Drähte ragten. Mit Öl gefüllte Kondensatoren, vermutete Philemon. Daneben befanden sich ein großer, mit Schlössern versehener Metallschrank und eine seltsame Apparatur, bestehend aus Dutzenden von polierten und in Reihen montierten Kugeln.
„Mein Hochleistungs-Oszillator!“, sagte Dr. Tesla neben ihm stolz. Er sprach das erste Mal, seit er Philemon in sein Reich gelassen hatte. Der großgewachsene Meister der Elektrik trug schlichte, aber elegante Kleidung. Eine schwarze Hose, ein tadelloses weißes Hemd mit einem gestärkten Stehkragen und darüber eine dunkle Weste. Sein blasses Gesicht mit dem markanten Schnurrbart schwebte über seiner schlanken, asketischen Erscheinung wie das Antlitz eines Geistes.
Philemon nickte andächtig. Als Student war ihm zu Ohren gekommen, dass Dr. Tesla mit einem solchen Oszillator heftige Erdbeben verursachen konnte und vor einigen Jahren beinahe einen ganzen Häuserblock in Manhattan in Schutt und Asche gelegt hätte. Die Apparatur war damals außer Kontrolle geraten und Tesla hatte sie nur stoppen können, indem er sie eigenhändig zerstörte – so hatte es zumindest in der Boulevardpresse gestanden.
„Und was ist das?“, fragte Philemon und zeigte auf einen mannshohen, kreisförmigen Gitterzaun
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