Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
gesagt, sobald ich schlafe, erscheint er, weil ich ihn anlocke. Keine Ahnung, wie. Die einen sagen, der Tod schlage alles nieder, was sich um einen Todesschläfer herum befindet, und hofft, dass er ihn dabei erwischt. Andere sagen, der Tod töte die Menschen aus Rache, um uns auf diese Weise das Beste und Liebste zu rauben.« Er griff ihre Hand. »Du musst mir glauben!«
    »Aha«, machte Iva. »Und wie genau funktioniert das?«
    Sie glaubt es? Gott, ja! Sie glaubt es!
»Jeder Todesschläfer hat unterschiedlich starke Auswirkungen auf seine Umgebung. Mal richtet sich der Schnitter gegen jedes sichtbare Lebewesen, vom Mensch bis zum Insekt, mal sind Pflanzen davon ausgenommen, mal nicht. Es gibt unterschiedliche Beschränkungen wie zum Beispiel geschlossene Räume oder Wasser. Je länger die Person unsichtbar für den Tod und umso häufiger sie eingeschlafen ist, desto stärker werden die Auswirkungen. Vermutlich weil der Hass des Gevatters immer größer wird. Und er kennt keine Gnade.«
    »Und wenn du dir den Kopf anstößt und ohnmächtig wirst?« Iva schien pragmatisch veranlagt zu sein. Sie sah ihn aufmerksam an, während sie wieder von ihrem Tee trank.
    »Nein, das wirkt nicht. Bei einer Ohnmacht oder Bewusstlosigkeit geschieht der Umgebung nichts, aber bei der Einnahme von Schlaftabletten oder leichten Anästhetika schon.«
    Sie sah ihn nachdenklich an. »Du bist unsterblich und unverwundbar, ja? Wie bei
Highlander?
«
    Er lachte. »Nein, schön wär’s. Ich verletze mich normal, heile normal, sterbe aber nicht an Krankheiten, sondern erleide nur deren Auswirkungen. Wenn man so möchte, verlängere ich das Leiden für mich selbst, wenn es schlecht läuft.« Konstantin fühlte erste Erleichterung in sich aufsteigen. Iva saß ihm gegenüber und stellte Fragen. Gute Fragen. Vernünftige Fragen. »Wir sind gelegentlich die sogenannten
medizinischen Wunder
in den Lehrbüchern. Es gibt auch die Theorie, dass wir durch Schlaf schneller heilen, da andere für unseren Schlaf mit dem Leben zahlen.«
    »Es gibt keine Möglichkeit, den Tod reinzulegen?«
    »Wie schon gesagt, Wasser hilft. Er mag es nicht und braucht länger, um mich zu finden. Deswegen lebe ich auf einem Hausboot.«
    »Das heißt, du bist auch nicht immun gegen die Auswirkungen der Zeit?«
    »Richtig. Äußerlich halten wir uns vielleicht etwas besser, aber wir altern einfach immer weiter und weiter und werden runzliger und runzliger, mit all unseren Gebrechen.«
Liegen im Bett, sitzen im Rollstuhl, siechen vor uns hin.
    »Und wenn man dir das Herz rausreißt, was geschieht dann?«
    Drastisch. Aber logisch.
Konstantin musste grinsen. »Na ja, ohne Spenderherz oder Kunstherz würde ich vermutlich eine Zeitlang weiterleben, bis die Zellen anfangen zu zerfallen. Irgendwann würde ich umfallen und wie tot aussehen.« Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Von da an ist alles nur Theorie. Wir gehen davon aus, dass unser Bewusstsein oder das, was man Seele nennt, an der Stelle bleibt, wo das letzte Körperstück von uns verwest ist.«
    »Wie lange?«
    Konstantin konnte es nicht beantworten. »Theorie. Ich denke, dass man ewig gefangen bleibt. Der Schnitter nimmt uns nicht mit ins Jenseits.«
    »Ah. Dann seid ihr die Geister, von denen berichtet wird.«
    »Möglich. Ich weiß es nicht.«
    Iva kaute auf ihrer Unterlippe herum, sah an die Decke und wieder zu ihm. »Bist du das von Geburt an?«
    »Ich denke. Bei den meisten setzt es in der Pubertät oder später ein. Wir haben keine Erklärung dafür.«
    »Bei den meisten? Aber dann würde ein Baby ja seine eigene Mutter direkt nach der Geburt umbringen, sobald es zum ersten Mal einschläft!« Sie schüttelte sich.
    »Kindbettfieber. Sucht man in der Geschichte, finden sich viele Hinweise auf die Wirkung von Todesschläfern.«
    »Wahnsinn!« Iva grinste plötzlich. »Bist du deswegen Bestatter geworden? Du sorgst für deine eigene Kundschaft. Kennst du den Film mit Boris Karloff, Vincent Price und …«
     
    Sie denkt, ich mache einen Scherz!
»Ich meine es ernst«, sagte er entsetzt.
    Sie lachte und streichelte seine Wange. »Klar. Wie sieht der Tod aus? Hat er eine Kapuze und trägt eine Sense? Wie man das aus Filmen und Büchern kennt? Oder mehr wie in
Final Destination?
«
    »Iva, ich treibe keine Späße mit dir!«
Nein! Bitte, sie muss mir glauben!
Konstantin hielt ihr in einer Geste der Hilflosigkeit seinen Arm mit dem eingeritzten Halbsatz hin. »Der Tod hat keine Gestalt, er kommt als … Geruch,

Weitere Kostenlose Bücher