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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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deshalb in die Quere gekommen?
    Ondragon ging noch einmal die Sachen durch, die Sem aus dem Versteck mitgebracht hatte. Der größte Teil bestand aus Verpackungen von Lebensmitteln und Getränkedosen. Aber es gab auch ein paar recht hilfreiche Indizien, die es Ondragon ermöglichten, eine erste Einschätzung des Unbekannten vorzunehmen. Erstens: Auf dem Müll war nicht ein einziger, brauchbarer Fingerabdruck zu finden. Das war schon mal ungewöhnlich und könnte bedeuten, dass sie es mit einem Profi zu tun hatten. Zweitens: Unter den Verpackungsresten befand sich eine gelbe Bonbon-Dose mit Cachou-Lajaunie -Pastillen. Diese Lutschbonbons mit Mentholgeschmack waren jedoch nur in Frankreich erhältlich, das hatte Ondragon herausgefunden, und sie konnten durchaus ein Hinweis dafür sein, dass der große Unbekannte aus Frankreich stammte, oder sich zumindest kürzlich dort aufgehalten hatte. Außerdem war das Flugzeug, das vor der Küste Brasiliens abgestürzt war, eine Maschine der Air France. Wer hätte also als erstes Wind von den Wrackteilen des Naziflugzeuges bekommen können, als jemand, der in ständigem Kontakt mit der Bergungsoperation stand? Ondragon tippte dabei entweder auf ein Mitglied der BEA, der französischen Untersuchungsbehörde für Flugunfälle mit Hauptsitz in Paris, oder auf einen der Matrosen, die die Kiste geöffnet hatten. Die Franzosen konnten durchaus Kenntnis von der Legende der Junkers 390 und dem verschollenen Hans Kammler samt seiner mysteriösen Nazi-Technologie haben. Und ihr Interesse daran wäre genauso groß wie das jedes x-beliebigen anderen Landes. Vielleicht hatte besagter Mitarbeiter der BEA etwas ausgeplaudert und damit – beabsichtigt oder nicht – etwas ausgelöst.
    Ondragon schrieb „FRANKREICH“, in seinen Notizblock und umkringelte das Wort mehrfach. Es war eine erste, lauwarme Spur.
    Doch da war noch etwas anderes gewesen, das ihn geradezu alarmiert hatte! Es war ein Streichholzbriefchen mit der Aufschrift „Gran Marquise“. Sein Hotel! Der Kerl war also direkt in seiner Nähe gewesen und hatte ihn beobachtet! Ondragon kramte in seinem Gedächtnis, fand aber kein verdächtiges Gesicht, dem er im Hotel begegnet sein könnte. Offensichtlich hatte sich der Typ sehr geschickt angestellt und war ihm nicht aufgefallen, obwohl er sein Umfeld immer gründlich abcheckte. Ein Schaudern floss über seinen Nacken wie Eiswasser. Er musste es mit seinesgleichen zu tun haben, jemandem, der etwas von seinem Job verstand. Ein Geheimdienstler oder schlimmer noch: ein Söldner wie er!?
    Er blätterte eine Seite weiter und trug auf einem frischen Blatt die Beschreibung des Unbekannten ein, welche die Bewohner der Favela abgegeben hatten. Die Angaben waren ein wenig verwirrend, passten sie doch nicht hundertprozentig zu seiner Frankreich-Theorie. Der Kerl sei nicht sehr alt gewesen, um die Dreißig, und recht klein, mit einem dürren, aber durchtrainierten Körperbau. Ungewöhnlich geschmeidig sei er durch die dunklen Gassen gehuscht. Wie eine Eidechse – so lauteten gleich zwei der Berichte. Seine Kleidung sei unauffällig gewesen und hätte aus einem T-Shirt, einer kurze Hose und Ledersandalen bestanden. Mehrere Favela-Bewohner wollten an seinem linken Arm einen silbernen Reif gesehen haben. Ein bizarres, breites Ding „wie eine Manschette aus Metall“. Was auch immer damit gemeint war. Aber das war nicht der Punkt, der Ondragon irritierte. Es war die Hautfarbe des Mannes. Die Bewohner hatten ihn für einen der ihren gehalten. Einen mulato mit hellbrauner Haut und kurzem, schwarzem Kraushaar.
    „BRASILIEN“ fügte Ondragon seiner Liste hinzu. War der Unbekannte ein Mulatte mit französischen und brasilianischen Wurzeln? Möglich war es schon, denn Brasilien war ein Einwanderungsland ähnlich den USA. Die Ureinwohner stellten kaum mehr als ein Prozent der Bevölkerung dar. Jemand mit gemischter Herkunft wäre natürlich perfekt für eine solche Aktion. Unauffällig und polyglott.
    Ondragon nahm das letzte Mosaiksteinchen zur Hand. Es war eine Zeichnung. Der Armreif war nicht das einzig Ungewöhnliche an dem Burschen gewesen, und auch die Kiste nicht, die er mühelos auf der Schulter getragen hatte. Jemand hatte doch tatsächlich eine Tätowierung an seinem Hals bemerkt und versucht, sie aufzuzeichnen. Es war eine Art Kreuz aus vielen kleinen Strichen.

    Ondragon sah es sich lange an, hatte aber keine Ahnung, was es bedeuten konnte, außer dass das Symbol in der Mitte entfernt an das

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