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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gesehen. Das wäre ihr aufgefallen.
    Irgendetwas war furchtbar schiefgegangen.
    »Scheiße!« Kristin rannte hinaus, hetzte die Treppe hinab. Sie schwitzte und keuchte, lief trotz der brennenden Muskeln in ihren Beinen weiter. Sie eilte abwärts, sprang über ganze Absätze hinweg, um so schnell wie möglich in den Keller zu kommen. Die letzten Stufen stürzte sie hinab und überschlug sich, kam hart auf dem Boden auf. Benommen richtete sie sich auf, als sie mit der Hand über ihre Stirn fuhr, war Blut darauf, warm lief es an ihrem Gesicht hinab.
    Hier unten herrschte die gleiche Geräuschlosigkeit wie in den Etagen darüber. Die Maschinen schwiegen, CT und Kernspin waren verschwunden.
    Kristin fühlte blanke Panik in sich aufsteigen. Sie hastete weiter und riss die Tür zu den Cryotanks auf.
    »Nein«, keuchte sie.
    Im Schein eines Baustellenscheinwerfers stand ein einziger Behälter, ein einziger von einst fünf. Eine Leiter lehnte daran und führte zur Öffnung des Tanks. Daneben ruhte auf einer umgedrehten Bierkiste ein ans Stromnetz angeschlossener aufgeklappter Laptop.
    Kaum trat Kristin einen Schritt in den Raum, leuchtete der Bildschirm auf.
    Sie steckte die Pistole ein und betrachtete den Monitor, auf dem ein Film ablief. Er war mit einer Weitwinkelkamera aufgenommen worden und zeigte eine Gruppe maskierter Bewaffneter, die vor einem Haus lauerte.
    Kristin erkannte die Männer sofort. Brian und seine Truppe.
    Ein Konvoi aus drei Limousinen näherte sich. Sie hielten an, die Türen schwangen auf. Zur Überraschung der Iren sprangen schwer bewaffnete Männer aus den Wagen und eröffneten das Feuer auf sie. Nur zweien gelang es, den Beschuss überhaupt zu erwidern, die übrigen gingen im Kugelhagel unter. Nach kaum einer Minute war das Gefecht entschieden und Brians Kommando ausgelöscht.
    Einer der Russen wandte sich zur Kamera und hob den Daumen. Der Film hielt an und ein Standbild erschien: Brians blutverschmiertes Gesicht, das nach drei Einschüssen deformiert und kaum noch erkennbar war.
    Auch dieses Bild verschwand, wurde ersetzt von den Umrissen von Anatols schemenhaftem Kopf. Er zog es erneut vor, ihr seine Züge nicht zu zeigen. Seine Art der Bestrafung, indem er ihr das geliebte Antlitz vorenthielt. Der Vory v Zakone schwieg abwartend.
    Kristin wusste, dass er sie beobachtete. »D-d-du hättest das Gleiche versucht«, sagte sie fest.
    »Sicher hätte ich das. Aber ich wäre erfolgreich gewesen«, gab er kühl zurück. »Das siehst du an deinem ausgeräumten Spielzeuglabor. Ich lasse mich nicht hintergehen.«
    Kristin schaute sich um. »W-w-was soll das? Was hast du g-g-getan?« Sie verfluchte ihr Stottern, durch das sie sich schwach und dumm vorkam.
    »Das, was ich schon vor zwei Jahren hätte tun sollen: dir die Forschung entziehen und mich selbst darum kümmern«, erwiderte Anatol. »Deine Wissenschaftler arbeiten nun für mich. Sie haben ein neues Klinikum erhalten, an einem Ort, den du niemals sehen wirst. Vorgehensweise und Ziele haben sich ein wenig geändert, Sophia. Doch das Wohl unseres Sohnes steht ungebrochen im Mittelpunkt.«
    »D-d-darf ich …«
    »
Du?
Du darfst gar nichts!«, unterbrach er sie eisig und bewegte den Kopf, so dass Mund und Nase sichtbar wurden. »Du hast das Leben unseres Sohnes durch deine irischen Bastarde riskiert! Diese Arschlöcher hätten ihn umbringen können. Eine verirrte Kugel, und er wäre tot! Das kann ich dir nicht vergeben.«
    Kristin wurde von schrecklicher Verlustangst befallen. »W-w-wohin hast du meinen V-v-vater bringen lassen?«
    »In das neue Klinikum. Er hat den Transport in seinem Cryotank gut überstanden«, sagte Anatol.
    »W-w-wann kann i-i-ich Eugen …«
    »Siehst du die Leiter, Sophia?«
    »Ja.«
    »Sie ist für dich. Du ziehst dich aus, steigst in den Cryotank und schließt ihn. Sobald du drin bist, wird er aktiviert.« Anatol sprach emotionslos. »Die Ärzte sagten, dass deine Insomnie zu weit fortgeschritten ist, um dir noch helfen zu können. Nicht auf dem jetzigen Stand der Forschung.«
    »A-a-aber …« Kristins Verwirrung stieg. »Ich h-h-habe noch ein J-j-jahr.«
    »Nein, das hast du nicht. Weil
ich
dir dieses Jahr nehme! Es ist die Strafe für das, was du beinahe angerichtet hättest.« Anatol schlug mit der Faust auf den Tisch. Der Knall ließ sie zusammenzucken, obwohl der Laut nur durch die kümmerlichen Lautsprecher zu hören war. »Weigerst du dich, in den Tank zu steigen, lasse ich deinen gefrorenen Vater mit einer Bandsäge

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