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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Harlekin’s Death mache«, antwortete er mit einer gewissen Beliebigkeit.
    »Weitere Untersuchungen? Was gibt es denn mehr herauszufinden als das, was Sie schon von mir wissen?« Marna atmete durch. »Ah. Sie wollen mir nicht sagen, was Sie vorhaben.«
    »Ich kann nicht. Geheimdienstsache. Und es ist auch
mystisch,
was eh nicht Ihr Ding ist, wie Sie sagten.«
Die Spitze musste sein.
Er nippte an der Flasche. »Das bedeutet für Sie, dass Sie nach Hause fliegen können, Frau Herbst. Sie hatten genug Abenteuer.«
    Marna rührte sich nicht. »Was ist mit meinem TT ?«
    »Bezahle ich Ihnen.«
    »Schuldschein, Korff?«, schlug sie vor.
    Konstantin lachte. »Sie sind hartnäckig.«
    »Ich arbeite in einem Beruf, in dem es um Geld und Sicherheiten geht«, erwiderte sie, drückte sich von der Wand ab und begab sich an den Schreibtisch. Sie öffnete die Hotelmappe und setzte einen Schuldschein auf, den sie Konstantin unterschreiben ließ. Damit war er Verbindlichkeiten über fünfzigtausend Euro eingegangen.
    »Die Sache mit dem Schmuck der Leichen, die Sie vorgeschlagen haben … ich bin keine Leichenfledderin.« Marna erhob sich und wedelte mit dem Blatt, faltete es. »Die Toten sollen ihre Habe behalten.«
    »Ach? Sie haben ja doch Skrupel. Oder ist es vielleicht Aberglaube?« Konstantin freute sich, dass sie den Vorschlag, den er in Idar-Oberstein gemacht und nie hatte umsetzen wollen, ablehnte.
    »Ehrgefühl, denke ich. Ich würde mich nicht wohl dabei fühlen.«
    Er nickte. »Um ehrlich zu sein, ich hätte es auch nicht getan.«
    »Skrupel oder Aberglaube, Korff?« Marna verstaute grinsend den Schuldschein in der Tasche ihres Blazers. Dann klopfte sie einmal darauf. »Denken Sie nicht, dass ich Ihnen den erlasse. Ich weiß, wo ich Sie finde, und die Börse hat gute Kontakte zu Inkassounternehmen. Notfalls komme ich einfach mit Zerbo vorbei. Übrigens erwarte ich auch Schadenersatz für die entgangene Provision. Aber ich bin ja nicht so. Legen wir den Realwert des Rings mit etwa hunderttausend Euro zugrunde, bekomme ich weitere zehntausend von Ihnen, Korff.«
    Konstantin wollte etwas erwidern, da beugte sie sich nach vorne und küsste ihn.
    Auf den Mund.
    Sie schmeckte nach dunklen Kirschen, nach klarem Wasser und einem herrlichen Sommertag am See. Ihr Parfüm drang in seine Nase, und ihre Lippen lagen warm auf seinen.
    Marna löste sich von ihm. »Lassen Sie sich nicht umbringen, Korff. Sie schulden mir Geld.« Dann verließ sie sein Zimmer. Einfach so.
    Die Verwirrung, die er gerade eben abgeschüttelt hatte, war wieder zurück, riss sein klares Denken nieder und ließ ihn zu einem glotzenden Idioten mutieren. Bewegungslos stand er da, die Colaflasche in der Hand, die Augen starr auf die geschlossene Tür gerichtet und ihren Geschmack im Mund.
    Sein Smartphone vibrierte.
    Konstantin ignorierte es und versuchte, die Emotionsexplosionen in seinem Solarplexus zu kontrollieren. Sonneneruptionen am laufenden Band. Zeichen. Die für ihn ungewohnten esoterischen Vergleiche schossen ihm durch den Kopf.
    Gleich darauf klingelte das Zimmertelefon.
    Wie ferngesteuert griff er zum Hörer. »Korff.«
    »Señor Korff, hier ist die Rezeption«, sagte ein warme Männerstimme, die bestens dafür geeignet wäre, überteuerte Produkte an einsame Frauen zu verkaufen. »Sie werden von vier Herrschaften erwartet. Ich soll Ihnen ausrichten: ›I sometimes think that God, in creating man, somewhat overestimated his ability.‹«
    Ein Wilde-Zitat. Die Verstärkung ist da.
»Vielen Dank. Ich komme runter.« Er legte auf, packte seinen Koffer in aller Eile, steckte den Harlekin’s Death in die Hosentasche und verließ seine Unterkunft.
    Mit dem Fahrstuhl fuhr er nach unten, sah zwischendurch auf sein Handy, auf dem eine SMS eingegangen war.
Iva!
    Sie hatte ihm geschrieben, dass sie sich sehr über seinen Anruf freuen würde und dass es ihr leidtäte, wie es zwischen ihnen gelaufen sei.
Ruf mich an,
lautete der letzte Satz.
    Konstantin war beinahe erleichtert darüber, wie sehr er sich freute, von der Frau zu hören, für die er den Fluch brechen wollte.
Alles ist gut,
dachte er beruhigt und sah sie vor sich, am Cello, auf der Bühne, in einem verführerischen schwarzen Kleid und mit einer Perlenkette um den Hals, die blonden Haare auf den Schultern … Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
    Die Lifttüren öffneten sich. Es machte
ping,
und der Blick auf die Lobby wurde freigegeben.
    Konstantins glückliches Lächeln gefror.
    Keine vier

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