Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
würde daran etwas ändern müssen, das war ihm klar. Das Leben war schließlich ein Kreislauf. Geben und nehmen. Und nur, wer sich daran hielt, war nicht ganz verlassen auf diesem Planeten.
„Willst du noch was über Voodoo wissen?“, fragte Ludewig scherzhaft. „Ich habe gehört, du hattest mächtig Spaß in New Orleans!“
„Woher weißt du das denn schon wieder?“, fragte Ondragon missmutig. Günther Ludewig war zwar Professor an der Universität von Hamburg und schon recht betagt, aber er schien seine Ohren noch immer rund um den Globus aufgesperrt zu halten.
„Ach, mein Kollege aus Atlanta, der, von dem du den Kontakt zu dieser Madame Tombeau bekommen hast, erzählte mir, dass er sich mit der Dame wegen einer wissenschaftlichen Angelegenheit in Verbindung gesetzt und sie ihm daraufhin von dir berichtet hat.“
„Hoffentlich nur Gutes.“
Ludewig lachte. „Ich weiß zwar nicht, was ein Unternehmensberater wie du mit Zombies zu tun hat, aber es heißt, du hättest dich ganz geschickt angestellt.“
Geschickt angestellt? Was sollte das denn heißen? Grimmig biss sich Ondragon auf die Lippen. Die Voodoo-Priesterin aus New Orleans war eine echte Herausforderung für ihn gewesen. Während seines letzten mysteriösen Falles hatte sie ständig versucht, ihn von ihrem schauerlichen Glauben zu überzeugen. Dennoch musste er zugeben, dass die Zusammenarbeit mit ihr recht erfolgreich gewesen war, und er würde heute nicht zögern, wieder mit ihr zu kooperieren. Auch wenn er hoffte, so schnell nicht wieder etwas mit Voodoo zu tun zu haben.
„Nun, dann bin ich ja beruhigt, dass ich mich so vorbildlich empfohlen habe“, sagte er. „Aber nun zu meiner Bitte. Sie hat zum Glück nichts mit archaischen Kulten zu tun, eher mit neuzeitlichen Hintergründen.“
„Nur raus damit. Mal sehen, ob ich dir helfen kann.“
Ondragon erklärte dem alten Anthropologen den Zusammenhang, erwähnte General Kammler, Teslas Edison-Medaille und die Junkers 390. Die fliegenden Untertassen ließ er weg, schließlich wollte er sich nicht blamieren.
Als er geendet hatte, seufzte Ludewig laut. „Das ist nun gar nicht mein Gebiet. Auch wenn ich im Laufe meines Lebens in vielen Bereichen unterwegs war und die Forschungszweige anderer angeschnitten habe, aber mit der Neuzeit habe ich wirklich nichts am Hut. Mir liegen die alten Dinge am Herzen, weißt du? Alles, was älter als zweihundert Jahre ist und nicht dieses neumodische Zeugs. Industrielle Revolution, pfui. Die Weltkriege, bah! Nazis, noch schlimmer! Nein, nein, mein Junge, das ist nichts für mich. Tut mir leid.“
„Kennst du vielleicht einen Kollegen, der was darüber weiß?“
„Natürlich haben wir hier an der Universität eine Menge Professoren, die sich auch speziell mit dem Nationalsozialismus beschäftigen. Das werden sie wohl auch noch in hundert Jahren tun, fürchte ich. Damit haben wir Deutschen uns ganz schön was eingebrockt! Aber ob jemand was zu deiner Frage sagen kann, weiß ich nicht. Ich werde mich erkundigen.“
„Danke, Günther. Gib mir einfach Bescheid, falls du etwas herausbekommst. Wenn nicht, ist auch es auch gut. Ich kann ja immer noch meinen alten Herrn anrufen.“
„Deinen Vater?“
Erst jetzt merkte Ondragon, dass er unabsichtlich sarkastisch geklungen hatte. „Entschuldige, aber mit meinem Vater verstehe ich mich nicht sonderlich gut.“
„Ist er nicht Botschafter im Ruhestand?“
„Genau.“
„Ach, dann ist er bestimmt auch so ein alter Knochen wie ich.“ Ludewig lachte trocken, so als wisse er bestens um die Eigenschaften alter und starrsinniger Männer Bescheid.
„Ein alter Knochen?!“, entgegnete Ondragon ungewollt heftig. „Mein Vater ist ein kompletter Dinosaurier aus alten, verstaubten Knochen und Prinzipien! Ein gefühlskalter Neandertaler! Ein emotionaler Krüppel! Ach, vergiss es! Ist ja auch egal. Anderes Thema.“ Fahrig strich er sich durchs Haar. Immer, wenn es um seinen Vater ging, tickte etwas bei ihm aus. Siegfried Ondragon war ein blinder Fleck auf seiner Netzhaut, etwas, das er nicht sehen wollte.
„Junge, du kannst jederzeit mit mir darüber reden, wenn du willst.“
„Ich weiß das zu schätzen, Günther“, entgegnete er müde. Er wusste, dass das Angebot ernst gemeint war. „Aber dieses Dilemma braucht mehr als einen Tag, um es vollständig zu beschreiben.“
„Dann vielleicht ein anderes Mal. Ich sehe zu, dass ich jemanden für dich auftreibe, der etwas über deine Sache weiß,
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