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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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Ellenbogen aufwies, aber ansonsten tadellos saß. Ohnehin wirkte der Kerl viel gepflegter als bei ihrem ersten Treffen. Anscheinend war er doch kein einfacher Arbeiter, wie Philemon vorschnell angenommen hatte. Worin er sich allerdings nicht getäuscht hatte, war der muffig süßliche Geruch, der noch immer von ihm ausging.
    „Nein, Sir“, entgegnete er und blieb stehen, „der Blitz hat mich noch nicht erwischt. Und seien Sie versichert, unsere Experimente sind vollkommen unbedenklich. Es wirkt alles gefährlicher, als es in Wirklichkeit ist.“
    „Unbedenklich … na, wenn Sie das sagen.“ Der Blonde schmunzelte. „Gestatten, Joe Herkimer. Aber nennen Sie mich ruhig Joe.“ Er hielt ihm eine Hand entgegen, die Philemon schüttelte, während er sich selbst vorstellte.
    „Ah, Sie sind Elektroingenieur, nicht wahr?“
    „Woher wissen Sie das?“
    „So etwas spricht sich hier schnell herum.“ Herkimers Grinsen wurde breiter. „Auch, dass Sie im Alta Vista Hotel wohnen wie Dr. Tesla und die anderen beiden Assistenten. In diesem Nest bleibt nichts lange geheim, müssen Sie wissen. Die Vögelchen pfeifen es laut von den Dächern.“
    „Wohl wahr!“, bestätigte Philemon. „Und was machen Sie, falls ich das fragen darf? Ich meine, wenn Sie nicht gerade im Benson’s beim Lunch sitzen?“
    Der Blonde lachte und es wirkte ansteckend. „Wissen Sie, ich bin Telegraphist bei der Denver and Rio Grande Railroad Company. Falls Sie also mal eine dringende Nachricht haben und das öffentliche Telegraphenamt bei der Post überlaufen ist, dann kommen Sie ruhig zu mir ins Bahnhofsdepot. Ich regele das schon. Aber nun erzählen Sie doch mal, wie ergeht es Ihnen dort draußen in der Einöde? Muss ganz schön langweilig sein, in dieser Abgeschiedenheit zu arbeiten?“
    Da Philemon gegenüber Dr. Tesla absolutes Stillschweigen geschworen hatte, antwortete er so unverfänglich wie möglich. „Die Arbeit ist in der Tat recht mühsam, aber auch überaus interessant. Ich kann noch viel vom Doktor lernen.“
    „Dem verrückten Dr. Frankenstein mit seinen Blitzeapparaten?“
    „Dr. Tesla ist kein Frankenstein, sondern ein ehrenwerter Gentleman! Ein Mann von Welt und ein angesehener Ingenieur. Sie sollten ihm und seiner Arbeit mehr Respekt zollen. Wenn es ihn nicht gäbe, befände sich Ihr schönes Colorado Springs hier noch im tiefsten Mittelalter! Dr. Tesla hat uns die Elektrizität gebracht, er hat die Welt illuminiert! Ihm haben wir es zu verdanken, dass unsere Heime und Straßen in den Nächten erleuchtet sind und die Maschinen in den Fabriken laufen. Amerikas Wirtschaft blüht, und das ist sein Verdienst! Der Doktor ist ein Wohltäter, ein großer Menschenfreund. Sie können sich glücklich schätzen, dass er Ihren kleinen Ort für seine außergewöhnlichen Forschungen auserkoren hat!“
    „Das sehen die Leute hier aber anders. Fragen Sie nur herum, Phil. Jeder wird Ihnen erzählen, was man von Ihrem angeblichen Wohltäter hält! Er vertreibt die Kurgäste mit seinem Gepolter und versetzt die Bürger in Angst und Schrecken.“
    „Meinen Sie etwa das schwachsinnige Gefasel dieses Ziegenhirten? Das ist nichts als Unfug!“ Philemon war kaum mehr als eine Woche in Colorado Springs und hatte die Schauergeschichte des Ziegenhirten Benjamin Foley schon mehrfach aufgetischt bekommen. In unterschiedlichen Varianten wohlgemerkt, was ihn daher arg am Wahrheitsgehalt zweifeln ließ.
    „Der alte Ben ist zwar ein Nichtsnutz und Tagedieb“, räumte Herkimer ein, „aber er ist nicht schwachsinnig. Gehen Sie zu ihm, Mr. Ailey, und hören Sie sich seine Geschichte an. Und dann denken Sie noch einmal über das nach, was Sie über Dr. Tesla zu wissen glauben. Ben hat mit eigenen Augen gesehen, was der Doktor nachts dort draußen in der Prärie treibt, während alle anderen schlafen. Er kann bezeugen, dass etwas Unerklärliches in jener Nacht vorgegangen ist. Fragen Sie sich nicht selbst, was mit ihrem Vorgänger geschehen ist?“
    „Mr. Myers wurde in einer dringenden Angelegenheit fortgerufen. Sonst nichts. Alles andere sind Märchengeschichten eines altersschwachen Hinterwäldlers!“
    „Und warum hat dann der gute Mr. Myers sein Gepäck zurückgelassen?“
    Philemon stutzte. Sprach Herkimer etwa von dem großen Koffer, der bei seiner Ankunft noch in seinem Zimmer gestanden hatte? Der Page hatte ja gesagt, dass das Gepäckstück von seinem Vorgänger stammte. „Meines Wissens wollte Mr. Myers sich das Gepäck nachschicken lassen,

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