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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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hörte er einen Mann in gebrochenem Englisch antworten. Das war das vereinbarte Passwort. Er öffnete die Tür, und nachdem er den Flur sondiert hatte und sicher sein konnte, dass der Typ alleine war, ließ er ihn eintreten. Er trug tatsächlich eine Pizzaschachtel bei sich, aus der ein verführerischer Duft strömte. Der Typ selbst war dunkelhäutig und so klein, dass er aufrecht unter Ondragons Achsel durchgehen konnte. Er hatte kurzes, schwarzes Kraushaar und dunkle Augen. Seine Miene wirkte abgeklärt und die plattgedrückte Nase verriet seine Tätigkeit als Straßenkämpfer. Um seinen Mund zuckte es angespannt.
    Ondragon durchsuchte das Super-Duper-Fliegengewicht nach Waffen. Er war sauber. Mit dem Lauf der Pistole winkte er den Pizza-Boy zum Tisch hinüber, wo dieser die Schachtel mit dem italienischen Fastfood abstellte und oberschlau grinste.
    „Bist du Sem?“, fragte Ondragon.
    Der Brasilianer schüttelte den Kopf. „Nee, Mann. Sem ist der Boss, ich bin nur sein Bote, weißt du doch, Gringo.“
    Schade, dachte Ondragon. Aber es war ja eigentlich auch klar gewesen, dass der Boss der Unterwelt von Fortaleza sich nicht persönlich zeigte. Würde er genauso machen. Dennoch hatte er gehofft, etwas mehr über diesen geheimnisvollen Sem zu erfahren.
    „Geht alles klar?“, fragte er.
    „ Yessss , Mann. Wie besprochen. Alles okey-dokey. Sie können sich ganz auf Sem verlassen, Mister! Er wird genau da sein, wo Sie ihn brauchen!“
    Na denn, dachte Ondragon noch immer skeptisch. Aber wenn Charlize ihre Hand für diesen Typen ins Feuer legte, dann gab es wenig Grund, misstrauisch zu sein. Er ging zum Nachttisch, öffnete die Schublade und holte ein Bündel Dollarscheine hervor. „Die andere Hälfte gibt’s hinterher!“, sagte er und drückte es dem Boxer-Zwerg in die Hand.
    „Klaro.“ Der kleine Brasilianer steckte das Geld in die Tasche seiner Bomberjacke. Dann hob er eine Hand und machte mit zwei Fingern eine lässige Abwärtsbewegung. „Wir sehen uns, Mann!“ Er ging zur Tür. „Ach ja, und essen Sie ruhig was von der Pizza, die ist gut.“ Boxer-Zwerg zwinkerte ihm zu, warf einen schnellen Blick zur Tür hinaus, und war kurz darauf verschwunden.
    Yo, Mann! , antwortete Ondragon in Gedanken, steckte die Waffe weg und öffnete die Schachtel. Die Pizza sah wirklich appetitlich aus. Er probierte ein Stück und aß dann noch eins. Danach leckte er sich die Finger ab. Er durfte nicht zu viel essen, das machte ihn nur träge und unkonzentriert. Als er die Schachtel zuklappen wollte, bemerkte er etwas unter der Pizza. Er hob den fettriefenden Teigfladen an und zog einen in Plastik eingeschweißten Zettel hervor. Charlize, du gerissenes Schlitzohr, dachte er schmunzelnd und las die japanischen Schriftzeichen.

    Keine Sorge, Chef. Alles ist vorbereitet. Sem und seine Leute wissen, was sie zu tun haben. Du kannst dich auf ihn verlassen! Wir sehen uns morgen. Gutes Gelingen! C.

    Hoffentlich war der gute Sem tatsächlich so zuverlässig, wie Charlize ihn anpries, dachte Ondragon, denn sonst wäre sein Plan für den Allerwertesten und er würde zusehen müssen, wie er allein mit der Situation klarkäme. Er blickte erneut auf die Uhr und beschloss, sich für den Einsatz bereit zu machen.

16. Kapitel

    23. Mai 2011 Fortaleza, Brasilien 2.30 Uhr

    Von Kopf bis Fuß in schwarze Kleidung gehüllt stand Ondragon in einem geschützten Winkel am Hafen und beobachtete die Stelle, an der er über die drei Meter hohe Mauer auf das Container-Areal gelangen wollte. Die Nacht war perfekt, ein fast voller Mond stand am östlichen Horizont und beleuchtete mit seinem matten Licht das Gelände. Hin und wieder glitt eine Wolke über ihn hinweg und tauchte alles für kurze Zeit in tiefe Schatten.
    Ondragon blickte vom Himmel auf die Rohre der Pipeline, die über die Mauer führten, vergewisserte sich noch ein letztes Mal, dass niemand zu sehen war, und sprach schließlich leise in das Mikro an seinem Kragen.
    „Ich gehe jetzt rein.“
    „Alles klar“, hörte er Ritters kühle Stimme über das Earpiece.
    Er hangelte sich die Rohre hinauf, ohne dass sein Puls sich nennenswert beschleunigte, und lief geduckt in Richtung Hafenareal. Seine Gummisohlen verursachten kaum einen Laut auf dem Metall. Als er die Mauer überquert hatte, ließ er sich auf alle viere nieder und lauschte von seiner erhöhten Position aus in die Dunkelheit zu seinen Füßen. Offensichtlich hielt das Wachpersonal diese Stelle für wenig gefährdet, denn niemand

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