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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Abigail sprechen, bitte.»
    «Ich fürchte, Miss Abigail ist fort, Sir.»
    «Fort?»
    «Mit unbekanntem Ziel, Sir.»
    «Verdammt noch mal!» versetzte Teddy wütend. «Mir können Sie das Ziel doch sicherlich verraten?»
    «Ich fürchte, dieses Ziel muß besonders Ihnen unbekannt bleiben, Sir.»
    «Oh», sagte Teddy. «Ich verstehe.» Er überlegte. «Danke, Sydenham.»
    Teddy trat wieder auf den Berkeley Square hinaus. Dort fand er eine leere Bank, setzte sich und kam sich reichlich dumm vor, besonders, weil er den Strauß Mimosen in der Hand hielt. Plötzlich stieß er einen Schrei aus. Eben war ihm die Geschichte mit dem Erdbeereis eingefallen. Er hätte wetten können, dieser widerliche Bursche George putzte es gar nicht mit einem Waschlappen von ihrem Kleid, als er eintrat. George war schon immer ein Frauenheld gewesen, überlegte Teddy schmerzerfüllt. Er verstand es, sie mit Geschichten über romantische Reisen zu den Inseln im Pazifischen Ozean oder, wenn das besser in seinen Kram paßte, irgendwohin an die Südküste zu beschwatzen.
    «Der Teufel hole ihn!» murmelte Teddy und knirschte so heftig mit den Zähnen, daß der Schmelz beinahe absprang.
    Dumm, wie man zugeben muß. Aber man braucht doch bloß an den von Wahnvorstellungen gehetzten Othello zu denken, der brüllend und mit Schaum vor dem Mund umhertobt und die Leute erwürgt, wenn selbst der jüngste Besucher der Schülervorstellung auf dem Stehplatz ihm sagen könnte, daß die Taschentuchgeschichte völlig harmlos ist.
    «Das wird er mir büßen», murmelte Teddy wütend.
    Er erhob sich und trat entschlossen den Rückweg zu seiner Wohnung an. Bloß einmal blieb er stehen, um dem Mann, der die Parkzettel am Fahrbahnrand ausschrieb, mit besten Grüßen die Mimosen zu überreichen.
     

9
     
    «Hallo!» rief Teddy, als die Lifttüren sich im Erdgeschoß von Eaton Square öffneten und Mrs. Gamewell stolz erhobenen Hauptes den Aufzug verließ. «Sind Sie heute schon so früh fertig?»
    «Ich will meine Arbeitspapiere», forderte Mrs. Gamewell.
    «Ihre Papiere? Ja, warum denn, um Himmels willen? Sie sind doch jetzt praktisch so lange ich zurückdenken kann bei uns?»
    «Feine Art, mit mir umzuspringen, das muß ich schon sagen», fuhr sie mit der Haltung einer Primadonna fort, die eben in Covent Garden mit Pfiffen von der Bühne vertrieben wurde. «Mein Mann wird noch ein Hühnchen mit Ihnen rupfen, darauf können Sie sich verlassen.»
    «Ach, gegen den Herrn in unserer Wohnung ist nichts einzuwenden», begriff Teddy. «Er ist mein Onkel Horatio aus Hongkong.»
    «Hongkong hat sich was! Dort droben ist das reinste Irrenhaus. Jawohl, ein Irrenhaus!» bekräftigte sie und schritt zur Haustür. «Da werden Sie noch viele Schwierigkeiten haben, glauben Sie mir!»
    Sie ließ einen ziemlich verdutzten Teddy zurück. Er betrat den Aufzug und fuhr hinauf.
    Trotz seiner wunden Seele hatte er auf dem Heimweg eingesehen, daß es nun erst recht wichtig war, seinen Onkel bei guter Laune zu halten. Er mußte ihn schon in eine wahrhaft königliche Stimmung versetzen, ehe er erwähnen durfte, daß der Londoner Zweig der Familie so bankrott war wie die englischen Bahnen und seine Braut sich mit seinem besten Freund aus dem Staub gemacht hatte. Er beschloß, dieses Geheimnis ein oder zwei Tage für sich zu behalten. Bis dahin konnte Onkel Horatio sich an das Londoner Klima gewöhnt haben und jene beträchtlichen Kapitalien würden aus Hongkong überwiesen sein. Vorläufig aber war das Frühstück wohl doch nicht ganz das richtige für den alten Knaben gewesen, selbst wenn er eine Portion Whispie Krispies bekommen hatte, denen immer eine kleine Raumrakete aus Plastik beigepackt war. Teddy hatte für seine eigene Person einen anspruchslosen Essensplan von Kartoffelpuffern und gebackenen Bohnen aufgestellt. Da er aber einsah, daß er für das Mittagessen etwas Exquisiteres bieten sollte, hatte er auf dem Sloane Square eine Dose Sardellen und einen ziemlich stark duftenden Camembert eingekauft.
    «Oh, ich bitte um Vergebung», rief Teddy erschrocken, als sich die Wohnungstür öffnete. Er schien sich abermals im Stockwerk geirrt zu haben.
    «Bittöh?» flötete ein ätherisch aussehender Jüngling mit rötlichem Backenbart und einer gestreiften Weste.
    «Ich - ich wollte in die Wohnung Mr. Brickwoods.»
    Der rötliche Jüngling musterte Teddy, als wäre er der Mann von der Müllabfuhr.
    «Ihr Name?»
    «Mr. Brickwood. Edward Brickwood.»
    «Augenblick. Ich will nachsehen, ob

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