Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
Gefühl, auf das er sich bis jetzt immer hatte verlassen können.
Es gab viele Leute in Kanada, die aus anderen Ländern einwanderten und auch hier zu arbeiten begannen.
Dennoch unterschied sich Samantha de Montfort durch vieles von ihnen: Das Heranwachsen ohne Mutter, das Herumgeschubstwerden über den halben Erdball und nichtsdestotrotz ein Studium mit phantastischen Noten, außerdem hatte sie auch ein klares Zukunftsbild!
Und dazu ein Gesicht, wie eine – ja, hätte sie dunkle Haare – wie eine Prinzessin aus tausendundeiner Nacht.
Das auffällige, offensichtlich von der Natur gegebene blonde Haar und der Gegensatz zu den dunklen Augen machte das Mysterium für Alex perfekt.
Er war sich bewusst, dass sie seinen Töchtern altersmäßig näher stand als ihm selbst.
Dennoch waren es keineswegs väterliche Gefühle, die sie in ihm weckte, das war ihm mit absoluter Sicherheit klar.
Er hatte Michelle, mit der ihn eine gute Freundschaft und eine reibungslose Zusammenarbeit verbanden, vorsichtig auszuhorchen versucht. Dies war ihm gründlich misslungen. Die manchmal etwas zynische Michelle hatte ihn mit ihren hellbraunen Augen zugezwinkert und etwas spöttisch gemeint:
„Alex, nur ein freundschaftlicher Tipp: Mach es nicht so betont unauffällig, wenn du etwas über unser Küken wissen willst! Wenn du das bei anderen so plump machst, wie gerade eben, hast du morgen das erste Mal die Art von Klatsch am Hals, die du bis jetzt immer sorgsam vermieden hast: Sexuelle Annäherung an eine bedeutend jüngere Angestellte. Ist sie so gut im Fach oder im Bett? Wie hat sie Duralde herumgekriegt? Wenn du etwas wissen willst, dann frag‘ mich einfach!“
Alex war zwar abgebrüht, wurde aber doch etwas verlegen.
Allerdings ergriff er die Chance und fragte tatsächlich einfach. Michelle lachte und gab die gewünschten Auskünfte, soweit es ihr möglich war.
Denn auch ihr gegenüber hatte sich Sammy noch nicht hundertprozentig geöffnet.
„Sammy lebt allein, hat keine Beziehung, vermeidet Kontakte mit Männern, wie andere Alaska im Winter!
Sie ist meist sehr fröhlich, manchmal aber ganz in sich gekehrt, mit den Gedanken in einer anderen Galaxie.
Ich glaube, sie hat da in Kingston Ärger mit einem Mann gehabt. Sie redet aber nicht darüber, sie weicht jeder Frage sofort aus! Sie scheint ihre Gefühle gut kontrollieren zu können, manchmal wirkt sie auf mich wie die sprichwörtliche Eisprinzessin.“
Michelle schwieg kurz, dann sprach sie leise weiter:
„Sie kann unglaublich kühl und unnahbar sein. Nur einmal hat sie diese Maske vergessen oder nicht beibehalten können. Als sie die Hochzeit ihrer Kindheitsgefährten erwähnt, weil sie dafür einen freien Tag braucht. Das ist übrigens Samstag in zwei Wochen.
Damals hat sie so verloren gewirkt, dass es mir einen Stich ins Herz gegeben hat. Da steckt bestimmt mehr dahinter. Irgendwer hat ihr sehr wehgetan und ich tippe schwer auf diesen Freund.
Was für ein Idiot, der so ein Mädchen verletzt! Hast du das auch vor, lieber Sammler auserwählter Eroberungen?“
Das kam ziemlich scharf, mit hochgezogenen Augenbrauen.
Alex verschluckte sich an seinem Kaffee, so überrascht war er von diesem Angriff. Dann schüttelte er mit strengem Gesichtsausdruck den Kopf.
„Ich komme mir vor wie beim Mathetest an der Tafel. Hör auf mich so abzukanzeln, Michelle! Ich tu ihr ja nichts! Aber sie fasziniert mich, das gebe ich zu. Und ein bisschen Ablenkung von ihrem Kummer kann doch nicht schaden, oder?“
Er grinste sie verschwörerisch an: Ein kleiner Junge, der Nachbars Kirschen klauen möchte, auf der Suche nach einem Mittäter!
Michelle lächelte freundlich zurück und sagte dann knallhart:
„Du kannst sie ablenken, aber lass‘ die Finger von ihr, hörst du! Das kann sie nicht brauchen, da bin ich mir absolut sicher!“
Alex hatte nicht die Absicht, das zu befolgen. Aber es war ihm klar, dass er äu ßerst behutsam vorgehen musste.
Denn verletzen wollte er sie nicht. Erst mal herausfinden, was wirklich los war mit ihr! Vielleicht war ein erfahrener Mann für sie genau das Richtige, um einen jungen Draufgänger zu vergessen.
Alex dachte an dieses vergangene Gespräch, während er in das lächelnde Gesicht vor ihm sah und es gab ihm einen Stich, als er merkte, wie sehr sie bereits seine Gedanken beherrschte.
Michelle betrachtete ihn mit süffisantem Grinsen, als hätte sie gewusst, wohin seine Gedanken gewandert waren.
„Was denkst du wohl, Alex? Du weißt doch,
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