Oneiros: Tödlicher Fluch
»Apropos
Phansigar.
Was machen eigentlich die Inder? Sind sie dichter an ihm als wir?«
Mal sehen, was du jetzt sagst.
Jester schien von der Frage überrascht. Seine Antwort ließ einen Moment zu lange auf sich warten. »Ah, die
Phansigar.
Ja, wir haben ihre Leute gesichtet, allerdings in Konstantinopel. Wir verstehen nicht, was sie da wollen, und es wird ohnehin nicht mehr lange dauern, bis sie nach Madrid kommen. Das Massaker war ein zu deutlicher Hinweis. Aber keine Sorge, alter Knabe. Mein Team kennt sich im Gegensatz zu dir bestens mit Feuerwaffen aus. Es können nicht alle solche Nieten beim Schießen sein wie du, alter Knabe.« Jester lachte.
Konstantin schüttelte enttäuscht den Kopf.
Immer noch der alte Geheimdienstmann.
Er öffnete die Colaflasche an der Bettkante. »Jester, was soll der Mist?«
»Pardon?«
»Die
Phansigar
sind nicht hinter Arctander her. Ich habe meine Verbindungen spielen lassen und mich umgehört.«
Jester schwieg erneut, dann lachte er verlegen. »Sorry. Ich wollte dich auf Trab bringen, und die skrupellosesten Todesschläfer sind nun mal die Chai-Macher. Ich dachte, dass ich dich damit zusätzlich ansporne. Es tut mir leid, Kumpel.«
Konstantin sah ihn vor sich, mit seinem jungenhaften Grinsen und dem ertappten Gesichtsausdruck.
Wusste ich es doch.
»Diese MI 6 -Psycho-Scheiße brauchst du bei mir nicht. Das wird dich eine Flasche guten Wodka kosten! Russischen.«
»Wird erledigt. Meine Freunde vom FSB haben noch welchen von der letzten Razzia eingebunkert.« Jester klang erleichtert, dass Konstantin ihm die Lüge nicht nachtrug. »Es kommt nicht wieder vor.«
»Alles klar. Dann warte ich im Hotel. Bis dann.«
»Cheerio, Konstantin.«
Beim Gedanken an das Team, das er befehligen sollte, fühlte er sich nicht ganz wohl. Er war Einzelspieler und hätte den erfahrenen Jester lieber dabei gehabt.
Es klopfte an der Tür.
Konstantin erhob sich, sah durch den Türspion hinaus.
Marna wartete vor der Tür. Sie hatte ein dunkelgraues Kostüm mit einer schwarzen Bluse angezogen, die Haare waren hochgesteckt. Als hätte sie geahnt, dass er auf der anderen Seite der Tür stand, sah sie genau in die Linse. Ihre Blicke trafen sich durch das Glas, wie sie sich vorher noch nicht getroffen hatten.
Konstantin fühlte ein warmes Gefühl in seiner Körpermitte, das sich langsam ausbreitete.
Was war das denn?
Schnell riss er sich los, öffnete die Tür.
»Hallo, Korff.« Sie schenkte ihm ein Lächeln. Ihre Wut auf ihn war verraucht. »Wie sieht’s aus? Pläne?«
Er rang um Beherrschung. »Ich … habe meinen Kumpel angerufen … und …«, sagte er verdattert und trank von seiner Cola, die er noch immer in der Hand hielt. Um die Verwirrung zusammen mit dem Durst wegzuspülen. »Er sagte …«
»Wollen wir das auf dem Gang besprechen?«, unterbrach sie ihn und beugte sich zur Seite, um an ihm vorbeizuschauen. »Oder haben Sie eine Dame bei sich, die ich nicht sehen soll?«
»Quatsch.« Konstantin trat zur Seite, damit sie eintreten konnte. Er wollte an Iva denken. Ihr Bild leuchtete auf, flackerte und wurde von diesem merkwürdigen Gefühl von eben gestört.
Nur eine leichte Verwirrung. Ich habe zu viel Zeit mit Marna verbracht. Das ist alles.
Marna schob sich an ihm vorbei, sah ihn verwundert an, sagte jedoch nichts zu seiner Verfassung. »Sie haben mit Ihrem Kumpel gesprochen … und?« Sie blieb stehen, lehnte sich gegen die Wand und kreuzte die Arme.
Rasch nahm er noch einen Schluck, unterdrückte das Gurgeln in seinem Hals, das die Kohlensäure auslöste. »Er … sendet mir ein Team von Spezialisten. Wir kümmern uns um Thielke und Arctander, damit sie keinen Schaden mehr anrichten können«, fasste er zusammen. »Mehr darf ich Ihnen nicht sagen, Frau Herbst.«
»Verstehe.« Sie sah auf das Bett. »Und was jetzt?«
»Wie …?«
»Der Ring. Was machen Sie damit? An dem Schmuck hängt nach wie vor die Provision, die Sie mir schulden. Hoya konnten Sie weismachen, dass er ein Familienerbstück ist. Ich weiß es besser.« Marna lächelte ihn warm an. »Ich fand Ihre Vorstellung übrigens beeindruckend. Ich hätte nicht gedacht, dass man Hoya so schnell aus der Fassung bringen kann. Der Mystik sei Dank. Sie haben sich exzellent auf Señora Hoyas Ausführungen eingelassen. Gute Show.«
»Tja. Danke sehr.« Konstantin hatte seine Verunsicherung endlich niedergerungen. »Ich werde wohl noch ein paar weitere Untersuchungen vornehmen lassen, bevor ich entscheide, was ich mit
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