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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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vollzogen. Sie wirkte jetzt wie eine Wissende, nicht mehr wie eine Wartende.
    Der Deutsche war ganz schön gerissen, dachte Clandestin. Er hatte seiner Komplizin eine verdeckte Botschaft durch den Kellner zukommen lassen. Was auch immer auf der Serviette stand, es hatte ihre Haltung minimal verändert, obwohl sie sich mit Sicherheit Mühe gab, dies zu verbergen. Ohne von dem Getränk zu kosten, erhob sie sich und verließ selbstbewussten Schrittes das Hotel. Clandestin überlegte, ob er ihr hinterhergehen und ihr das Handy stehlen sollte. Draußen auf der Promenade war noch viel los, und es könnte ihm durchaus gelingen, ihr das Gerät unbemerkt zu entwenden. Vielleicht fand er einen Hinweis auf den genauen Plan von Mr. Big. Dann müsste er nicht ständig auf diese ermüdende Weise an ihm kleben wie ein Kaugummi. Andererseits war die Gefahr zu groß, dass er die Frau auf sich aufmerksam machte. Also beruhigte er sich wieder und blieb, wo er war. Er hatte alles penibel vorbereitet und konnte die Dinge auf sich zukommen lassen. An geeigneter Stelle würde er eingreifen und sich nehmen, was quasi schon ihm gehörte.
    Er besah sich erneut die Gäste im Foyer, bevor er wie zufällig zu dem Tisch schlenderte, an dem die Frau gesessen hatte. Die Serviette lag noch da. Reichlich nachlässig von der Dame, sie dort liegenzulassen, dachte er und ließ sie schnell in der Tasche seines Kapuzenpullis verschwinden. Danach rückte er die getönte Brille zurecht und verschwand um eine Ecke, wo er die Nachricht las.
    „Verdammter Mist!“, murmelte er leise und zerknüllte ärgerlich die Serviette. Die Nachricht war in Japanisch geschrieben! Zwar beherrschte er eine ganze Reihe von Sprachen, aber Japanisch war nicht dabei. Merde!
    Clandestin lockerte seine Haltung, setzte eine unbekümmerte Sunnyboy-Miene auf und schlenderte lässig aus dem Hotel. Draußen überquerte er in gemütlichem Tempo die Straße und suchte sich einen Platz unter den Palmen, von wo aus er den Haupteingang des Hotels sowie die Ausfahrt der Tiefgarage gut im Blick hatte. Das Auto, das diesem Kerl zur Verfügung stand, war zwar in einiger Entfernung am Straßenrand geparkt, aber man konnte ja nie wissen, auf welchem Wege Mr. Big das Hotel verlassen würde. Er durfte ihn jetzt keine Minute mehr aus den Augen lassen.
    Wie ein Chamäleon verschmolz Clandestin mit der flanierenden Menge der Urlauber und kalibrierte seinen Blick auf hochgewachsene Männer. Denn so sehr Mr. Ondragon auch die Kunst der Verkleidung beherrschte, seine Körpergröße konnte er nicht verbergen. So wartete Clandestin geduldig, während die Schatten der hereinbrechenden Nacht immer länger wurden und die bunten Glühlampen an den Standbars aufflackerten wie tausend kleine Augen, die ihm bei seiner Arbeit behilflich waren.

15. Kapitel

    22. Mai 2011 Fortaleza, Brasilien 18.05 Uhr

    Nachdem Ondragon auf seinem Zimmer angekommen war, suchte er den ganzen Raum nach Wanzen ab. Erst dann wagte er es, den Chip hervorzuholen. Acht Gigabyte und nicht mal so groß wie eine Kontaktlinse! Charlize hatte darauf sämtliche Fotos und Dateien aus dem Labor gespeichert, bevor sie sie dort vom Computer gelöscht hatte. Anschließend hatte sie den Chip aus dem Labor geschleust, und Ritter war voll auf ihre vermeintliche Bockigkeit hereingefallen. Der Chip war an der Innenseite des Bügels von der Kamerabrille befestigt gewesen, Ondragon hatte ihn schnell abgekratzt und in einer kleinen Tasche im Hosenbund verschwinden lassen.
    Er lächelte versonnen. Mit niemandem verstand er sich so gut auf Teamplay wie mit Charlize.
    Wenig später hatte er den Chip in einen SD-Adapter gesteckt und diesen in den Fotoapparat geschoben, der zu seiner Tarnung als Tourist gehörte. Leider war dies momentan das einzige Gerät, mit dem er sich einen Überblick über die Fotos verschaffen konnte. Das Netbook des BND wollte er nicht benutzen, da es mit Sicherheit eine gespiegelte Oberfläche besaß, die von irgendjemandem von irgendwoher ausspioniert wurde, wenn nicht gar von Ritter selbst.
    Egal, der Fotoapparat würde es auf die Schnelle auch tun. Ondragon schaltete ihn ein und klickte sich durch die Aufnahmen. Das Display war klein, aber wenn er die Vergrößerungsfunktion benutzte, reichte es, um zumindest die Bilder von den Wrackteilen zu betrachten. Die geborstenen und korrodierten Teile der Junkers hoben sich deutlich von den noch „frischen“ Trümmern der Air-France-Maschine im Hintergrund ab. Alle Fundstücke in der

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