Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
zu Tode betrübt.
Eigentlich hätte sie überglücklich sein müssen, dass das liebevoll freundschaftliche Verhalten zwischen ihr und Dan trotz allem noch zu spüren war.
Beunruhigt war sie dagegen von dem Knistern zwischen ihnen ; das war neu und eigentlich viel zu aufregend.
Das schlechte Gewissen gegenüber Jeannie, dass sie überhaupt ein Knistern spürte, machte ihr ebenfalls sehr zu schaffen. Sie wusste auch nicht so recht, was sie mit der Verabredung anfangen sollte.
Vor allem, da ihr klar wurde, dass Dan nun eine klare Entscheidung forderte.
Wollte sie, dass er sich scheiden ließ und sie mit nach Thailand nahm? Dass der alte Traum wahr würde?
Sie gestand sich ein, dass seine Anziehungskraft auf sie nicht so sehr nachgelassen hatte, wie sie gedacht hatte.
Aber sie hatte gelernt, mehr auf sich selbst und auf ihre Zukunft zu achten.
Nachdem sie dreimal durch Hupkonzerte darauf aufmerksam gemacht worden war, dass die Ampel auf grün geschaltet hatte, beschloss sie das Ganze so gut wie möglich bis zum nächsten Tag zu verdrängen.
Sie schaffte es sogar sofort einzuschlafen. Die Nervosität, die sie vor diesem Abend gehabt hatte, forderte nun ihren Tribut.
Am nächsten Morgen war sie bereits früh in der Redaktion, tippte wie besessen an ihrem Artikel und schickte ihn per Intranet noch lange vor Redaktionsschluss an Alex.
Dieser bat sie kurz darauf, in sein Büro zu kommen. Gespannt nahm sie Platz und sah ihn an.
Er grinste ein bisschen und meinte:
„Nicht schlecht deine Übersicht über den Abend und auch deine Beurteilungen der neuen Botschafter!
Besser wäre es allerdings noch gewesen, man hätte nicht so sehr den Eindruck, dass du alle abgeklappert hast, sondern du hättest nur einige wichtige zukünftige Politgrößen herausgepickt.“
„Aber ich dachte, ich sollte bei diesem Aufgebot an Politgrößen mehr auf Quantität als auf Qualität achten.“
Alex hob gespiel t schockiert seine Augenbrauen.
„Dieses Motto bei unserer Zeitung? Lass das nur sonst niemand hören!
Ich stelle nur fest, dass du über Kanadas Zukunftsperspektiven in Thailand relativ wenige Worte verloren hast. Lag das an der Befangenheit der verfassenden Person?“
Er grinste sie spitzbübisch an und Sammy lachte.
„Gib doch zu, du bist einfach nur neugierig und mein Artikel ist gar nicht so schlecht!“
Nach einer Pause fragte Alex ganz ruhig:
„Er war also da?“
Sammy sah auf den ordentlichen Schreibtisch vor ihr.
„Ja.“
Aber Alex ließ nicht locker:
„ Bien , aber wie war er denn nun wirklich? Dein selbsterklärter Bruder natürlich, nicht der Abend.“
Sammy zögerte.
Sie wollte nicht alles preisgeben, das hätte Alex möglicherweise verletzt.
„Ich weiß nicht so recht. Einerseits sehr zwanglos, keine peinlichen Gesprächspausen, wie das sonst wohl bei einer solchen Gelegenheit sein kann.
Aber teilweise war es auch irgendwie so emotionslos. Er fragte mich gewissermaßen, ob ich seine und Jeannies Eheprobleme lösen könnte. Ich war kurz davor den Coursier zu blamieren, indem ich ihm meine Shrimps über den Smoking kippe!“
Sammy übertrieb absichtlich ein bisschen, denn Alex schien trotz seiner weltmännischen Abhandlung der Situation sehr angespannt darauf zu warten, dass Sammy dieses Frage-Antwort -Spiel entschärft.
Sie zögerte etwas, gestand aber dann:
„Wir treffen uns morgen Abend zum Essen.“
„ Warst du da nicht schon mit Larry verabredet?“
„ Nein, das war Samstag, aber du hast Recht, morgen ist ja schon Freitag. Ob das bei Dan ein Versehen war? Er würde doch sonst sicher nach Hause fahren.“
Alex sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an und schwieg. Sammy schluckte und sagte leise:
„Alex, ich muss es einfach klären, verstehst du? Es bringt keinem etwas, wenn ich beleidigt vor mich hin schweige.
Dan und Jeannie haben keine Chance, wenn ich nicht alles ganz deutlich ausspreche.“
O Gott, aber was wollte sie eigentlich aussprechen?
Wollte sie Dan tatsächlich endgültig den Laufp ass geben?
Wegen Jeannie oder warum eigentlich überhaupt? Oder sah sie es als ihre letzte Chance, ihn für sich zu gewinnen?
Alex sah sie prüfend an. Sie hatte das Gefühl, dass ihre gesamten Gefühle unverdeckt vor ihm ausgebreitet waren. Er seufzte:
„Sammy, ich gebe zu, ich verstehe eure Beziehung einfach nicht. Ist er dein Bruder oder nicht? Ist er ein sitzengelassener Liebhaber oder nicht? Hast du ihm den Laufpass gegeben oder nicht? Es ist alles e infach nur verwirrend für
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