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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nicht.
Ihre Missachtung habe ich verdient.
Vor allem, weil er sich wünschte, Marna noch einmal sehen zu können, die hinter ihm auf dem Gebäude wartete. Ging sein Plan nicht auf oder lief das Timing schlecht, wären sie tot. Ohne Chance, sich zu verabschieden.
    Jetzt!
Konstantin riss die Hand aus der Tasche und schleuderte das kristalline Pulver aus der Tüte gegen seine Feinde. Glitzernd verteilte es sich auf Haaren und Schultern. »Geben Sie alles. Ich brauche nur Sekunden«, raunte er der Ärztin zu, dann schrie er Arctander an. »Ich bringe dich um, du Stück Scheiße!« Gleichzeitig tat er so, als würde er eine Waffe ziehen. »Du wirst Projekt Oneiros nicht helfen!«
    Arctander stöhnte in Todesangst auf – und glitt in einen Anfall.
    Sastre schrie laut »Nein«, aber schon erklang das Knistern, das die Ankunft des Schnitters verkündete. Noch lauter, wütender und vernichtender als im Bunker.
    Das Licht rund um den Platz verlor an Kraft, ein Taubenschwarm stieg verschreckt auf, einzelne Tiere stürzten ab, dann prallten sämtliche Vögel tot auf die Plaça.
    Bitte! Bitte, diesmal muss es schnell gehen!
Konstantin hielt den Störsender in der Hand und achtete genau auf die Umgebung.
    Der Edelsteinstaub, den er auf die Feinde gestreut hatte, schimmerte auf …
    Jester stieß einen gellenden Schrei aus und fiel auf den Rücken, die Hände auf die Brust gepresst. Er wälzte sich von einer Seite zur anderen, stöhnte verzweifelt. Seine Gefolgsleute brachen kreischend zusammen, hielten sich die Kehlen, den Kopf, das Herz. Sie starben zu Konstantins Füßen.
    Der Anblick erfüllte Konstantin mit grimmiger Freude. Der Schnitter hatte sie in Sekundenbruchteilen als Todesschläfer erkannt und holte sie sich zuerst, bevor sie erneut unsichtbar wurden. Eine unglaubliche Gelegenheit: Ein Todesschläfer rief ihn, doch es waren andere bei ihm, die er sehen konnte. Die er umbringen konnte. Das hielt ihn davon ab, sich sofort auf die Menschen auf dem Platz zu stürzen. Doch das konnte sich jede Sekunde ändern. Noch spürte der Gevatter die Anwesenheit eines weiteren Todesschläfers, der ihm trotzte.
    Lass es gelingen!
Konstantin drückte den Knopf des Störsenders und warf sich neben Bent Arctander, hielt den Generator an dessen Kopf – und das knisternde Geräusch verebbte. Vorerst. Es wich nicht, sondern zog sich zurück und schien Anlauf für einen neuen Versuch zu nehmen, um die Sperre zu überwinden.
    Konstantin nahm hektisch die Spritze zur Hand, in der sich ein extremer Wachmacher und Adrenalin befand, und jagte sie in den Arm des Narkoleptikers.
    Es dauerte vier Sekunden, die wie eine Ewigkeit erschienen, und Arctander hob die Lider.
    Abrupt verschwand das Knistern. Das Licht wagte sich wieder heraus, ein leuchtender Sonnenuntergang tauchte Barcelona in strahlendes Gold.
    »Es ist vorbei«, versuchte Konstantin, den panischen Mann zu beruhigen, und löste seine Fesseln. »Es ist vorbei, Bent. Wir sind sie los. Darling ist tot.« Rasch drückte er ihm den Schnitterstein in die Hand, den er ihm abgenommen hatte, und nahm seinen eigenen Ring aus dem Innenfach des Koffers, streifte ihn an den Finger. Dann sah er mit einem schrecklichen Gefühl der Ungewissheit nach Iva und allen anderen Menschen auf dem Platz.
    Tote Tauben trieben im Wasser der Springbrunnen, mehr noch lagen auf dem Pflaster. Hunde und umherstreunende Katzen waren auf dem Platz zusammengebrochen, Blumen welkten und verloren ihre Blüten. Verdorrte Büsche ließen ihr Laub fallen. Doch die Menschen standen noch und sahen sich verwirrt und verängstigt an.
    Es hat funktioniert.
Konstantin atmete auf. Der Schnitter hatte nur in einem kleinen, unregelmäßig geformten Bereich gewütet, ohne seine volle Kraft zu entfalten.
War der Tod gnädiger als sonst oder einfach verwirrt, weil wir ihm die Leben der Todesschläfer überließen?
    »Keine Toten«, hörte er Marnas erleichterte Stimme in seinem Ohr. Er freute sich sehr, sie zu hören. »Es ist niemand umgefallen.«
    »Zwei Omas, denen gerade wieder auf die Füße geholfen wird«, verkündete Thielke. »Keine Leichen.«
    Die Besitzer der Vierbeiner untersuchten ihre leblosen Hunde, Kinder stießen verwundert die leblosen Katzen und Tauben an. Immer mehr Stimmen sprachen durcheinander, man wunderte sich lautstark über das Geschehen.
    Konstantin erhob sich und ging zu Iva, schloss sie in die Arme. »Es ist vorbei«, flüsterte er ihr zu und drückte sie fest an sich. Sie erwiderte seine Umarmung nicht.

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