Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Meter von ihm entfernt drehte sich eine Frau zu ihm um, von der er dachte, dass sich ihre Lungen mit Nahe-Wasser gefüllt hätten. Ihr Gesicht war von Schrammen gezeichnet, am Hals erkannte er ein langes Pflaster, das unter ihrer Kleidung verschwand und vermutlich eine Naht verbarg; den rechten Arm trug sie in Gips sowie in einem schlingenartigen Korsett.
    Aber Baronesse Kristin Sophie von Windau lebte!
    Und sie hat mich schon wieder gefunden.
Konstantin überlegte fieberhaft, was er unternehmen sollte, während sie langsam den unverletzten Arm zum Gruß hob – und die Finger der Linken nach ihrer Haarnadel ausstreckte.
    Madrid, Spanien
    Martin Thielke setzte sich einen Insulinschuss in den Bauch und bestellte sich ein zweites Stück der göttlich leckeren spanischen Torte, die fast nur aus Zucker, Mandeln und Fett bestand und durch höchstens einen Teelöffel Mehl zusammengehalten wurde. Dazu schlürfte er einen Café bombón, Espresso mit eingedickter, gesüßter Kondensmilch. Eine Kombination, die sein Körper ohne die Insulinspritze kaum überleben würde.
    »Wäre zu schön, wenn bald jemand kommt«, murmelte er und hob seine Nikon, um ein paar Schnappschüsse der Villa zu machen, von der er zirka fünfhundert Meter entfernt saß.
    Es hatte sich noch niemand gezeigt, aber man hatte ihm versichert, dass die Señora gelegentlich in der Stadtresidenz ihres Vaters auftauchte.
    Das Café, in dem er saß, war eine Ausgeburt an hässlichem, modernem Design, das sich eine Bank ausgedacht hatte. In seinem Landhaus-Outdoor-Look fiel er inmitten der Anzugträger auf wie ein Huhn in einem Affenhaus, doch Thielke kümmerte sich nicht darum. Er folgte einer Spur, und die führte ihn an diesen noblen Ort.
    Die Bedienung brachte ihm die Torte, von der er sofort kostete.
    Sein Beinstumpf war friedlich, was an den Schmerzmitteln lag, die er eingenommen hatte. Das lebenswichtige Nikotin gelangte über sieben Pflaster auf seiner Brust in den Körper. Er fühlte sich gut und ausgeruht, dank des langen Nickerchens, das er sich gegönnt hatte. Ganz ohne Schlafmittel.
    Mit einem Schluck süßen Espresso spülte er den Bissen der Torte hinunter und sah wieder zu der Villa, die so gar nicht zwischen die modernen Gebäude rechts und links von ihr passte.
    Seine Ungeduld wuchs.
    Er spielte mit dem Gedanken, einfach zu klingeln und nach Arctander zu fragen. Die Zeit, die er mit Warten vergeudete, könnte Unschuldigen später fehlen, könnte den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
    Nachdem ihm Arctander im Stadion entkommen war, hatte Thielke die Aufnahmen vom Friedhof genutzt, um das Gesicht der Frau im Internet ausfindig zu machen. Er hoffte, auf einen Namen zu stoßen, und mit dem Namen auf die Adresse.
    Es fiel leichter als gedacht.
    Carola Hoya war in Madrid recht bekannt, zum einen wegen ihres Vaters, und zum anderen wegen ihrer Tätigkeit in wohltätigen Organisationen. Zwar hatte sie ihren Hauptwohnsitz in Sevilla, aber nach ein paar Anrufen fand er heraus, dass sie sich zurzeit in Madrid aufhielt.
    Die Stadtresidenz von Ruben Hoya, ihrem Vater, galt als Anlaufpunkt der ganzen Familie, und so hatte sich Thielke in der Nähe in Position gebracht. Jetzt musste sie nur noch aufkreuzen, damit er sie fragen konnte, was sie über Arctander wusste.
    Er kratzte sich am Kopf und rückte die Sonnenbrille zurecht. Sein Tatendrang war nicht mehr auszuhalten, angestachelt durch die Überdosis Nikotin. Er schaufelte den Kuchen in sich hinein, stürzte den Kaffee hinunter und bezahlte.
    Die Banker und Anwälte bedachten ihn mit herablassenden Blicken, als er trotzdem sitzen blieb, aber er störte sich nicht daran. Wer seinen Erfahrungsschatz besaß, blieb in seiner solchen Umgebung gelassen. Über seinem erblindeten Auge lag eine schwarze Klappe, die ihn wie einen alten Marshal aus einem Western aussehen ließ, sobald er die Sonnenbrille abnahm. Die schwarzen Gummibänder liefen rechts und links unter dem Gestell hervor.
    Thielke hob erneut die Nikon, schoss Fotos von den Fenstern der Villa. Die Einbruchsicherungen machte er durch den Zoom sofort aus.
    Señor Hoya, der Patron, nein, der Don der Familie war bekannt für seine Sammelleidenschaft. Er unterhielt ein privates Museum und betätigte sich als Mäzen. Angesichts der gut verborgenen Kameras rund um die Villa und der anderen Sicherheitsvorkehrungen nahm Thielke an, dass sich im Haus Gegenstände von nicht unbeträchtlichem Wert befanden.
    Er grübelte darüber nach, was Arctander

Weitere Kostenlose Bücher