Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
Vom Netzwerk:
zurück zur Treppe. Er sah hinauf. Das Licht im Treppenhaus flackerte, erlosch und glomm wieder auf. Wahrscheinlich wegen der schwankenden Spannung, die das Kraftwerk von Colorado Springs produzierte. Nicht umsonst konvertierte Tesla draußen in seinem Labor den gelieferten Strom auf ein gleichmäßiges Niveau, bevor er ihn für seine Experimente nutzte.
    Draußen im Labor …
    Philemon erschauerte unwillkürlich. Vielleicht rührte das Flackern auch daher, dass man dort gerade neue Versuche durchführte – ohne ihn!
    Mit entschlossen vorgeschobener Kinnlade erklomm er einen Treppenabsatz nach dem nächsten. Als er in der dritten und obersten Etage angekommen war, hielt er inne und blickte in den Korridor. Er sah genauso aus wie der im ersten Stock, jedoch mit einem kleinen Unterschied. Hier befanden sich die teureren Suiten mit dem besseren Ausblick. Darunter auch Teslas Zimmer mit der Nummer 303. Natürlich durch drei teilbar. Philemon lächelte leise, als er daran vorbeischritt. Er folgte seinem Gespür und hielt auf die Tür am hinteren Ende des Korridors zu. Sie trug kein Schildchen mit einer Nummer. Vorsichtig prüfte er, ob der Knauf sich drehen ließ. Wider Erwarten schwang die Tür auf und Philemon starrte unentschlossen in die Finsternis.
    Durfte er den Raum überhaupt betreten? Was, wenn man ihn dabei ertappte?
    Aber es war doch bestimmt nur eine Abstellkammer, und wenn man von Seiten des Hotels nicht wollte, dass ein Gast dort hineinschaute, dann wäre sie sicherlich abgeschlossen. In der Hoffnung, irgendwo einen Lichtschalter zu finden, trat Philemon schließlich ein und tastete behutsam an der Wand entlang. Doch da war kein Schalter. Ratlos blickte er sich in dem dunklen Raum um, konnte aber nur formlose Konturen erkennen. Da bemerkte er eine Schnur, die direkt vor seinem Gesicht von der Decke baumelte. Er ergriff sie und zog daran. Mit einem leisen Klick leuchtete eine nackte Glühbirne auf. Schnell schloss Philemon die Tür, drehte sich um und betrachtete die in der Kammer gelagerten Gegenstände. An den Wänden standen Regale mit frischer Bettwäsche, zusätzlichen Kissen und Decken. In einem anderen lagerten Seife und Blechkanister mit Lauge. Es roch leicht nach Wachs und Putzmitteln. In der Mitte des Raumes stapelten sich alle möglichen Möbelstücke, von denen manche mit Tüchern bedeckt waren. In der einen Ecke stand ein Tisch. Auf der weißen Tischdecke waren Teller und leere Tassen abgestellt worden. Augenscheinlich verbrachten die Zimmermädchen hier ihre Pausen.
    Philemon nahm seinen Hut ab und fuhr sich über seinen Scheitel. Nirgendwo konnte er einen Koffer entdecken. Möglicherweise hatte man ihn doch schon an Mr. Myers zurückgeschickt. Also war alles nur falscher Alarm gewesen und die mysteriösen Andeutungen von diesem Mr. Herkimer bloß eine Masche, sich wichtig zu machen. Philemon ärgerte sich, auf das Gerede gehört zu haben. Er griff nach der Strippe und wollte das Licht ausschalten, da fiel sein Blick erneut auf den Tisch. Etwas daran störte ihn. Warum gab es für eine solch einfache Tafel, an der die Dienstmädchen ihren Tee tranken, eine offensichtlich teure Tischdecke? Und warum reichte diese bis zum Boden?
    Philemon ließ die Strippe los und ging zum Tisch. Er legte eine Hand auf das weiße Leinen und strich andächtig darüber, dann klopfte er auf die Platte. Es klang hohl. Das war kein Tisch. Philemon räumte das Geschirr auf den Boden und lüftete das Tuch. Es überraschte ihn nicht, dass darunter ein großer Schrankkoffer mit Metallbeschlägen zum Vorschein kam. Philemon erkannte ihn wieder. Es war genau dasselbe Gepäckstück, das bei ihm auf dem Zimmer gestanden hatte. Ein Koffer, wie man ihn für Überseereisen benutzte.
    Er ließ das Tuch fallen, ging in die Hocke und suchte nach einem Namenschild. Er fand ein kleines Lederetui, das an einem der beiden Ledergurte befestigt war. Er klappte das Etui auf. Ein Zettel mit einer Adresse steckte darin. Philemon las ihn und spürte, wie sein Herz augenblicklich schneller schlug.
    „Mr. Frederick Myers, 114 Beacon Street, Beacon Hill, Boston, Massachusetts.“
    Der Koffer gehörte tatsächlich Myers! Mit nervösen Fingern fuhr er über die beiden Schlösser. Sie waren verschlossen. Wie vom Fieber gepackt zückte Philemon sein Klappmesser, das er sich aus der Schweiz mitgebracht hatte, und machte sich an den schweren Verschlüssen zu schaffen. Nacheinander gelang es ihm, sie zu öffnen, und er ließ sie mit den Daumen

Weitere Kostenlose Bücher