Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
bei sich und nun entschieden in Wut.
Sie stieß ihn mit aller Kraft von sich.
Dan war sich seiner Sache jedoch zu sicher, um aufzugeben. Seine grünen Augen blitzten und das schwarze Haar fiel ihm ins Gesicht, als er sich wieder über Sammy beugte.
Da brach in Sammy die Wut endgültig durch.
Wie konnte Dan sich nur so abscheulich verhalten!
Sie erkannte ihn nicht wieder – wo war seine Ritterlichkeit geblieben? Sie holte aus und versetzte Dan mit aller Kraft einen Schlag ins Gesicht. Er fuhr zurück, aber Sammy ließ ihn nicht zur Besinnung kommen.
Sie zischte ihn an:
„Wenn du es nicht für zu spät hältst, kann mir Jeannie nur leidtun! Wahrscheinlich habe ich nicht Pech, sondern Glück gehabt, dass du Jeannie gewählt hast.
Das hätte ich nie von dir geglaubt, Dan, nie im Leben, dass du so ein gewissenloser Schuft sein kannst! Du warst immer mein Held, aber scheinbar habe ich das auch nur geträumt!“
Dan stand vor ihr. Blass, bis auf den roten Abdruck ihrer Hand auf der linken Wange und anscheinend unfähig sich zu bewegen.
Nun war die Vernunft wieder zurückgekehrt und er war über sein Handeln zutiefst beschämt.
Sammy drehte sich zur Tür, als sie sein leises „Sammy, bitte!“ hinter sich vernahm.
Es brach ihr fast das Herz, aber sie wandte sich nicht mehr um, sie ging auf die Treppe zu. Im Vorbeigehen nahm sie im Wandspiegel ihr leicht derangiertes Äußeres wahr und versuchte sich in Ordnung zu bringen und zu sammeln.
In diesem Augenblick kam Larry die Treppe herauf und rief nach ihr. Als er sie sah, starrte er sie an wie eine Erscheinung. Sammy wurde flammendrot.
Im gleichen Moment kam Dan zur Zimmertür heraus. Sammys Handabdruck war noch deutlich zu sehen.
Larry blickte wortlos von einem zum anderen. Seine innere Erregung war ihm nicht anzusehen.
Was zum Teufel war hier in den letzten Minuten vorgefallen? Dass etwas nicht stimmte, spürte er genau, denn es knisterte geradezu in der Luft vor Spannung.
Und Sammys Mund war leicht verschwollen, als wäre er soeben heftig geküsst worden. Er bemühte sich um ein harmloses Gesicht und einen ruhigen Tonfall.
„Wie sieht‘s aus, Sammy? Packen wir es an und fahren? Oder hast du es dir anders überlegt?“
Auf Dans Gesicht wechselten sich Hass und Reue ab, aber er sagte nichts. Sammy sah nun wieder ruhig und gefasst wie immer aus. Sie sagte:
„Wir fahren, sonst wird es einfach zu spät!“
Dann ging sie an Larry vorbei die Treppe hinunter, ohne sich noch einmal nach Dan umzusehen.
Larry sah Dan an und auf seinem Gesicht waren nun auch s eine widerstreitenden Gefühle abzulesen: Mitleid und Verachtung für den Mann, der sich nicht entscheiden konnte und daher alles haben wollte.
Er sagte leise, damit Jeannie es sicher nicht hören konnte:
„Du bringst dich besser erst einmal in Ordnung, bevor du deiner Verlobten unter die Augen kommst, mein Freund!“
Und dann lauter für die Ohren der Mädchen:
„Also, Dan, wir sehen uns demnächst, ciao.“
Sammy hatte sich von Jeannie bereits verabschiedet und saß im Lieferwagen.
Als Larry einstieg, blickte sie starr geradeaus. Aber als er losfuhr, bemerkt er, dass sie so lange in den Rückspiegel sah, bis das Haus nicht mehr zu sehen war.
Sie sprach nichts, bis sie vor Larrys Häuschen in Montréal hielten, um ihr Auto mitzunehmen, welches sie bei ihrer Flucht vor ein paar Tagen ja dort geparkt hatte. Larry hielt hinter dem kleinen Mini und sah sie an.
„Willst du darüber reden?“
Sammy schüttelte vehement den Kopf.
„Nein, nicht nötig, danke!“
Er nickte und Sammy stieg in ihr Auto um.
Sie fuhren hintereinander bis zu Sammys Wohnung.
Dort schleppten sie alles in die Wohnung und fuhren, weil es zwischen den Kisten mehr als ungemütlich war, zu Larrys Haus.
Sammy war inzwischen todmüde.
Die Krankheit, dann sofort der Umzug und noch die letzten Komplikationen waren zu viel gewesen.
Sie schlief auf der Couch ein, während Larry Pasta kochte. Er ließ sie schlafen, weckte sie aber dann doch, als das Essen fertig war.
Nach dem Essen schickte er sie sofort wieder ins Bett. Er selbst schlief wieder auf der Couch.
Am nächsten Morgen würde er den Lieferwagen zurückbringen und für Sammy würde ein neues Leben beginnen!
Enttäuscht, allein und auf sich gestellt!
Aber auch selbstständig – in einem Beruf, zwischen Kollegen und neuen Menschen, denen sie sich öffnen würde. Denn sie konnte nicht mehr zurück, sie musste lernen , ohne Dan und Jeannie zu leben!
In einer
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