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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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»Du bist nicht mehr in Gefahr.«
    »Korff! In Deckung!«, schrie Marna in sein Ohr.
    Krachend entlud sich hinter Konstantin eine Waffe. Mehrere Schüsse fielen, die sicherlich getroffen hätten – wäre die Warnung eine Sekunde später gekommen. So aber warf er sich rechtzeitig zur Seite und zog die aufschreiende Iva mit sich.
    Menschen kreischten. Dumpf dröhnte der LeMat von der anderen Seite des Platzes durch die Menschenstimmen. Chaos brach aus.
    »Bleib unten!« Konstantin wälzte sich über Iva hinweg und sah sich nach dem Angreifer um. Er rechnete fest damit, von Windau zu sehen, die aus dem Hinterhalt gefeuert hatte.
Er sagte, dass sie Partner …
    Aber vor ihm sackte Jester ein zweites Mal zusammen, aus dicken Löchern in der Brust und dem Hals blutend. Er hatte sein Sakko, auf dem nur ein Hauch des Edelsteinstaubs schimmerte, abgestreift und sich auf diese Weise der vollen Macht des Schnitters entzogen. In seiner Rechten hielt er eine Pistole, aus deren Mündung Rauch stieg. Jester sah erstaunt aus. Roter Speichel und Schaum rann über seine Lippen, doch sein Finger krümmte sich wie in Zeitlupe zu einem weiteren Schuss.
    Nein! Dem Tod bist du entkommen, aber mir nicht.
Konstantin sprang auf, bog den Arm des Mannes mit der Pistole hoch – gleichzeitig knallte es.
    Die Kugel fuhr senkrecht durch Jesters Kinn und zersprengte seine Schädeldecke. Hirn, Blut und Hautfetzen spritzten umher. Der LeMat krachte eine Zehntelsekunde danach und fetzte die rechte Gesichtshälfte davon.
    Deine gerechte Strafe.
Konstantin ließ den Arm los, die Leiche fiel nach hinten um.
Von mir aus kann deine Seele auf ewig auf diesem Platz bleiben. Das ist sogar besser, als vom Schnitter gefällt zu werden. Du wirst keine Erlösung erfahren.
    Die Plaça de Catalunya war fast völlig menschenleer, als Konstantin wieder aufsah. Touristen und Einheimische flüchteten über die Straßen, gingen hinter Bäumen in Deckung. Jemand rief »Terroristen«, erste Sirenen erklangen.
    Iva stemmte sich schniefend auf die Beine, was ihr sichtlich schwerfiel. Als Konstantin ihr helfen wollte, wehrte sie ihn mit einem Schluchzen ab. »Lass mich!«
    Konstantin schaute sie betroffen an. Er war verwirrt und verletzt, das Blut rauschte in seinen Ohren. »Ich möchte dir …«
    »Gut gemacht, Korff. Schauen Sie nach Sastre. Sie hat sich noch nicht bewegt«, empfahl Marna über die Handyverbindung.
    »Ich bin gleich zurück.« Konstantin ging neben der Ärztin in die Hocke, die sich wie zur Meditation niedergelassen hatte. Ihr Gesicht wirkte vergreist, verwittert wie Fels.
    »Steh auf, damit ich dir aufs Maul hauen kann!« Arctander kam wutentbrannt näher und holte aus. »Das bist du mir schuldig,
arsle!
«
    »Gleich.« Konstantin streckte den Arm aus, um ihn mit der Geste zum Schweigen zu bringen. »Professorin?« Er tastete nach ihrem Puls. Die dünne Haut war warm und trocken.
    Nichts.
    »Was ist mit ihr?«, hörte er Marna aufgeregt fragen.
    »Polizei im Anmarsch«, sagte Thielke gleichzeitig. »Weg da, Korff. Wir treffen uns im Hotel.«
    Das war nicht vorgesehen.
Konstantin fühlte sich schuldig. Er berührte Sastre zum Abschied an der Schulter, erhob sich und hakte die sich sträubende Iva unter, um sie von der Plaça de Catalunya zu führen. »Wir gehen in mein Hotel«, sagte er zu ihr. »Dort erkläre ich dir alles. Ich möchte, dass du weißt, was geschehen ist.«
    Arctander folgte ihnen mit einigem Abstand.
    Zuerst stakste Iva schluchzend und humpelnd neben ihm her, doch als sie die Straßenseite gewechselt hatten, riss sie sich los und trat einen Schritt nach hinten, weg von ihm. »Ich sagte, lass mich! Ich will nichts wissen«, haspelte sie ängstlich und zeigte auf ihn. »Ich will auch nichts mehr von dir. Gar nichts, verstehst du? Ich hatte es dir doch geschrieben.«
    Konstantin glaubte, dass seine Knie gleich nachgaben. Und doch fühlte er bei ihren Worten nicht das, was er erwartet hätte. Unverständnis und Schock, ja, aber da war auch Erleichterung.
Nein. Sie ist verwirrt … wie ich. Es war zu viel für sie … für uns.
Sein Verstand drehte sich im Kreis.
    Tränen rannen aus ihren Augen, die Wange hinab. »Das ist mir alles zu … krank. Zu verrückt. Diese Leute, die Entführung, und was sie mit Thorsten gemacht haben, weiß ich auch nicht.« Sie schlug eine Hand vor den Mund, die andere legte sie gegen die Körpermitte. Nach einem tiefen Atemzug sagte sie stockend: »Was, wenn sie ihm etwas angetan haben? Mein Gott, was, wenn

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