Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
mich!
Also triff dich mit ihm und sprich dich aus. Mir ist nicht wohl dabei, wirklich nicht! Aber denke daran, dass in Zukunft du diejenige sein könntest, die wegen ihm unsicher ist. Wenn du ihn nämlich gegen die Avancen der restlichen Frauen auf dieser Welt verteidigen musst.
Himmel, ich wünschte, der Bursche wäre schon in Thailand oder noch besser auf einer kleinen Südseeinsel ohne Airport und mit einem defekten Schlauchboot!“
Sammy kicherte und Alex ‘ angespannte Miene lockerte sich etwas auf.
„Ich verspreche dir ganz ehrlich, dass ich all das bei meiner Entscheidung berücksichtigen werde.
Und wie gesagt, es kann auch sein, dass er sich im Termin vertan hat und heim nach Kingston fährt. Und ich sitze dann mutterseelenallein in meiner tristen Wohnung. Dann kannst du dir ja ins Fäustchen lachen.“
Alex lächelte ungläubig. „Ja, klar!“
Sammy grinste.
„Und jetzt überarbeite ich meinen Artikel. Ich schick ihn dir dann noch mal rüber, ja?“
Alex nickte.
Knistern
Vor der Redaktionssitzung traf sie sich wie so oft mit Larry zum Inline-Skaten.
Er erschien etwas abgehetzt, die braunen Locken wirbelten sich noch widerspenstiger als sonst. Er fuhr sich durch die Haare, als er Sammys belustigten Blick bemerkte.
„Entschuldige, es musste noch die Suchmeldung nach einem gefährlichen Räuber an die Presse gehen und ich hatte dazu die entsprechenden Papiere zu unterschreiben.“
„Ich kann mir irgendwie immer noch nicht vorstellen, dass du nicht mit allen Verbrechern Mitleid hast und ihre Verhaftungen in Zwangsurlaube umwandelst. Du siehst viel zu harmlos aus für einen Staatsanwalt!“
Sammy grinste. Sie saßen auf den Treppenstufen und zogen ihre Inliner und Schützer an.
Larry sah zu ihr auf, während er die Schnallen seiner Schuhe zuschnappen ließ.
Er sagte ernst:
„Dieser Typ hat gestern zwei Siebzehnjährige getötet!
Sie haben einen Ferienjob angenommen und er hat sie wegen lausigen 500 Dollar über den Haufen geschossen!“
Sammy sah betreten zu Boden.
„Entschuldige, aber ich habe dich einfach noch nie als Staatsanwalt gesehen, sondern immer nur als guten und vor allem endlos geduldigen Freund.“
„Auch guten Freunden kann mal der Geduldsfaden reißen, wie du weißt! Und dann werden sie ungemütlicher als alle finsteren Ganoven zusammen.“
Er seufzte und Sammy stutzte.
War das nur so dahingesagt oder steckte eine Botschaft hinter seinen Worten?
Larry erschien ihr heute wie unter Strom. Sie beschloss es zu ignorieren. Eine Zurechtweisung war genug.
Dann fiel Larry etwas ein.
„Gerade eben hat mich Tony noch angerufen – wegen Mansfield!“
Sammy sah ihn mit großen Augen an.
Larry zog Sammy hoch und fuhr fort:
„Wir sollten ein bisschen die Augen offenhalten, meinte er. Am Bahnsteig in Toronto wurde ein Mann fotografiert, der Will ziemlich ähnlich sieht.
Es ist allerdings nicht sicher. Es gibt keinen Einreisenachweis für ihn. Aber er kann natürlich auf eine ähnlich gerissene Weise ins Land gekommen sein, wie er es auch verlassen hat!“
Er spürte, dass ihre Hände zu zittern begonnen hatten und nahm ihr Gesicht in beide Hände.
Beschwörend sagte er:
„Es ist nicht sicher Will gewesen, Sammy. Lass uns nur einfach etwas vorsichtiger sein, in Ordnung?“
Sie nickte, war aber nicht überzeugt. Sie hatte das Gefühl, ihre Glieder wären steif vor Verspannung.
Sie liefen langsam, um sich aufzuwärmen, am See entlang, die übliche Runde durch den Parc du Mont Royal.
Sammy begann sich wieder wohl zu fühlen, die ganze Spannung der letzten Tage begann von ihr zu weichen und sie fing an „Ol´ Man River“ zu summen.
Sammy war ein Musical-Freak, auch wenn sie für viele Musikrichtungen ein offenes Ohr hatte.
Larry sah sie von der Seite an und dachte sich zum hundertsten Mal, wie reizend sie mit dem Lächeln auf den Lippen aussah, und wie wohltuend die für sie so erstaunlich dunkle, weiche Stimme war.
Heute erschien sie ihm gelöster als die ganzen letzten Tage und er fragte sich, ob der Grund dafür wohl ihr gestriges Treffen mit Dan war, von dem er natürlich erfahren hatte.
Er beschloss einen Frontalangriff.
„Wie lief es mit Dan?“
Das Summen hörte schlagartig auf und große dunkle Augen sahen ihn erstaunt an.
„Woher weißt du denn das schon wieder? Ich habe es doch selbst erst vorgestern erfahren, dass er da sein wird.“
„Von Alex! Er war etwas eifersüchtig angehaucht und wollte von mir wissen, wie groß die Gefahr eines
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