Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
zurück. Es war nur ein ganz leichtes Flackern, kaum als Regung wahrzunehmen. Aber Ondragon hatte es registriert und es erweckte in ihm den Eindruck, als heische der große Boss von Comando Azul nach der Zustimmung von Seiten der nipo-brasileira . Leicht verblüfft fragte er sich, wer hier König und wer Untertan war, tat aber so, als sei es ihm nicht aufgefallen.
Der kleine Brasilianer streckte einen Arm aus und fuhr damit rappermäßig durch die Luft. „ Okey-dokey , Mr. Ondragon, ich bin dabei!“
Na bestens, dachte Ondragon im Stillen, während Charlize neben ihm scheinbar beifällig mit der Zunge schnalzte.
„Bin gleich fertig“, sagte sie dann und tippte mit ihrem Zeigefinger auf die Returntaste. „Die Daten werden an den Drucker geschickt.“
Im Hintergrund begann der Drucker seine Arbeit, und Ondragon sah Charlize dabei zu, wie sie die Dateien in der gleichen Weise vom Rechner löschte, wie er es zuvor getan hatte. Anschließend klappte sie das Gerät zu und stellte es auf den Couchtisch. „So, und nun bin ich ganz Ohr!“
Einen Moment blickte Ondragon sie an. Seine fleißige Assistentin war durchtriebener, als er gedacht hatte. ‚Tochter des Schattens’ – fragte sich nur, wer dieser Schatten war?
„Schön“, sagte er daraufhin und lehnte sich vor. „Endlich können wir zum operativen Teil übergehen. Dann mal raus mit den Infos! Was habt ihr über den Kerl, der jetzt die Kiste hat, herausgefunden?“
23. Kapitel
02. August 1899
Colorado Springs in derselben Nacht
Schnellen Schrittes lief Philemon durch die nächtlichen Straßen. Noch immer nagte die Enttäuschung an seinem Selbstwertgefühl, weil die anderen ihn ausgeschlossen hatten, und er fragte sich, was sie wohl gerade im Labor taten? Er hätte bleiben und lauschen sollen. Niedergeschlagen zog er den Kopf zwischen die Schultern und beschleunigte seine Schritte. Um diese späte Stunde war Colorado Springs wie ausgestorben und es fühlte sich unheimlich an, allein unterwegs zu sein. Immer wieder meinte Philemon, hinter sich Geräusche von Schritten zu hören, und er drehte sich um, aber natürlich war da niemand. Seine angespannten Nerven spielten ihm bestimmt nur einen Streich.
Da stand plötzlich wie aus dem Boden gewachsen eine Gestalt vor ihm. Erschrocken sprang Philemon zurück und hob beide Fäuste. Er war bereit, sich zu verteidigen. In New York bedeutete eine solche Situation auf nächtlicher Straße nichts Gutes und er war stets auf eine Auseinandersetzung mit Straßendieben vorbereitet. An der Universität hatte er am wöchentlichen Boxtraining teilgenommen und sich sogar gegen seine älteren Kommilitonen durchgesetzt.
Herausfordernd starrte er den Kerl an, dessen schnurrbärtiges Gesicht sich im Schatten einer Schirmmütze verbarg.
„Na, wer ist denn da zur Geisterstunde noch unterwegs?“, fragte die Gestalt.
„Wer will das wissen?“, warf Philemon angriffslustig zurück.
„Ich!“, sagte der Mann wichtig und hob den Kopf, so dass der Schein der nächstgelegenen Straßenlaterne auf sein Gesicht fiel. An seiner Mütze blitzte ein Messingabzeichen der hiesigen Polizeiwache auf.
Philemon nahm die Fäuste herunter und entspannte sich ein wenig. „Verzeihung, ich habe Sie nicht erkannt, Sir“, entschuldigte er sich schnell bei dem Konstabler. Aber warum sprang der Kerl ihm auch so urplötzlich in den Weg?
Der Konstabler hob das schwabbelige Kinn und glotzte ihn unverhohlen an. „Soso, und beantworten Sie vielleicht auch meine Frage? Wer sind Sie und was machen Sie hier?“
Philemon erklärte ihm sein spätes Unterwegssein. Dabei überkam ihn die vage Ahnung, dass er nicht aufgehalten worden war, um festzustellen, was er hier tat oder wer er war. Der Mann schien genau zu wissen, wen er vor sich hatte. Der Abscheu in seinem Blick war nicht zu übersehen.
„Mr. Ailey, soso. Und Sie arbeiten draußen in dem Labor zusammen mit dem verrücken Doktor.“
Philemon wollte etwas zu Dr. Teslas Verteidigung sagen, ließ es aber. Er war müde und wollte keine Scherereien mit dem örtlichen Auge des Gesetzes. „Ja, das tue ich“, antwortete er stattdessen.
Der Konstabler schob seinen Bauch vor und hakte die Daumen in den Gürtel, dabei hob er seine Schultern an wie ein Stier kurz vor dem Angriff. Er knurrte etwas, das Philemon nicht verstand.
„Wie bitte?“
„Wir wollen Sie hier nicht haben!“, wiederholte der Kerl. „Sie, diesen Doktor und seine Experimente! Es ist nicht gut, was Sie hier tun. Sie stören den
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