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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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okay?“
    „Okay.“
    „Mach‘s gut und pass auf dich auf, Paul“
    „Das werde ich, danke.“ Ondragon legte auf und hockte eine Weile niedergeschlagen auf der Bettkante. Warum hatte er eben die Kontrolle über sich verloren? Was ging es Ludewig an, welche Probleme er mit seinem Vater hatte? Privates musste privat bleiben. Er durfte sich nicht der Illusion hingeben, dass ihm tatsächlich jemand helfen konnte. Das konnte nur er selbst. Aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken.
    Eines Tages wirst du dich aber damit auseinandersetzen müssen! Schon allein Per Gustav oder deiner Mutter zuliebe. Die kleine Stimme in seinem Ohr hatte recht. Seit dem Tod seines Bruders in der Bibliothek hatte sich das Verhältnis zwischen ihm und seinem alten Herrn stetig abgekühlt und den absoluten Gefrierpunkt erreicht, als Ondragon 18 Jahre alt geworden wurde. Seine Familie hatte damals in Japan gelebt, die sechste Station des Botschafters, seit der kleine Paul Eckbert 1967 in Stockholm auf die Welt gekommen war. An Japan hatte er gemischte Erinnerungen. Einige waren gut, wie die an seine paar Bekannte, die er in Tokio noch hatte, und an seinen ersten Kontakt mit dem Kampfsport. Er lächelte bei dem Gedanken an den damaligen Kendo- Sensei und die unzähligen harten Trainingsstunden im Dojo . Dort hatte er sich viele blaue Flecken geholt und zum ersten Mal im Leben gelernt, was es hieß zu kämpfen. Jedoch nicht nur körperlich, sondern auch mental. In Japan war es ihm gelungen, sich von der erdrückenden Allgewalt seines Vaters zu lösen, von der omnipotenten, alles diktierenden Überfigur. Und zum ersten Mal in seinem Leben hatte er es gewagt, ihm zu widersprechen.
    Das war die weniger schöne Erinnerung. Nicht das Widersprechen an sich, denn das war ein überragendes Gefühl gewesen, nein, alles, was danach folgte. Wenn der Vater einem die Zuneigung entzog und so tat, als sei man für ihn gestorben. Gestorben wie der Zwillingsbruder! Und das alles nur, weil Ondragon es satt gehabt hatte, nach den Vorstellungen seines Vaters zu leben. Sein Wunsch was es gewesen, zum Studieren nach Amerika zu gehen. Der Vater aber hatte für ihn eine Universität in Deutschland vorgesehen. Er sollte das Land seiner Vorfahren kennenlernen. Dazu hatte Ondragon aber wenig Lust gehabt, ihn verband kaum etwas mit Deutschland. Stattdessen hatte er Aussicht auf ein vielversprechendes Sportstipendium am Harvard College gehabt. Er hätte nur noch die Aufnahmeprüfung bestehen müssen. Doch der Vater hatte ihm verboten, in die USA zu reisen. Ondragon erinnerte sich noch genau an den Tag. Das war der Moment gewesen, an dem sein Inneres endgültig zum Gefrierfach geworden war. Ohne eine Regung im Herzen hatte er seine Sachen gepackt und war in das Flugzeug nach Amerika gestiegen. Er war nie wieder zu seiner Familie zurückgekehrt. Zwar plagte ihn noch heute ab und an mal das schlechte Gewissen, seine Mutter bei diesem gefühllosen Klotz zurückgelassen zu haben, aber was hätte er dagegen tun können? Genau. Nichts! Dennoch markierte jenes Ereignis seinen ersten Sieg über den großen und unnachahmlichen Siegfried! Er hatte das Lindenblatt auf der Schulter seines Vaters entdeckt und seine Lanze hineingestoßen!
    Ach, Scheiße!
    Ondragon erhob sich und schob seine aufwallenden Gefühle mit aller Macht von sich. Zum Teufel mit Siegfried dem Drachentöter! Zum Teufel mit all dem, was er von diesem Mann an Fähigkeiten geerbt haben mochte.
    Zurück in die Gegenwart!
    Er brauchte jetzt all seine Konzentration für seine heutige Aufgabe. Für den Auftrag, den er zu erledigen hatte. Und vielleicht gewährte man ihm am Ende einen Blick in diese geheimnisvolle Akte … einen Blick in seine Vergangenheit.

12. Kapitel

    25. Juli 1899
Colorado Springs 19.00 Uhr

    Am Abend machte sich Philemon erschöpft auf den Weg zum Hotel. Die mahnenden Worte von Löwenstein in seinem Kopf waren allmählich leiser geworden und wurden schließlich vom Knurren seines Magens übertönt. In schmackhaften Bildern malte Philemon sich aus, was er zum Abendessen zu sich nehmen würde, und marschierte geschwind die Pikes Peak Avenue entlang, als er plötzlich von der Seite angesprochen wurde.
    „Na, noch nicht vom Blitz getroffen worden?“ Es klang mehr wie ein Scherz als eine ernstgemeinte Frage.
    Philemon wandte den Kopf und erkannte den blonden Typen aus dem Benson’s. Er trug einen schwarzen Derbyhut und einen braunen Tweetanzug, der leichte Abnutzungserscheinungen an den

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